Wie lange werden Produkte
noch "made in China" sein?

Steigende Löhne könnten es unattraktiv machen, Billigware in China zu produzieren

Chinesische Fabriksarbeiter verdienen mittlerweile mehr als jene in Brasilien oder Mexiko. Das kurbelt zwar den eigenen Konsum an, die Kosten für "Made in China"-Produkte steigen aber. Seine Menge an billigen Arbeitskräften war bisher Chinas größter Trumpf, nun könnten Fabriken etwa nach Kambodscha oder Myanmar abwandern.

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Umbruch - Wie lange werden Produkte
noch "made in China" sein?

Chinas Bevölkerung geht es immer besser. Und zwar nicht nur der bisher kleinen Mittelschicht, auch den hunderten Millionen an Fabriksarbeitern: Der durchschnittliche Stundenlohn in der Produktion stieg laut "Euromonitor" im letzten Jahr auf 3,60 Dollar. Das wirkt im Vergleich zu den USA (rund 26 Dollar pro Stunde) zwar wie sehr wenig, tatsächlich nähert sich China damit aber bereits dem Niveau mancher europäischer Länder an. Die Löhne sind in etwa fünfmal so hoch wie in Indien und auch höher als in vielen lateinamerikanischen Staaten wie Mexiko oder Brasilien. Laut CNBC liegen sie bereits "in einer Liga mit Ländern wie Portugal oder Südafrika".

Wird China Opfer seines eigenen Erfolgs?

Der Aufstieg der Volksrepublik zur wirtschaftlichen Weltmacht stützte sich vor allem auf eine enorme Menge an besonders billigen Arbeitskräften. Nur so konnten in den letzten 15 Jahren teilweise zweistellige jährliche Wachstumsraten erzielt werden. Unternehmen verlagerten besonders ab den 2000ern (China trat 2001 der WTO bei) Millionen von Industrie-Jobs aus Europa und Nordamerika auf die "Werkbank der Welt". Steigen die Löhne weiter, könnte China selbst nun eine ähnliche Abwanderung drohen. In Sri Lanka liegt der Stundenlohn in Fabriken nur bei 50 Cent.

Zur Gefahr für die chinesische Industrie könnten aber vor allem südostasiatische Länder wie Kambodscha oder Myanmar werden, deren Lohnniveau ebenfalls deutlich niedriger ist. Gerade bei Billigwaren rechnet es sich unter Umständen nicht mehr, sie in China fertigen zu lassen. Ökonomen der ANZ Bank schätzen laut "Vox", dass die Region China in "zehn bis fünfzehn Jahren" einholen könnte. Wachstumsraten wie in der Vergangenheit dauerhaft zu halten, wird für das Land unabhängig davon als entwickelte Volkswirtschaft bereits immer schwieriger. Die positiven Effekte des höheren Lohnniveaus (Chinesen geben mehr für die eigenen Produkte aus) könnten geringere ausländische Investitionen wohl nicht aufwiegen.

Regime befürchtet Proteste

In der Kommunistischen Partei Chinas sorgt das für Unruhe. Das extrem hohe Wirtschaftswachstum und der damit steigende Wohlstand garantierten auch, dass sich die Bevölkerung ruhig verhält. Bekommt der chinesische Aufstieg eine "Delle", erhöhe das die Gefahr von Protesten, befürchtet man. In den USA wiederum müsste sich Donald Trump nach einem neuen "Lieblingsfeind" umsehen. Er macht ja China regelmäßig dafür verantwortlich, amerikanische Jobs "zu stehlen". Ist das Reich der Mitte aber ohnehin schon zu teuer, würden die von Trump angedachten Strafzölle die Jobs wohl nur in andere, noch billigere Länder verlagern, nicht zurück in die USA.

Kommentare

Roland Mösl

China hat eine Identiäre Regierung. Es wäre ja so leicht billige Gastarbeiter anzuwerben. Aber China geht einen anderen Weg. Industrieroboter um die Produktivität zu steigern. Im übrigen kommt es auf die Kaufkraft und die lokalen Preise an. Da sind 3,60 wohl schon mehr wert als der deutsche Mindestlohn von 8,50.

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