Hallstatt steht bald auch in China

Stadt wird nachgebaut: Architekten reisen seit Jahren heimlich nach Oberösterreich

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Made in China - Hallstatt steht bald auch in China

"Ich bin erstaunt, aber nicht empört", sagt der Hallstätter Bürgermeister Alexander Scheutz zum Plan. Dass ein derartiger Plan im Gange war, habe er gewusst. Dass es aber schon detailgenaue Zeichnungen vom Projekt gebe, sei eine Überraschung gewesen.

Werbung für Hallstatt
Als Ortsvorsteher sieht Scheutz die Angelegenheit nicht sehr dramatisch. Die Gemeinde erhofft sich sogar ein Umsatzplus: "Ich glaube, dass es ein Tourismusmotor werden könnte." Für Juli wäre eigentlich die Präsentation des Projektes seitens der chinesischen Delegation geplant gewesen. "Ich hätte mir alles in Ruhe angesehen und dann mit der Bevölkerung gesprochen", erklärt Scheutz das ursprünglich geplante Vorgehen.

Ein "Geschenk" ist der geplante Hallstatt-Nachbau für die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Dachstein-Salzkammergut, Pamela Binder. Es sei eine "tolle Werbung", denn eine flächendeckende Bearbeitung des immer wichtiger werdenden chinesischen Marktes wäre aus finanziellen Gründen gar nicht möglich, erzählt sie.

Monika Wenger, Chefin des Hotels "Grüner Baum", hat die Pläne für das Großprojekt zu Gesicht bekommen, wie sie in der "Presse" erzählt: "Das sind Zeichnungen von verschiedensten Balkonbrettern, von Dachgiebeln, Fensterläden bis hin zur Pflasterung der Straßen und Plätze, Denkmäler, einfach alles. Diese Dokumentation ist genauer, als das, was ich bis dato im Museum gesehen habe." Wie sich herausstellte, waren vermutlich schon seit Jahren chinesische Architekten immer wieder für längere Zeit in der Gemeinde zu Besuch. Hallstatt ist in Asien und speziell in China sehr populär, jedes Jahr kommen tausende Touristen in die Ortschaft.

Die Beliebtheit und Bekanntheit soll für ein Wohnprojekt in der aufstrebenden, reichen Provinz Guangdong in der Nähe der Stadt Huizhou genutzt werden. Nachgebaut wird die evangelische Kirche, das Hotel "Grüner Baum", der Marktplatz mit seinen umgebenden Häusern, die Dreifaltigkeitssäule, der Badergraben und sogar der Hallstätter See - der allerdings nicht maßstabsgetreu.

Seitenverkehrte Kopie
Die seitenverkehrte Hallstatt-Kopie soll Geschäfte, Restaurants und Freizeitbetriebe beherbergen, rundum entstehen Ein- und Mehrfamilienhäuser in luxuriösem Stil. Über den Stand des Projekts gibt es unterschiedliche Angaben, laut einigen Aussagen soll der Baubeginn noch heuer erfolgen.

"Die rechtliche Lage muss noch überprüft werden", sagte Hans-Jörg Kaiser von ICOMOS Austria, einer Unterorganisation der UNESCO. Prinzipiell sei es aber legal, Gebäude zu fotografieren und dementsprechend nachzubilden.

Kommentare

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Hallstatt Würde mich nicht wundern, wenn es weitere geplante Kopien von Touristenattraktionen in China geben würde. Denn dann würden die tausenden Urlauber dorthin fahren und dem Staat bleibt mehr Geld. Und wenn dann hinterher auch noch zufällig das Original \'kaputt\' geht ist es auch kein Drama für die Chinesen, oder ? Staatsanleihen werden gekauft, Weltkulturerben kopiert, der Rohstoffmarkt leergefegt, usw. Hat noch niemand den Masterplan durchschaut ?

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Re: Hallstatt Oh ja mein Freund aber leider zu wenige. Vielleicht heißts bald wieder Auge um Auge, Zahn um Zahn?

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