Der Tod als Niederlage

Kabarett-Altmeister ist im "Un Ruhe Stand" und feiert Erfolg durch fehlende Gelassenheit

von Lukas Resetarits - Der Tod als Niederlage © Bild: Katrin Werzinger

Das Setting bleibt auch diesmal betont minimalistisch: Begleitet von seinem langjährigen Partner Robert Kastler an "der Zauberorgel" tänzelt Resetarits zwischen schwarzem Paravent sowie einem Tischchen für die Gedankenstütze hin und her, erzählt, dass er sich ja eigentlich erst wie um die 30 fühlt und kann mit einem Faschingsball im Seniorenheim, wo man gehbehinderten Seeräubern mit Rollator und aufgrund der hohen Lebenserwartungen mittlerweile drei Generationen begegnet, so gar nichts anfangen.

Alter meist präsent
Themen werden etliche angeschnitten, das Alter ist aber meist im Hintergrund präsent. Heute wird der Tod ja bereits als Niederlage angesehen. "Man möchte alt werden und jung bleiben", philosophiert Resetarits, der auch gleich das passende Rezept parat hat: immer an der Hungergrenze leben, und kalt muss es natürlich sein. "Arbeitslager ohne daschlogn praktisch." Wenn dann aber die Haare an unmöglichsten Stellen zu sprießen beginnen und sich "im Wellnessbereich die neandertalerartigen Wucherungen der Leute" offenbaren, wird man mit den Nachteilen der eigenen Vorstellungskraft konfrontiert.

Selbsthypnose als Geduldsprobe
Lange hält sich Resetarits bei den einzelnen Abschnitten allerdings nicht auf, springt zwischen Nachkriegszeit und heute hin und her und läuft speziell nach der Pause zur Hochform auf. Der Niedergang des Kommunismus wird da lustvoll mit dem Lebenstraum vom Einfamilienhaus verbunden, zwei Österreicher mit Migrationshintergrund träumen bei der Lektüre von "buntscheckigen Medienprodukten" vom Sieg eines Türken für Österreich bei der Vier-Schanzen-Tournee und die Selbsthypnose des Kabarettisten wird zur Geduldsprobe.

Nicht alles sitze, aber Niveau hoch
Nicht alles sitzt an diesem Abend, nicht jede Pointe ruft die gewünschte Reaktion hervor, aber Lukas Resetarits kann auch im 35. Jahr seiner Kabarettkarriere das hohe Niveau eindrucksvoll halten. Am Ende gab es vom bis auf den letzten Platz gefüllten Auditorium frenetischen Applaus sowie die Gewissheit, dass es wohl einem genetischen Fehler zu verdanken ist, dass Resetarits nach wie vor in unverkennbarer Manier den Sprachjongleur gibt: "Mir fehlt offenbar die Gelassenheit." Bleibt zu wünschen, dass er sie auch für Programm Nummer 25 nicht findet.