Wenn MitarbeiterInnen lügen

Warum sie es tun, wie man es erkennt und wie man vorbeugt

Warum lügen Menschen in der Arbeit und wie kann man als ChefIn Unwahrheiten enttarnen? Oder im besten Fall, ein Arbeitsumfeld, das auf Ehrlichkeit basiert, schaffen. Markus Schollmeyer, Jurist, Coach und Gründer des Instituts für Gerechtigkeitsforschung gibt Antworten.

von Lügen © Bild: iStockphoto
Markus Schollmeyer
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Markus Schollmeyer ist seit 30 Jahren zugelassener Rechtsanwalt und seit 15 Jahren als Coach in München tätig. Seit Gründung seines Instituts für Gerechtigkeitsforschung ist er in Medien und auf Kongressen gefragter Redner und Experte zu den Themen Fairness, Gerechtigkeit und soziale Intelligenz. Neben seinen Mitgliedschaften in diversen Vereinen und Verbänden engagiert er sich als (Mit)Gründer zahlreicher Start-ups weltweit. 2019 war er Experte in der Sat-1-Sendung »Ungelogen – das ehrlichste Gespräch«, die den Impuls zum vorliegenden Buch gab.

Sie schreiben in Ihrem Buch von „einer Zeit, in der es schwerfällt, sogar Staatsoberhäuptern Glauben zu schenken“. Wird heute mehr gelogen als früher?
Das würde ich so nicht sagen, wenn man daran denkt, wie der Zweite Weltkrieg angefangen hat, nämlich mit einer fetten Lüge. Also gelogen wird immer gleich, nur die Richtung ist eine andere. Staatsoberhäupter lügen heute für ihren eigenen Machterhalt. Früher hat man für politische Schachzüge gelogen.

Sie schreiben auch „Ehrlichkeit ist eine Lebenseinstellung. Man entscheidet sich für sie oder nicht.“ Hat das nichts damit zu tun, wie das etwa von Eltern vorgelebt wurde?
Es gibt ja auch Menschen, die wachsen als Fleischesser auf und entscheiden sich dann, Vegetarier zu werden, so würde ich das vergleichen. Es ist meine eigene Entscheidung. Wenn ich im Lügenumfeld aufwachse, dann kann ich mich entscheiden und sagen: Ich möchte das nicht.

Lügen am Arbeitsplatz: Wie schaffe ich als ChefIn eine ehrliche Arbeits-Umgebung?

  • Transparenz
  • belohnen statt bestrafen
  • miteinander statt gegeneinander arbeiten

Sobald ein Konkurrenzkampf erzeugt wird, besteht die Verlockung, sich durch alle möglichen Mittel einen Vorteil zu verschaffen. So wie im Sport, wo Wettkämpfer dann zu dopen beginnen.

Als ChefIn sollte man eine Atmosphäre schaffen, in der es nicht um Ellbogentaktik oder sonstige Vorteile geht, sondern auf folgende Werte achten: Transparent, Vertrauen Miteinander und Gemeinsamkeit. Das mag ein bisschen romantisch klingen, aber so könnte es funktionieren. Dazu muss man die Ehrlichkeit als Lebenseinstellung auffassen.

Wie erkenne ich, ob mich ein/e MitarbeiterIn anlügt? Was gibt es hier für Anzeichen?
Dazu gibt es die BACON-Methode (diese wird in Schollmeyers Buch "Lüg mich nicht an!" - siehe unten - genau beschrieben) , aber grob gesagt: Die Lüge löst bei vielen Menschen Nervosität oder Unwohlsein aus und das kann man erkennen. Wenn sich jemand unwohl fühlt, vielleicht sogar zum Schwitzen anfängt, kann man das etwa schon als Ansatzpunkt nehmen, einmal genauer nachzufragen.

Das Buch erhalten Sie hier (*).

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Wie sehr soll/kann man sich auf sein Bauchgefühl verlassen, wenn man das Gefühl habe, angelogen zu werden?
Das kommt auf das Bauchgefühl an, das kann man so pauschal nicht sagen. Das muss man strukturiert angehen. Die Leute wollen es sich einfach machen mit dem Bauchgefühl, aber das funktioniert leider nicht.

»Die Leute wollen es sich einfach machen mit dem Bauchgefühl, aber das funktioniert leider nicht. «

Was sind die häufigsten Ursachen für Lügen am Arbeitsplatz?
Angst vor Konsequenzen oder Fehler zugeben zu müssen

Wenn ich eine/n Mitarbeiter/In/Kollegen/Kollegin bei einer Lüge ertappe, wie ich dann am besten vor?
Das kommt darauf an, was für ein Klima herrschen soll. Wenn viel gelogen wird und man das massiv beseitigen will, dann öffentlich machen. Den anderen zeigen, dass man damit nicht spaßt. Das erhöht dann die Konsequenz, die anderen werden noch nervöser, wenn sie lügen sollten, weil sie die Konsequenz fürchten und man kann eine Lüge leichter erkennen. Das ist die Kehrseite der Medaille.

Ist es nicht besser, die Person, die lügt, zunächst direkt anzusprechen?
Das kommt auf die Lüge darauf an. Ist es etwas Massives oder etwas anderes? Wenn jemand zum Beispiel KollegInnen denunziert oder ähnliches: Null Toleranz. Es kommt also auf den Kontext an.

Welche gängigen Irrtümer gibt es beim Thema „Lügen enttarnen“?
Die Augen. Oft heißt es, wenn man nach oben links oder oben rechts schaut, lügt man. Und jemand, der einem starr ins Gesicht schaut, lügt nicht. Das ist ein kompletter Irrtum.
Und: Arme verschränken hat auch gar nichts mit Lügen zu tun.

Wurde man selbst bei einer Notlüge ertappt: Wie verhält man sich am besten?
Die Motivation erklären, warum man es gemacht hat.

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ ist ein gängiger Spruch. Ist das tatsächlich auch gerechtfertigt? Lügt man immer wieder, wenn man einmal gelogen hat?
Das kommt auf den Kontext an. Das kann man pauschal nicht sagen.