Lücken schließen, Kinder schützen:
Impfplan für Frauen erstellt

Gynäkologen sollen beraten

Frauen sollten speziell vor und während einer Schwangerschaft besonders vor Infektionen geschützt werden. Aus diesem Grund haben Gynäkologen auf Basis des allgemeinen Impfplans einen eigenen Frauenimpfplan erstellt, der helfen soll, bestehende Empfehlungen auf die eigene Lebenssituation herunterzubrechen. Die Beratung soll durch Gynäkologen erfolgen.

von Impfung © Bild: Thinkstock/iStock

Zusammengestellt wurde der Plan von der österreichischen Kommission der European Society for Infectious Deseases in Obstetrics and Gynaecology (Esidog, Europäische Gesellschaft für Infektionskrankheiten in Geburtshilfe und Gynäkologie). Darin geht es unter anderem um die Schließung von Impflücken und die Immunisierung gegen die saisonal auftretende Influenza. Grippe könne ebenso wie Masern zu Komplikationen in der Schwangerschaft und zu einem niedrigeren Geburtsgewicht bei Babys führen, warnten Mediziner am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Sie gehen davon aus, dass Frauen, die sich selbst impfen lassen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Impfungen entwickeln und zu "Impfmanagerinnen" für ihre Familie werden.

Bei Masern wäre laut WHO eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent notwendig, um die Infektionskrankheit zu eliminieren. Diese Rate werde bei Kindern durch die erste Masern-Mumps-Röteln-Immunisierung erst im Alter von sechs Jahren erreicht, bei der notwendigen zweiten Teilimpfung liege sie zehn Prozentpunkte darunter, sagte die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. "In Österreich hat es heuer 85 Fälle von Masern gegeben", erläuterte die Medizinerin. Infiziert würden überdurchschnittlich häufig Kinder bis zu fünf Jahren und junge Erwachsene. "In der Gruppe der jungen Erwachsene, die in den 1980er- und 1990er-Jahren geboren wurden, sind die Durchimpfungsraten generell niedrig, zusätzlich wurde ein Drittel der Jahrgänge vor 1990 nur einfach geimpft", erläuterte Redlberger-Fritz.

Masern - die Infektionskrankheit könnte schon längst ausgerottet sein, da die Erreger als einzigen Wirt den Menschen haben - seien weit ansteckender als Influenza oder Ebola, erklärte die Virologin. Während ein Grippekranker statistisch gesehen vier Menschen infiziert und ein Ebola-Patient zwei, sind es im Fall von Masern 18 Leute, an die ein Kranker das Virus weitergibt. Die Komplikationsrate liegt bei 20 Prozent, am häufigsten sind Mittelohrentzündung, Bronchitis und Lungenentzündung. In 0,1 bis 0,2 Prozent der Fälle tritt eine Gehirnhautentzündung auf, die zu 25 Prozent tödlich verläuft.

Als idealen Ansprechpartner in Sachen Impfungen sieht Herbert Kiss, Präsident der Esidog Österreich, die Gynäkologen. Das seien jene Ärzte, zu denen Frauen regelmäßig gehen. Sie erhalten nun den Frauenimpfplan, das Beratungsgespräch werde allerdings nicht von der Krankenkasse bezahlt, sagte Kiss, der Initiator des Projekts. Ein weiteres Anliegen ist den Medizinern die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, der durch die Humane Papilloma Viren (HPV) ausgelöst wird. Seit einem Jahr wird in Österreich mit einem neuartigen Vakzin geimpft, das zu 90 Prozent vor einem Zervixkarzinom schützt und im Rahmen des Kinderimpfprogramms gratis ist, wie Elmar Joura von der MedUni Wien erklärte. Bei einer flächendeckenden Impfung könnten in Österreich jährlich etwa 200 Todesfälle vermieden werden.

In Sachen Screening empfiehlt Joura bei Frauen ab 30 die Durchführung eines HPV-Tests zusätzlich zum PAP-Test, bei dem nach Angaben des gynäkologischen Onkologen etwa 50 Prozent aller krankhaften Veränderungen übersehen werden. HPV-Tests sollten aktiv vom Gynäkologen angeboten und alle fünf Jahre durchgeführt werden. Dieser Test wird ebenfalls nicht von den Kassen bezahlt.

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