Wer genau war Ludwig II.?
Schon mit seiner Geburt sorgte er für Schlagzeilen. Denn Ludwig II. kam am 25. August 1845 - genau am Geburtstag seines Großvaters - zur Welt. Er stammte aus dem Hause der Wittelsbacher.
"Die Niederkunft erfolgte in derselben Nacht, ja derselben Stunde, in der unser König zur Welt kam", meldet die Allgemeine Zeitung damals und erkennt darin eine "höhere Fügung". Diese sollte sich jedoch nicht bewahrheiten. Ludwig II. sollte ein Leben lang das Versagen anheften.
Er vermisste die Liebe seines Vaters
Die Beziehung zu den Eltern war zumindest väterlicherseits von Distanz bestimmt. Ludwigs Hang zu Selbstverherrlichung und Hochmut missfiel dem Vater.Die väterliche Ablehnung sollte Ludwig noch lange beschäftigen.
Sein Vater starb überraschend nach kurzer Krankheit am 10. März 1864. Noch am selben Tag - im Alter von 18 Jahren - wurde Ludwig II. zum König von Bayern proklamiert.
Interessant: Bei den Trauerfeiern für seinen Vater Maximilian sah man den neuen König erstmals in der Öffentlichkeit. Mit seinen 1,93 m war Ludwig, für die damalige Zeit, außerordentlich großgewachsen und gewann rasch die Sympathien des Volkes.
Wichtiges Detail: Wie lange ihn die angespannte Beziehung zu seinem Vater belastete, zeigt ein Brief den er an den Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn schrieb: „Stets hat mich mein Vater de haut en bas (z.dt. von oben herab) behandelt, höchstens en passant (z.dt. im Vorbeigehen) einiger gnädiger kalter Worte gewürdigt“. Als Ludwig diese Zeilen schrieb war allerdings schon 30 Jahre alt und sein Vater bereits 12 Jahre lang tot.
Warum nennt man ihn Märchenkönig?
Während ihm politischer Weitblick fehlte, bewirkte Ludwig in Architektur und Musik Großartiges. Seine Bauwerke sind noch heute beliebte Touristenziele. Zudem unterstützte er den Komponisten Richard Wagner mit großen Geldsummen und errichtete ihm sogar ein Opernhaus.
Seine Liebe zur Kunst war nur eine Seite der Medaille. Er musste auch unliebsame militärische Pflichten erfüllen. Seine Größe Schmach erlitt er im Krieg gegen Preußen. Das bayrische Heer kämpfte - gezwungen durch die Bündnispflicht - an der Seite von Österreich. Sie unterlagen mit Pauken und Trompeten. In Folge muss Bayern Grenzgebiete abtreten und Kriegsentschädigung zahlen.
Rätselhafter Tod im See
Noch mehr als zuvor, zog sich der König in seine Schlösser zurück, wo er seine romantischen Ideen und kostspieligen Baupläne verfolgte, für die er sich verschuldete. Oftmals arbeitete er in der Nacht, was ihm den Namen "Mondkönig" bescherte.
Nach seiner Entmündigung 1886 starb er wenige Tage später unter ungeklärten Umständen im Starnberger See. In der offiziellen Version hat Ludwig "Selbstmord durch Ertrinken" begangen. Ebenfalls tot aufgefunden wurde sein Leib- und Nervenarztes Dr. Gudden. Niemand weiß, was wirklich geschah.
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Ludwig und seine Sexualität
Ein weiterer rätselhafter Aspekt sind die Spekulationen um seine intimen Neigungen. Ludwig war nie verheiratet, verlobte sich aber aus einem spontanen Entschluss heraus mit der um zwei Jahre jüngeren Herzogin Sophie Charlotte in Bayern. Sie war die jüngste Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi).
Doch so schnell die Liebe aufflammte, war sie auch schon wieder vorbei. Es kam zu Verstimmungen zwischen dem König und Sophie Charlotte, die Heirat wurde abgesagt. Es machten andere Gerüchte die Runde.
Demnach wurde Ludwig Homosexualität nachgesagt. Der deutsche Ludwig-Kenner und Schriftsteller Alfons Schweiggert unterstützt diese These. Er ist überzeugt, dass sich Ludwig zu Männern hingezogen fühlte, manche bewunderte und homoerotische Gefühle entwickelte.
Körperliches: Nur das war erlaubt
Körperliche Kontakte hätten sich jedoch großenteils auf Umarmungen reduziert. Denn laut Schweiggert besaß Ludwig II."eine narzisstische Persönlichkeit" und sei infolgedessen nicht fähig gewesen überhaupt Beziehungen zu führen.
„Bei Küssen empfand er bereits entsetzliche Schuldgefühle“, schreibt der Autor. Diese Behauptung geht aus Briefen und Tagebucheinträgen des einstigen Herrschers hervor. Undenkbar sei für Ludwig sexueller Kontakt gewesen – sei es mit Männern, sei es mit Frauen.
Demnach könne dem Märchenkönig keine homosexuellen, sondern allenfalls homoerotische Verhaltensweisen nachsagen. Die ganze Wahrheit wird wohl nie ans Licht kommen, egal wie sehr Historiker bemüht sind vorhandene Quellen auszuwerten.
Ein menschliches Detail ist jedoch glaubhaft und nachvollziehbar: Ludwig wollte geliebt werden und schwärmerisch lieben, auch wenn seinen erdachten Engeln die Flügel fehlten, um es mit Ludwig zu sagen: „Wozu auch? Man kann’s erträumen“