London droht wegen Brexit problematischer Banken-Abzug

Nationalbankchef: Europäer werden nicht zusehen, dass Chaos entsteht

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Bei einer Börsenveranstaltung in Wien merkte Nowotny am Mittwochabend an, dass sich gerade in London die Sicht auf Österreich und auf die Banken hier dramatisch verbessert habe. Der Hypo-Alpe-Adria-Komplex habe hier ja wie eine dunkle Wolke gewirkt.

Hoffnungen auf einen Zuzug der jetzt noch in London ansässigen Europäischen Bankenaufsicht (EBA) nach Wien nährte Nowotny nicht. "Wir haben uns darum bemüht", sagte er, aber man solle die Chancen nicht überschätzen. Frankfurt sei da massiv unterwegs. Das Hauptinteresse der österreichischen Regierung gelte ja einer größeren Agentur, der Arzneimittelagentur.

Sorgen wegen des Brexit hat Nowotny vor allem wegen des Zeitdrucks. Die Verhandlungen mit London sollen nach jetzigen Verträgen innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein. Das sei ein enormes Zeitproblem. Es wäre zwar möglich, um ein Jahr zu verlängern, der Notenbanker sieht indes auch die Gefahr, dass ein "vertragsloser Zustand" entsteht. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man zuschaut, wie die Dinge ins Chaos gleiten. Man wird schon was finden." Aber sehr beruhigend sei das nicht.

Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) meinte, wenn Großbritannien so weitermache, dann werde es zu "Little England" schrumpfen. Er sei sich nicht sicher, dass am Ende der Verhandlungen die Bedingungen so sein werden, dass das Vereinigte Königreich wirklich austritt.

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