Diese Tücken des Saisongeschäfts! In der einen Jahreszeit wird man gestürmt und arbeitet nonstop. Und in der anderen? Da zahlt sich das Aufsperren kaum aus. Beide Extreme sind beinhart. Eissalonbetreiber wie Anton Rusnak können davon ein Lied singen. Wobei der Chef von Anton’s Eiswelt in Ober Sankt Veit sich diesem Dilemma nicht kampflos ergeben wollte. Statt eines verwaisten Eissalons setzte er mit Beginn der kalten Jahreszeiten auf eine Frühstückskarte und öffnet an mittlerweile vier Tagen die Woche auch abends. Dann steht der Chef höchstpersönlich in der Küche und kredenzt ein Vier-Gänge-Menü. Motto: „Nouvelle Cuisine trifft Eiskunst“. 35 Euro zahlen Gäste dafür, 26 Euro kostet die Zwei-Gänge-Variante und 15 Euro die dazu passende Weinbegleitung. Das ist fair kalkuliert. Und trotzdem geht die Rechnung nicht hundertprozentig auf.
Woran das liegt? Rusnak, der zuvor in so renommierten Restaurants wie dem Palais Coburg oder im Hamburger Le Canard gekocht hat, will auch in seinem Lokal gehobene Küche servieren. Ein Anspruch, der von der etwas gar steifen Kellnerattitüde bis zur superschick angerichteten Vorspeise spürbar ist, aber nicht wirklich bei den Geschmacksknospen ankommt.
So richtig gut sind genau die Gerichte, die bodenständig ausfallen, etwa Rote-Rüben-Suppe mit hausgemachtem Krenbrot oder Apfelkuchen-Eis.
Jakobsmuschelige Entrées und hypermodernes Geschirr mit aufgerauter Oberfläche (ein Albtraum, wenn das Schneiden am Teller wie quietschende Kreide auf der Tafel klingt) sind in so einem netten Lokal eher fehl am Platz.
Anton’s Tafel
Hietzinger Hauptstraße
174
1130 Wien
Mi. bis Sa., ab 18 Uhr
www.antons.at