Linzer Forscher erzeugen aus Speiseresten Kohle

Alternativer Weg für die Entsorgung von Speiseresten in der Gastronomie

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Forscher der Universität Linz zeigen im Fachjournal "Bioresource Technology Reports" nun einen alternativen Weg auf, mit dem Gastwirte in Zukunft selbst die Abfälle in Kohle umwandeln und etwa als Zusatzbrennstoff für die Heizung verwenden könnten.

Die natürliche Entstehung von Kohle ist ein Prozess, der mehrere Millionen Jahre dauern kann. Dabei wird Biomasse zumeist tief unter der Erde, abgeschlossen von Luft und bei geeignetem Druck und passender Temperatur langsam in feste, fossile Brennstoffe umgewandelt. Besteht das resultierende Gestein zu mehr als fünfzig Prozent aus Kohlenstoff, spricht man von Kohle.

Im Labor lässt sich der Prozess unter Erhitzung auf etwa 200 Grad Celsius und einem Druck von zehn bis 40 bar jedoch drastisch beschleunigen. Innerhalb weniger Stunden entsteht so eine nasse Substanz, die nur noch getrocknet werden muss, um dann als Kohle verbrannt werden zu können. "Das Wasser ist eine wichtige Zutat bei der Carbonisierung", erklärt Anna Stadler vom Institut für Medizin und Biomechatronik der Universität Linz, eine der Autorinnen der Studie, gegenüber der APA. "Aber gerade in Speiseabfällen ist davon ja reichlich enthalten."

Dieser als Hydrothermale Carbonisierung bezeichnete Prozess ist bereits seit über hundert Jahren bekannt und geht auf den deutschen Chemiker und Nobelpreisträger Friedrich Bergius (1884-1949) zurück. "Die Methode wurde lange Zeit schlichtweg ignoriert", so Stadler. "Erst seitdem die Beschränktheit unserer Ressourcen verstärkt in unser Bewusstsein drängt, werden solche Ideen auch wieder verfolgt."

Den Forschern geht es bei ihrer neuen Entwicklung vor allem um Praxistauglichkeit. Speiseabfälle aus der Gastronomie müssen in Österreich nicht nur fachgerecht entsorgt, sondern bis zur Abholung etwa auch gekühlt gelagert werden. Die meisten davon landen schließlich in großen Biogasanlagen, wobei zum Teil auch noch eine sogenannte Hygienisierung nötig ist, bei der durch Erhitzen mögliche Krankheitserreger abgetötet werden.

"Dieser ganze Aufwand ist natürlich mit Kosten verbunden", sagt Stadler. "Unser System dagegen wäre darauf ausgelegt, dass jeder Gastwirt seine Abfälle selbst verarbeiten und dann auch die gewonnene Kohle selbst nutzen kann." Den Berechnungen der Forscher zufolge sollte sich die neue Methode auch für Kleinstanlagen mit einem Füllvolumen von nur 50 Litern innerhalb weniger Jahre finanziell rentieren.

Zur Zeit lassen die rechtlichen Voraussetzungen in Österreich die Verarbeitung von Speiseresten direkt vor Ort allerdings noch nicht zu. "Wir hoffen aber mit unserer Arbeit einen Impuls zu setzen für eine einfachere Art der Entsorgung, die ohne Transportkosten und aufwendige Lagerung auskommt", so Stadler.

(S E R V I C E - Internet: http://dx.doi.org/10.1016/j.biteb.2018.04.009)

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