Gefährliches 50/50

Wenn der Mann im Haushalt hilft, steigt das Scheidungsrisiko

von Mann und Frau beim Abwaschen © Bild: Corbis

Die Scheidungsrate in Ehen, in denen die Hausarbeit gerecht auf beide Partner aufgeteilt ist, ist um 50 Prozent höher als jene von Paaren, in denen nur die Frau für diesen Bereich zuständig ist. Dies hat eine aktuelle norwegische Studie "Equality in the Home" ergeben. Thomas Hansen, Co-Autor der Studie, erklärt: "Eigentlich würde man annehmen, dass Trennungen eher in Beziehungen mit einem Ungleichgewicht in diesem Bereich auftauchen. Unsere Statistiken zeigen aber genau das Gegenteil." Die Ergebnisse seien ganz eindeutig: "Je mehr ein Mann im Haushalt erledigt, desto höher ist die Scheidungsrate."

Modernes Rollenbild hinderlich

Die Paare, die dieselben Rollen und Aufgaben teilen, sollen demnach einfacher in Diskussionen und Streitigkeiten geraten. Dies könnte auf die moderne Auffassung einer Ehe von heute zurückzuführen sein, die in weniger Respekt resultiert. Hansen erklärt: "Klare Rollen sind oft eine gute Sache, weil man sich nicht gegenseitig auf die Zehen steigt." Wenn beide Partner die gleiche Verantwortung im Haushalt haben, könne dies zu Streits führen - vor allen Dingen, wenn einer von beiden das Gefühl hat, dass er mehr erledigt als der andere.

Wiener Therapeut widerspricht

Im Gegensatz zu der norwegischen Studie stehen die Aussagen des Wiener Paartherapeuten und Buchautors Roland Bösel. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Paare, die sich bestimmte Themen wie Beruf, Kinder oder Hausarbeit teilen, prinzipiell eine längere Beziehung aufzeigen", betont er im Interview. Das gegenseitige Stützen helfe beim Gelingen einer stabilen Beziehung. Dabei soll schon allein das Zeigen von Interesse und die Frage nach Hilfe bei der Hausarbeit vonseiten der Männer zu einer besseren Gefühlslage der Frauen führen. "Wichtig ist es, Gefühle zu zeigen", so der Autor des Buches "Leih mir dein Ohr und ich schenk dir mein Herz".

Einsamkeit oft Beziehungskiller

"Das Hauptproblem am Scheitern von Beziehungen ist die Vereinsamung", führt Bösel seine Sicht der Dinge aus. Wenn die Frau das Kind als Haupttätigkeitsfeld hat und der Mann in einer beruflichen Fixierung steckt, komme es zu einer Vereinsamung beiderseits, was wiederum zur Scheidung führe. "Die Ehen sind heute sogar besser als früher, aber man trennt sich viel leichter", so der Paartherapeut. Viele leben demnach in einer Wegwerfgesellschaft, die nicht gelernt hat, mit Problemen umzugehen. "Wenn unser Handy kaputt geht, werfen wir es weg und kaufen uns ein neues", erklärt Bösel. So geschehe es auch mit einer Beziehung. Sobald diese nicht mehr funktioniert, greife man lieber zur nächsten als die bestehende problematische zu "reparieren".

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