Letzter Ausweg aus Konflikt mit Friedman: Wird jüdischen Schule in Wien geschlossen?

Muzicant sieht Tatbestand der Religionsstörung Wiener Stadtschulratspräsidentin mischt sich nicht ein

Letzter Ausweg aus Konflikt mit Friedman: Wird jüdischen Schule in Wien geschlossen?

Der Ausschluss der Friedman-Kinder aus der Schule sei aus mehreren Gründen erfolgt. Vor allem lebe die Familie nicht nach den strengen Regeln der orthodoxen Juden, was jedoch Voraussetzung des Besuchs in dieser Schule sei, so Muzicant, der betonte, dass auch seine Kinder und Enkelkinder diese Schule nicht besuchen könnten, weil auch er diese strengen religiösen Regeln nicht einhalte. Außerdem habe Friedman seit Monaten bzw. Jahren das Schulgeld nicht bezahlt. Friedman sei auch aus der IKG - die die Schule subventioniere - ausgeschlossen worden, so Muzicant. Nicht zuletzt wird der Schul-Ausschluss auch mit der Teilnahme Friedmans an der Holocaustleugner-Konferenz in Teheran begründet.

Es sei schließlich zu einem "massiven Konflikt" mit der gesamten Lehrerschaft und Elternschaft der Schulkinder gekommen. Die Eltern hätten erklärt, ihre Kinder aus der Schule herauszunehmen, falls die Töchter Friedmans die Schule besuchen sollten, berichtete Muzicant.

Nach einer Einstweiligen Verfügung des Wiener Oberlandesgerichts (OLG), die bis zur Klärung des Sachverhalts einen Besuch der Friedman-Kinder in der Talmud-Thora-Schule vorsieht, versucht der umstrittene "Rabbi" tagtäglich, seine Töchter in die Schule zu bringen, wodurch es laut Schuldirektor Tibor Steiner zu "täglichen Tumulten" komme. Der Unterricht sei gestört, "es geht nicht mehr".

Die Einstweilige Verfügung des OLG wurde in dem Pressegespräch von Muzicant heftig kritisiert, weil es zu keiner Anhörung der Schule bzw. des Schulerhalters in dem Verfahren gekommen sei. "Das ist ein schwerer Eingriff in die Rechte der Schule, der Schüler und Eltern sowie der Kultusgemeinde", so der IKG-Präsident. "Ich kann und werde nicht zulassen, dass ein Oberlandesgericht meinen Brüdern vorschreibt, welche Kinder diese Schule besuchen dürfen. Wir können dieses Urteil nicht honorieren und werden es mit allen Mitteln bekämpfen", so Muzicant, der den "Tatbestand der Religionsstörung" sieht.

Falls nach den Osterferien der Konflikt nicht gelöst ist, könnte die Talmud-Thora-Schule zusperren. Muzicant betonte, dann eine neue orthodoxe jüdische Schule mit einem neuen Standort zu gründen. Die Talmud-Thora-Schule in der Malzgasse bestehe seit 150 Jahren und sei nur während der NS-Zeit geschlossen gewesen.

Friedman besteht auf Talmud-Thora-Schule
Als "Lügengebäude" hat Friedman die Argumentation der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) rund um den Ausschluss seiner vier Töchter aus der Talmud-Thora-Schule bezeichnet. Wie er auf Anfrage der APA erklärte, bestehe er darauf, dass seine Töchter in diese Schule aufgenommen werden, da sie als orthodoxe Juden nur diese Schule besuchen dürften.

Friedman: "Der Kultusgemeinde geht es nur um die Bestrafung der Kinder, weil ich an der Holocaust-Konferenz in Teheran teilgenommen habe." Das sei "Sippenhaftung", was auch das Oberlandesgericht (OLG) in seiner Begründung der Einstweiligen Verfügung festgehalten habe. Auch das Argument, kein Schulgeld bezahlt zu haben, sei falsch. "Kein Jude muss in Wien Schulgeld bezahlen", so Friedman.

Stadtschulrat mischt sich nicht ein
Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl wollte sich bei dem Pressegespräch in den Rechtsstreit nicht einmischen, stellte jedoch klar, dass laut Privatschulgesetz private Schulen Gründe für die Aufnahme und für die Beendigung des Schulbesuchs vereinbaren können. Im konkreten Fall habe sich bereits der Schulbezirksinspektor eingeschalten, da der Stadtschulrat die Einhaltung der Schulpflicht zu kontrollieren habe. Vor wenigen Tagen seien den vier Friedman-Töchter öffentliche Schulen in Wien-Leopoldstadt zugewiesen worden. Falls die Familie Friedman der Schulpflicht in angemessener Frist nicht nachkommen sollte, werde das Jugendamt eingeschalten.

(apa/red)