Letzter Ansturm auf Francos Grab

Tausende besuchen vor Exhumierung Mausoleum

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Aus der Pilgerstätte der Rechten soll nach den Plänen der sozialistischen Regierung ein Ort der Versöhnung werden. Ein 150 Meter hohes steinernes Kreuz thront über der imposanten Anlage im "Tal der Gefallenen". Das Grab liegt in einer riesigen Basilika, die in einer künstlichen Höhle in den Berg gebaut wurde.

Javier Botía und seine Partnerin Ángeles Abellán aus dem südspanischen Murcia wollten schon seit Jahren das Mausoleum 50 Kilometer nördlich von Madrid besuchen. Jetzt haben sie den Plan in die Tat umgesetzt. "Das ist der richtige Moment", sagt der 40 Jahre alte Agraringenieur, während er auf dem Vorplatz der Kirche nach oben zum Kreuz blickt. "Es ist sehr beeindruckend."

Er erlebe den Besuch mit gemischten Gefühlen: "Einerseits symbolisiert der Ort viel Leid, andererseits viel Geschichte", sagt Botía und bezieht sich dabei auf die 20.000 politischen Gefangenen, die gezwungen wurden, am Bau der Anlage zwischen von 1940 bis 1959 mitzuarbeiten. "Man muss das Schlimme in der Geschichte kennen, um es nicht zu wiederholen."

Franco war als Sieger aus dem Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 zwischen seinen rechten Putschisten mit den Anhängern der demokratischen Regierung hervorgegangen und hielt sich bis zu seinem Tod 1975 an der Macht. Deklariert als Akt der Versöhnung, ließ er die Überreste von mehr als 30.000 Gefallenen des Bürgerkriegs, Nationalisten und Republikaner, ins Valle de los Caídos überführen - meist ohne die Angehörigen darüber zu informieren. Nach seinem Tod wurde Franco selbst dort beerdigt.

Cristian Espert, Soldat aus Valencia, ist im Trikot der Nationalmannschaft ins Valle de los Caídos gekommen. Mit der rot-gelben spanischen Flagge posiert er vor der Basilika für ein Foto, bevor er sich das mit Blumen geschmückte Grab Francos vor dem Altar anschaut. Der 30-Jährige findet es gut, dass Franco exhumiert wird. Denn das Grab am derzeitigen Ort könne "die Gefühle vieler Menschen verletzen".

"Spanien als gefestigte und europäische Demokratie kann sich keine Symbole erlauben, die die Spanier spalten." Mit diesen Worten hatte Regierungschef Pedro Sánchez die geplante Exhumierung begründet. Doch sein Plan einer raschen Umbettung der Gebeine stößt auf Widerstand bei Francos Familie, die das Grab an Ort und Stelle behalten will.

Auch Nevado, der Student aus Córdoba, ist gegen eine Exhumierung: Er sei kein Anhänger Francos, aber "dies ist unser Erbe und das müssen wir respektieren". Miguel Pintor, Besucher aus Madrid, pflichtet ihm bei. "Ich glaube nicht, dass es irgendjemandem schadet", sagt der 62 Jahre alte Beamte und erinnert daran, dass der Bürgerkrieg seit fast 80 Jahren vorbei und Franco seit mehr als 40 Jahren tot sei. "Die Toten muss man in Frieden lassen."

Vergangenen Monat folgten mehr als tausend Menschen dem Aufruf einer rechtsextremen Gruppe und demonstrierten gegen die "Plünderung" von Francos Grab.

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