Zack, zack rein in
die Schlammschlacht

Die Parteien liefern sich harte Auseinandersetzungen -allerdings nicht um Inhalte. Stattdessen stehen Diffamierung und Beleidigungen auf der Tagesordnung

von / Leitartikel - Zack, zack rein in
die Schlammschlacht © Bild: News/ Matt Observe

In rund 20 Wochen ist Bescherung. Also die richtig große -die mit Tannenbaum und Weihnachtsgans. Und mit Geschenken, von denen man in den meisten Fällen vorher noch nicht weiß, was drinnen ist. Was Großes oder was ganz Kleines, was Praktisches oder einfach nur Krimskrams? 2019 ist in Sachen Geschenke ohnehin ein gutes Jahr. Eher ungeplant wird ja heuer schon am 29. September das erste Mal der Gabentisch gedeckt. Und obendrein können wir bei dieser Bescherung wählen, bei welchem Paket wir zugreifen wollen: Soll es das mit der türkisen Schleife sein? Das mit der roten oder doch wie gehabt das mit der blauen? Oder vielleicht zur Abwechslung mal Grün? Pink? Das Geschenkpapier drumherum wird in jedem Fall glitzern und glänzen. Ach ja, und alle Geschenke sind gleich groß. Richtig groß. Ob sie prall gefüllt sind oder doch nur eine Mogelpackung mit viel Füllmasse und wenig Inhalt -das wird sich allerdings erst viel später weisen. Aber ist der Inhalt überhaupt wichtig? Zählt nicht längst die Verpackung, das ganze Drumherum (und derzeit vor allem die Aufregung um das Drumherum) mehr? Ein paniertes Fischfilet mutiert zum Schnitzel? Egal. Ein Mitarbeiter lässt schreddern, was er an Festplatten greifen kann. Gibt einen falschen Namen an und zahlt die Rechnung nicht. Ein ungeschickter, übereifriger Kollege halt -oder, wie Kurz meint, "Schlamperei". Und überhaupt: Alles ganz normal. Also bitteschön: Weitergehen. Es gibt nichts zu sehen. Und wenn doch: Das lässt sich alles erklären, liebe Wählerinnen und Wähler. Stattdessen volle Konzentration auf die netten Bilder: Hunde werden geherzt, Senioren beim Kaffeetrinken die Schultern getätschelt, lächelnd Berge erklommen und Zukunftsluft in Silicon Valley geschnuppert...

Mit der Vorfreude ist das ja so eine Sache. Gespannttes Warten bis zur Bescherung -das hat schon was. Angesichts des aktuellen Vorwahlkampfgeplänkel (der offizielle Startschuss erfolgt erst) wäre es wohl besser, wir hätten es längst hinter uns. Dabei wurde versprochen, dass es diesmal kurz wird, es um Inhalte geht und das unsägliche Wort "anpatzen" - und alles was dazu gehört -nur mehr als Randnotiz vorkommt. Doch von Inhalten ist nicht viel zu hören. Derzeit nicht. Und später, wenn es dann wirklich losgeht, wohl auch nicht. Die braucht es auch nicht. Zumindest nicht seitens der ÖVP, die sich angesichts der Umfragewerte, Kanzlerfrage und dem Zustand der Sozialdemokratie auch weiterhin in Selbstgefälligkeit und einem im Übermaß zur Schau getragenen Selbstbewusstsein suhlen kann.

Statt den großen Bogen zu spannen und aufzuzeigen, wo ein 32-Jähriger seine Generation, das Land (das wahrlich beste Voraussetzungen bietet) hinführen will, beschäftigen wir uns damit , wer gerade im "Schredder-Gate" die Nase vorn hat, und legen sicherheitshalber noch einen Gang in der Opfermythos- Inszenierung zu. Wenngleich: Ein bisschen hat Sebastian Kurz diese Woche doch verraten, wohin die Reise mit ihm geht. Thema Nummer eins, Überraschung, Überraschung: die Migrationsfrage ("weil es einfach nicht egal ist, wer bei uns lebt"). Thema Nummer zwei - immerhin -der Wirtschaftsstandort ("Löhne, von denen man leben kann"). Und darüber hinaus? Natürlich "noch viele andere Themen". Die Vorfreude steigt...

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: gulnertis.kathrin@news.at

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