Verschwörung
immer und überall

Der Wahlkampf entpuppt sich mehr und mehr als Wahlschlacht. Lassen Sie sich nicht aufwiegeln!

In der Ruhe liegt die Kraft. Auch die der Schlacht. Unnötig, große Feldherren wie Napoleon oder Julius Cäsar zu zitieren. Immer, wenn sie besonnen und ruhig auf das Schlachtfeld gingen, war ihnen der Sieg gewiss. Es ist unschön, was sich derzeit auch im Vorfeld der österreichischen Wahlen abspielt. Statt Auseinandersetzungen um Inhalte und Zukunftsthemen florieren die übelsten Gerüchte. Von allen Seiten. Und das Volk fühlt sich schlecht informiert von einer Lügenpresse, die mit den Mächtigen mauscheln soll.

von Leitartikel - Verschwörung
immer und überall © Bild: Matt Observe

Nun gibt es einige Gründe, die beleuchtet werden können. Zum Ersten: Dass ORF-Moderator Tarek Leitner im "Sommergespräch" seinem ehemaligen Urlaubsfreund Christian Kern gegenübersitzt, mag aufregen. Relevant ist es für die Zukunft des Landes nicht. Das Interview bei den "Sommergesprächen" war in Ordnung, aber die scheinbare Nähe hat weder dem Politiker noch dem Journalisten gutgetan. Stichwort Unabhängigkeit.

Zum Zweiten: Skurriler geht es immer. So soll Sebastian Kurz laut einschlägigen Internetportalen mit dem Investor George Soros kungeln. Seltsam nur, dass derselbe Soros von Viktor Orbán, dem Regierungschef seines ursprünglichen Heimatlandes Ungarn, als kapitalistischer Feind betrachtet wird. Üblicherweise müsste Kurz mit Orbán können, nicht mit Soros. Aber was kratzt das die Meute im Netz?

Zum Dritten: Es hat einen Todesfall im Wörthersee gegeben, um den sich unzählige Gerüchte ranken. Jeder hat seine Meinung dazu, was von journalistischer Seite berichtet oder konstruiert wurde. Konstruiert wurde hier gleich gar nichts. Ein Todesfall ist immer tragisch, und darüber zu berichten, die Pflicht eines jeden Journalisten. Es ist unglaublich, dass man sich dafür rechtfertigen muss.

Zum Vierten: H.-C. Strache hat letzthin anscheinend auf den Kanzleranspruch verzichtet und will 2020 viel lieber Wiener Bürgermeister werden. Auch hier lässt sich allerhand vermuten - und nichts belegen.

Das waren jetzt einige Beispiele, mit denen Journalismus und Politik in Zeiten sogenannter Fake News beschäftigt sind.

Vorbei die Zeit des Respekts, der Moral. Herbei mit dumpfen Gerüchten und schäbigen Beschuldigungen, die rein gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Deshalb Achtung vor Schmuddelkampagnen, die man nicht nur wenige Wochen vor der Wahl in jeder Form ablehnen muss. Was tun? Parteiprogramme lesen! Am besten lesen wir uns jedes Programm genau durch und entscheiden dann, welche Inhalte am besten zu uns passen. Vom Hörensagen lebt keiner, höchstens ein Stammtisch, den man sich als guten Ort zum Reden und Diskutieren wünscht, der aber immer öfter zu Schuldzuweisungen der einen oder anderen Partei verkommt -im Netz wie im realen Leben.

Vorpreschen, rausschreien, recht haben, ohne auf das Gegenüber zu hören. Auch das Zuhören ist uns abhandengekommen, vor lauter Schreien um Punkte, Zähler, Sessel und Macht der diversen Parteien. Lassen wir uns nicht in irgendwelche Abenteuer treiben, bilden wir uns eine Meinung und stehen wir dazu, ohne die anderen zu beflegeln. Eine Meinung sollten wir uns erst dann bilden, wenn wir Für und Wider abgewägt haben. Schauen wir uns das Wahlergebnis am 15. Oktober an und arbeiten wir Hand in Hand an dem, was unser Land ausmacht.

Das Schlechteste wäre ein zerrissenes Land.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: mitterstieler.esther@news.at