Der Traum
vom großen Geld

Es geht uns gut. Österreichs Haushalte haben ein Vermögen von 625,72 Milliarden Euro. Wo anlegen, ist die Frage

Der eine träumt von Frau, Familie, Kindern, flottem Auto, einem Einfamilienhaus und einem schönen Urlaub. Das kannten auch die Alten schon. Der andere sinniert noch dazu über neueste Netflix-Serien und aktuellste Smartphones. Und die Welt ist in Ordnung. Wenn da nicht diese niedrigen Zinsen wären. Und das seit Jahren. Haben Sie noch ein Sparbuch? Wenn Sie auf einem gut und fix verzinsten vor ein paar Jahren Ihr Geld angelegt haben, dann können Sie sich glücklich schätzen, befinden sich aber unter einem Bruchteil der Geld besitzenden Bevölkerung.

von Leitartikel - Der Traum
vom großen Geld © Bild: Matt Observe

Ansonsten gibt es seit bald acht Jahren nichts Neues von der Zinsfront. Die Zeit der mickrigen Zinsen sollte Europas Wirtschaft aus dem Sog der weltweiten Finanzkrise und aus jenem der Staatsschuldenkrise führen, weil niedrige Zinsen kurzfristig die Wirtschaft beleben. Für uns Sparer bleiben die Erträge so niedrig, dass wir de facto Geld verlieren, wenn wir es am Konto liegen lassen. Was also tun mit dem fleißig Ersparten? Die meisten von uns neigen zum Eigenheim, egal, ob Wohnung oder Haus. Denn die schöne Seite der Niedrigzins-Medaille ist tatsächlich: Wenn wir uns Geld von der Bank ausleihen, tun wir das auch so günstig wie schon lange nicht. Das sollte Sie allerdings nicht dazu verführen, um jeden Preis Haus zu bauen oder Wohnung zu kaufen. Denn auch mit relativ günstigen Zinsen brauchen wir ein gutes Startkapital, um uns nicht für Jahrzehnte unkontrollierbar zu verschulden.

Die Sause rund um vermeintlich günstige Kredite hat uns in den USA 2007 und 2008 gezeigt, wohin das führen kann. Irgendwann kauften alle ein Haus -auch jene, die es sich nicht leisten konnten. Dann platzte die Immobilienblase und hinterließ Tausende Familien ohne Heim und Einkommen. Zuerst krachte die US-Investmentbank Lehman Brothers, dann zog sie andere Unternehmen und viele Private mit in den finanziellen Ruin. Bis heute überschattet der Crash die Weltwirtschaft zumindest indirekt. Also heißt es: anlegen ja, aber aufpassen, wo! Am besten ist eine bunte Mischung aus mehreren Anlageformen und nur, wenn man das nötige Geld auf der Seite hat.

Viele US-Amerikaner ließen sich damals einreden, Aktien auf Pump zu kaufen. Hände weg davon! Nur fünf bis sieben Prozent der Österreicher trauen sich, in Aktien anzulegen, also dürften wir vor solchen Schnellschüssen gefeit sein. Trotzdem lässt sich mit Aktien Geld verdienen, wenn wir uns an guten Unternehmen "beteiligen", denn nichts anderes ist eine Aktie. Und wenn wer Geld hat, warum nicht? Anleihen sind grundsätzlich weniger risikoreich als Aktien, weil man da nur sein Geld "verleiht" - allerdings in Niedrigzinszeiten kein sexy Instrument, um Geld zu vermehren. Ganz viele setzen auf Gold als sichere Bank in unsicheren Zeiten. Und tun nicht immer gut daran. Erstens hängt viel davon ab, zu welchem Zeitpunkt Sie das Gold kaufen. Zweitens sind Erhalt und Depot ziemlich teuer. Drittens ist es ein Trugschluss, zu glauben, dass man mit Gold sicher ist.

Und schließlich kann der Traum, eine ewige Geldmaschine zu finden, ebenso schnell zum Albtraum werden wie die Suche nach dem Perpetuum mobile. Fix ist immerwährend bloß eines: Ohne Risiko lässt sich Geld nicht vermehren. Wer sich also Papiere mit einer Verzinsung von sieben, acht, neun Prozent als Wunderding aufschwatzen lässt, ist leider auch selber schuld, wenn er am Ende mit leeren Händen dasteht.

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