Alles richtig gemacht!?

Ohne Zumutungen werden wir nicht durch den Corona-Winter kommen. Die Mehrheit der Bevölkerung hat das kapiert, die Regierung braucht noch ein bisschen.

von Leitartikel - Alles richtig gemacht!? © Bild: News/ Matt Observe

Update: Ungeimpften-Lockdown in OÖ und Salzburg, Gesundheitsminister verordnet Impfpflicht für Gesundheitsberufe. Mehr dazu lesen Sie hier

So wie immer, nämlich immer, wenn es gerade nicht so gut für das Land läuft, könnte man auch jetzt wieder den Blick nach rechts und links wenden. Dorthin, wo es ähnlich schlecht läuft. Und bitte schön: In Sachen Impfquote schaut es in Slowenien, Kroatien und der Slowakei ebenso düster aus. Auch Deutschland erlebt gerade sein Corona-Déjà-vu und blickt längst neidisch nach Österreich rüber – zu 2G und den daraus resultierenden Schlangen vor den Impfstraßen. Der Blick nach rechts und links zeigt freilich auch: Hier wie dort wurden alle Warnungen der Wissenschaft, dass ein problematischer Herbst bevorstehe, die Impfquote zu gering sei und Maßnahmen dringend angesagt sind, ignoriert. Hier wie dort spitzt sich in den Spitälern die Lage zu. Hier wie dort ducken sich die Verantwortlichen weg. Sind zögerlich und orientierungslos. Schwurbeln herum und sind sich nicht zu blöd, zu behaupten, dass man das alles nicht hatte vorhersehen können.

Und nun? Redet endlich mit uns! Klar und deutlich. Und ohne Rücksicht auf irgendwen. Wie ernst ist die Lage nach dem „Sommer wie damals“, als man parallel dazu gleich mehrmals und hochoffiziell vom Kanzleramt aus das Ende der Pandemie ausgerufen hat, tatsächlich? Was geben unsere mickrigen Zahlen her, die wir bis heute nicht auf einen herzeigbaren Stand gebracht haben? Ist es ernst? Ist es sehr ernst? Was tun wir mit der viel zitierten Inzidenzzahl? Hatte man uns nicht längst versichert, dass Inzidenzen nicht mehr das Maß aller Dinge in der Pandemiebekämpfung sind? Nur um jetzt wieder sorgenvoll auf ebendiese Zahlen zu blicken? Reden wir uns weiter tapfer ein, dass wir eh nur eine „Pandemie der Ungeimpften“ erleben, bei der sich die Geimpften – zumindest in der Diktion des Ex-Kanzlers – zurücklehnen können, weil für sie ja die Pandemie längst vorbei ist? Ohne Not schlittern wir in einen Herbst mit ungewissem Ausgang. Denn hätte die Politik weniger auf das wohlige Gefühl im Land, die Wahl in Oberösterreich und die vielen Impfgegner und -skeptiker geschaut und dafür vorausschauend ihre Hausaufgaben erledigt, müssten wir uns jetzt weniger Gedanken über jene Minderheit machen, die sich partout nicht impfen lassen will.

Tatsächlich sind wir in einer Situation, wo es nicht reicht, was auch immer wir jetzt tun. Weil die Maßnahmen zu spät, zu halbherzig, zu feige, zu unausgegoren daherkommen. Das Fatale dabei: Ein Ende dieser Bloß-niemanden-verärgern-wollen-Politik ist nicht in Sicht. Der Gesundheitsminister ist immerhin besorgt, aber ansonsten auf Tauchstation. Klare (und unangenehme) Ansagen in Sachen Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen? Fehlanzeige. Flammende Appelle und konkrete Pläne für die Booster-Impfung? Nur in homöopathischen Dosen vorhanden. Stattdessen stellen wir einen Lockdown für Ungeimpfte für irgendwann in den Raum. Längst wissend, dass nur ein Lockdown für alle die Welle brechen kann. Parallel dazu faselt die Landesrätin aus Oberösterreich, dem Land mit der höchsten Inzidenz und der niedrigsten Impfrate, dass man sich „bemüht“ und die Zahlen „ganz genau beobachtet“. Und ja, natürlich, bis jetzt habe man irgendwie „alles richtig gemacht“.

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