Vom Hoffnungsträger
zum Burgenländerwitz?

Wie viele politisch Hochbegabte droht nun auch Hans Peter Doskozil, über die Illusion der eigenen Unfehlbarkeit zu stolpern.

von Leitartikel - Vom Hoffnungsträger
zum Burgenländerwitz? © Bild: News

In der Wirklichkeitsform hat die SPÖ eine Parteichefin, in der Möglichkeitsform einen Parteichef. In der Wirklichkeitsform hat sie eine, die den Laden in der Wiener Löwelstraße mit leidlichem Talent schupft. In der Möglichkeitsform einen, der aus den flachen Tiefen Pannoniens in Endlosschleife erklärt, wie man ihn eigentlich schupfen müsste. Oder wie man ihn hätte schupfen müssen. Oder wer ihn künftig besser schupfen sollte. Die eine heißt Pamela Rendi-Wagner und hat wohl bald eine Sorge weniger, nämlich den einen: Hans Peter Doskozil. Denn der demontiert sich derzeit gerade selbst.

Dass der Landeshauptmann des kleinen Burgenlands mittlerweile ganz unverhohlen nach Höherem strebt, lässt sich nicht wegleugnen. Und auch wenn die roten Beschwichtiger fast schon mechanisch wiederholen, dass in einer demokratischen Partei wie der ihren eben Meinungspluralismus herrsche – diesmal ist Doskozil, gerade im Vorfeld der bedeutsamen Wien-Wahlen, zu weit gegangen: Gemeinsam mit dem geschassten SP-Geschäftsführer Max Lercher – für die einen Querdenker, für die anderen Querulant, für viele beides – setzte er sich zum ganz besonderen Interview mit der „Sonntagskrone“ hin. Doskozil darin über Lercher: „Wäre ich verantwortlich, hätte er sicher eine wesentlich wichtigere Rolle als jetzt.“ Botschaft: Die Bundespartei, also Rendi-Wagner, hat keine Ahnung von Personalpolitik. Lercher über Doskozil: „Er ist für jedes Amt in der Republik geeignet.“ Botschaft: Der Mann muss spätestens in einem Jahr statt Rendi-Wagner Parteichef werden und in weiterer Folge Kanzler.

Eigentlich wäre das gar nicht unlogisch: vom kleinen Kieberer zum leitenden Beamten mit Jusstudium; vom Büroleiter von Ex-Landeshauptmann Niessl zum Landespolizeidirektor; vom medial geschmeidigen Flüchtlingskoordinator an der ungarischen Grenze zum Verteidigungsminister; dann zurück nach Eisenstadt und dort flugs vom Finanzlandesrat zum Landeshauptmann: Dafür, dass es im Burgenland keinerlei Berge gibt, ging es mit Hans Peter Doskozil stets steil bergauf. Aber jetzt droht er, wie viele politisch Hochbegabte, über die Illusion der eigenen Unfehlbarkeit zu stolpern. Oder zumindest grob an ihr Schaden zu nehmen.

Bislang war im Burgenland ja in erster Linie der Neusiedler See für den Schlamm zuständig. Doch nun setzt der Skandal um die Commerzialbank auch den Rest des Landes unter Sumpf. Und Doskozil himself steckt knöcheltief drinnen: Denn er regiert absolut, und das Burgenland, da hält es Sonnenkönig Hans Peter I. zuweilen mit Ludwig XIV., das ist Doskozil. Und so war es einer „seiner“ Landesräte, der zurücktreten musste, weil er vom Fußballverein des Bankchefs ein Goldpräsent erhalten hatte. Und so war es eine „seiner“ Landestöchter, namentlich die Regionalmanagement Burgenland, die ihr Insiderwissen nutzen und, Stunden bevor die 700-Millionen-Pleite öffentlich wurde, noch rasch ihr Bares beheben wollte. Und die Bank selbst? Die wurde von „seinem“ Land über dieselbe Kanzlei geprüft, die auch im Auftrag der Bank selbst prüfte …

Nun ortet Doskozil Intrigen und Verschwörungen gegen seine Person und ein abgekartetes Spiel der schwarzen Banknetzwerke. Der souveräne, selbstbewusste Macher stolpert plötzlich in eine hysterische Flucht nach vorne. Mutiert da ein universeller Hoffnungsträger zum Burgenländerwitz? Wenn ja, dann ist es einer, über den bestenfalls Rendi-Wagner lachen könnte, lachen kann. In der Möglichkeitsform wie in der Wirklichkeitsform.

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