Cannabis-Aktien –
Das nächste große Ding?

In den USA boomt die Branche rund um Marihuana.

Jetzt statt auf Bitcoins auf Marihuana setzen? Die Cannabis-Branche in den USA boomt und Aktien schießen in die Höhe. Doch die Zukunft bleibt weiter ungewiss.

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Legalisierungsboom - Cannabis-Aktien –
Das nächste große Ding?

Man kennt das Szenario von Apple Stores, wenn das neue iPhone auf den Markt kommt: Stundenlange Wartezeiten und der ein oder andere, der sich bereits in der Nacht zuvor angestellt hatte. Diesmal stehen die Menschen allerdings nicht für das neueste Hightech-Spielzeug vor dem Geschäft, sondern für legales Marihuana. Mit Jahresbeginn hat mit Kalifornien der bislang größte US-Bundesstaat Cannabis nicht nur zu medizinischen Zwecken, sondern ganz allgemein legalisiert.

Ein gigantischer Markt öffnet sich

Nach Angaben der "Los Angeles Times" startete das zum Jahresbeginn 2018 zugelassene Geschäft mit Kunden ohne medizinisch begründeten Bedarf am Montag zunächst nur in einer begrenzten Anzahl von Verkaufsstellen. Bereits Dienstag wurde der Verkauf dann auf dutzende weitere Geschäfte ausgeweitet und zahlreiche weitere sollen fogen. Die Zulassung erfolgt über die Stadt und den Bundesstaat und wird nach und nach vergeben. Beobachter gehen davon aus, dass der Markt allein in Kalifornien bis 2020 auf jährlich 7 Milliarden Dollar (5,8 Mrd. Euro) anwachsen dürfte. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 wurde der Handel mit legalem Marihuana im gesamten Land mit rund 10 Milliarden Dollar beziffert.

© marijuanaindex.com Im letzten halben Jahr sind Aktien rund um das Thema Cannabis in USA und Cannabis deutlich im Wert gestiegen.

Marihuana und Produkte rund um die Droge sind in den USA bereits seit einigen Jahren ein großes Geschäft. Schon die Vorfreude auf die Legalisierung im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat ließ Aktien in den vergangenen Monaten in die Höhe schnellen, denn aus wirtschaftlicher Sicht öffnet sich mit Kalifornien ein gigantischer Markt. Die Entwicklung des nordamerikanischen Marihuana-Index heizt die Goldgräberstimmung an, die an den Hype rund um die Kryptowährung Bitcoin erinnert.

Zögern wegen gesetzlicher Hürden

Ein Boom, wie ihn im vergangenen Jahr Bitcoins erfahren haben, wird von Experten jedoch vorerst nicht erwartet. Die Unsicherheit in der Industrie liegt in politischen und legislativen Umständen begründet. Einer davon ist, dass die Droge unter dem Bundesgesetz auch weiterhin verboten bleibt. Dies bringt rechtliche Hürden und Risiken für die Wirtschaft mit sich und so machen Banken, Versicherer und Finanzdienstleister einen Bogen um die Branche. Dies erschwert den Firmen Konten zu errichten und Kredite zu bekommen. Der Handel ist bislang ein reines „Cash Business“, sodass sich Geldberge stapeln und viel in Sicherheitsdienste, Tresore und Geldtransporter investiert werden muss.

Kalifornien setzt auf hohe Steuern

Bisher kam von Trump kein großer Gegenwind. Das Thema Cannabis-Legalisierung scheint für die derzeitige US-Regierung keine Priorität zu haben. Dennoch gilt Trump als schwer berechenbar und die Unsicherheit gegenüber möglicher politischer Entscheidungen bleibt. Auch ist die Industrie mit den derzeitigen bürokratischen Hindernissen wenig zufrieden. Zulassungen sind schwer zu bekommen und die Vorgaben aufgrund der hohen kalifornischen Umweltstandards sind für die Betriebe kostenintensiv.

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Auch die Bundesstaaten nutzen den Wirtschaftsfaktor Marihuana und haben die legale Droge hoch besteuert. Die Gewinnspanne für die Produzenten ist durch die Legalisierung deutlich gesunken. Dies macht vor allem kleineren alteingesessenen Betrieben zu schaffen, die sich bereits vereinzelt aus dem Markt zurückziehen. Medizinisches Marihuana war in Kalifornien bereits 1996 legalisiert worden. Wer Marihuana auf Rezept kauft, der muss zwar nicht die hohen Steuern zahlen, aber kann damit rechnen, dass der Preis trotzdem ansteigen wird.

Verbot von Pflanzen und Samen in Österreich

Während in den USA mehr und mehr Bundesstaaten Marihuana legalisieren, bewegt man sich in Österreich eher in die andere Richtung. Die schwarz-blaue Regierung gab Ende Dezember bekannt den Verkauf von Hanfsamen und Hanfpflanzen verbieten zu wollen. Diese durfte man bisher legal besitzen. Erst der Besitz und Konsum von Marihuana, den getrockneten Blüten der Hanfpflanze, ist verboten. Der Verkauf dieser Pflanzen war auch in Österreich ein gewinnbringendes Geschäft. Was mit den Händlern passiert ist noch unklar.