"Ein bisschen wie Justin Bieber"

Ferdinand Sarnitz, Hip-Hopper & André Heller-Spross will Superstar werden

von Left Boy - "Ein bisschen wie Justin Bieber" © Bild: WB/Elke Mayr

Der Vater ist so stolz, wie Väter auf ihre erfolgreichen Söhne eben sind. "Er ist eine Freude“, sagt André Heller und holt zur Laudatio aus. "Er hat Tausende Anhänger, von Hongkong bis New York. Ich habe vor dem Konzert im WUK Dutzende Anrufe gehabt von verzweifelten Freunden, die Karten für das Left-Boy-Konzert für ihre Kinder und Enkel haben wollten.“ Und in der Tat: Das WUK in Wien barst vor drängelnden und tanzenden Jugendlichen, als Ferdinand Sarnitz auf der Bühne rappte. Der gebürtige Wiener mit Wohnsitz New York, undeformierter Sohn des legendenumwobenen Vaters und der Fotografin Sabina Sarnitz, ist schon fast wieder auf dem Rückflug. Zuvor trifft er NEWS im Palais in der Renngasse, wo der berühmte Vater logiert, seit er sein Elternhaus in Hietzing veräußert hat.

Nicht Austrias next Superstar
Left Boy, so der Künstlername, ist 23 Jahre alt, Vater eines kleinen Sohnes, groß und schmächtig, trägt Dreitagebart und knallbunte Turnschuhe. Er hat bis heute keine Single und kein Album veröffentlicht, hat keine Plattenfirma und keinen Vertrieb hinter sich. Doch der Hype um den Wiener steigert sich seit Sommer 2011 unaufhaltsam. "Er hat sehr frische Sounds und eine auffällige Stimme“, sagt Hannes Eder, Chef des Musiklabels Universal Österreich. "Left Boy wird nicht Austria’s next Superstar, er wird Amerikas next Superstar.“ Blogger sehen in ihm zumindest den neuen Falco, wenn nicht gleich den neuen Eminem. Left Boy freut sich über solche Komplimente: "Das ist ein wunderbares Geschenk. Ich versuche, mich, sooft ich kann, bei den Leuten unverlogen zu bedanken. Ich werde mittlerweile aber so überflutet, dass ich seltener dazu komme.“

Online-Superstar
Denn wie eine Welle rollt die Euphorie um seine Person und seine Musik von Österreich über Deutschland nach Frankreich und England und hat jetzt die Wahlheimat USA erreicht. 1,5 Millionen Mal wurden seine Clips via YouTube aufgerufen. Mehr als 15.000 folgen ihm auf Facebook. Der junge Mann mit den dezidierten Vorstellungen reift zum Star: "Ich war jetzt einen Monat in Wien, und es hat sich seit meinem letzten Besuch viel verändert. Ich ging spazieren, ein Mädchen fing an zu schreien und wollte, dass ich auf ihrem nackten Rücken unterschreibe. Es ist manchmal ein bisschen Justin-Bieber-mäßig.“

Die Kunst von Left Boy ist anders als alles, was sonst aus der Alpenrepublik kommt: Die Videos bis in die kleinste Sequenz durchgestylt, Beats und Lyrics so catchy, dass man es nicht glauben will.

Schwieriges Deutsch
Ferdinand versinkt fast in der ausladenden Ledercouch. Manchmal hat er Schwierigkeiten, seine Sätze in Deutsch zu formulieren. Er besuchte die amerikanische Schule in Wien, bezog 2007 eine Künstler-WG in Brooklyn, studierte Sounddesign und denkt und träumt seither in Englisch. "Es klingt vielleicht komisch, aber Brooklyn ist für mich ein Ort, an dem ich mich gut zurückzie- hen kann. In Wien erliege ich den Ablenkungen leichter.“ Hier lebt die Familie, an der er sehr hängt. Hier hat er viele Freunde.

Der Vater fördert die Kunst des Sohnes vorbehaltlos. In seiner Biografie beschreibt er die radikale Veränderung im beiderseitigen Verhältnis: Ein tiefes Vertrauen, das sich im Loslassenkönnen manifestierte, habe sich zwischen beiden eingestellt. So zog der Sohn nach New York, und die Dinge nahmen ihren Lauf. Heller blieb loyal, als Ferdinand in New York Nächte an der Spielkonsole verbrachte, mit Drogen experimentierte und, wie einst der Papa, zum beschäftigten Liebling der Frauen wurde.

Keinen Cent verdient
Bis dato hat er mit seiner Musik keinen Cent verdient. "Ich buttere nur Geld hinein. Die Videos hat mein Vater finanziert, die Show war auch teuer. Aber es schaut so aus, als würde es sich bald rechnen.“ Denn mittlerweile stehen die großen Plattenfirmen Spalier. Mit Universal Deutschland gab es Gespräche das Debütalbum betreffend. Das legendäre Label Atlantic Records, Heimat der Bee Gees und von Led Zeppelins, zeigte Interesse. Vielleicht bleiben dem begabten, seines Weges gewissen Sohn die Jahre der Suche nach sich selbst erspart, die der Vater erleiden musste.