All you can wegschmeißen

Wie Gastronomen gegen Verschwendung ankämpfen und Konsumenten es sollten

Weltweit werden jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Das entspricht einem Drittel aller produzierten Lebensmittel. Wie es dazu kommt und was man dagegen tun kann.

von shutterstock Lebensmittel - 170816 © Bild: shutterstock.com/Stefan Redel

Für Aufruhr sorgt die Tatsache, dass immer mehr Restaurants Gebühren für übrig gelassenes Essen verrechnen. Besonders in asiatischen Restaurants mit „All you can eat“ Buffet ist das bereits eine gängige Methode, um den Gästen einen sensibleren Umgang mit Lebensmitteln nahe zu legen. Die Aussage des Inhabers des Stuttgarter Restaurants "Yuoki" ist bereits berühmt. "Es heißt ‚All you can eat‘ und nicht ‚All you can wegschmeißen‘,“ betonte er.

»Es heißt ‚All you can eat‘ und nicht ‚All you can wegschmeißen‘«

Seine Kundschaft reagiert verständnisvoll. Viel zu oft war die Gier dann doch größer als das, was der Magen aufnehmen konnte. Die Entsorgung der Essensreste ist nicht nur energie- sondern auch kostenintensiv und daher für Wirte eine große Belastung. Die Einführung von recyclebaren Kunststoffboxen für das Mitnehmen von übriggebliebenen Speisen soll ebenfalls für Abhilfe sorgen.

Wie es zu der Verschwendung kommt

Die weltweite Lebensmittelverschwendung ist nicht nur ein ethisches Problem, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft, den Handel und die Entsorgung.

Die Menge der verschwendeten Lebensmittel in Industrieländern ist nicht viel größer als die verschwendete Menge in Entwicklungsländern. Allerdings sind die Ursachen völlig verschieden. Während in Entwicklungsländern ein großer Anteil der Ernte hauptsächlich auf Grund von falscher Lagerung (nicht gekühlt oder unzureichend verpackt) abhandenkommt, geht das meist noch brauchbare Essen in Industrieländern hingegen im Handel und bei den Konsumenten verloren.

In der EU kommen 89 Millionen Tonnen Abfall im Jahr zusammen, was in etwa 179 kg pro Person entspricht. Davon stammen 42 Prozent von privaten Haushalten, 39 Prozent von den Herstellern, 14 Prozent von der Gastronomie und 5 Prozent von den Einzelhändlern. Diese gewaltigen Zahlen kommen aus verschieden Gründen zu Stande. Einerseits auf Grund der mangelnden Abstimmung zwischen den Handelsstufen aber auch durch das europäische Konsumverhalten.

Die Einkäufe werden zu unüberlegt getätigt, oft wird mehr gekauft aus nötig. Ein österreichischer Haushalt wirft im Jahr Lebensmittel im Wert zwischen Euro 300,- und Euro 400,- weg. Eine eher verwunderliche Tatsache, zumal laut Umfragen der Preis eines Lebensmittels für Österreicher als Hauptkriterium bei der Kaufentscheidung gilt und man daher meinen könnte, dass die Lebensmittelkosten eine große Rolle spielen. Bei dem Zitat von Erwin Wagenhofer aus dem österreichischen Film "We feed the world" aus dem Jahr 2005 bekommt man heute noch Gänsehaut: "In Wien wird täglich jene Menge an Brot als Retourware vernichtet, mit der die zweitgrößte Stadt Österreichs, das ist Graz, versorgt werden kann."

Menschen haben verlernt, Qualität festzustellen

Auch die übertriebene Vorsicht bei Mindesthaltbarkeitsdaten ist ein großes Problem. Umgangssprachlich wird das Mindesthaltbarkeitsdatum fälschlicherweise zum Ablaufdatum und verleitet somit zu dem Irrtum, dass Lebensmittel nach dem Verstreichen der Frist automatisch ungenießbar sind. Viele Menschen wissen gar nicht mehr, wie man die Qualität richtig feststellt und haben auch Wissenslücken was die korrekte Lagerung betrifft. In diesem Fall könnte eine fachgemäße Aufklärung bereits einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung bewirken.

Die insbesondere durch Werbung vorangetriebene hohe Erwartung an das Aussehen und die Form von Lebensmitteln lässt viele Konsumenten enttäuscht zurück. Einwandfreie Waren werden aussortiert, weil sie den ästhetischen Anforderungen nicht genügen. Eine hinterlistige Verschwender-Falle sind auch zu große Lock-Packungen. Dabei wären kleinere Portionen oder Packungen viel sinnvoller.

Vier Gruppen der Lebensmittelabfälle

Grundsätzlich kann man Lebensmittelabfälle in vier Gruppen unterteilen:

  • Zubereitungsreste: Diese entstehen beim Kochen und sind meist nicht essbar. Dazu zählen Eierschalen, Reste vom Schälen von Obst und Gemüse, usw.
  • Speisereste: Hierzu zählen die üblichen Tellerreste nach einer Mahlzeit.
  • Originale Lebensmittel: Das betrifft die Lebensmittel, die häufig noch original verpackt oder als ganzes Stück entsorgt werden. Das kommt nicht selten vor.
  • Angebrochene Lebensmittel: Das sind halbvolle Packungen oder angeschnittene Lebensmittel.

Die Zubereitungsreste lassen sich nur schwer reduzieren, aber bei den anderen drei Gruppen ist durchaus Einsparungspotenzial vorhanden. Man muss nur wissen, wie. Das Bewusstsein zu schaffen ist bereits die halbe Miete. Dann kann mit sorgfältiger Planung der Einkäufe und richtiger Lagerung, Verarbeitung und Verwendung schon viel erreicht werden.

Kommentare

Die ganze Ernährungsweise sollte überdacht werden, es ist nicht akzeptabel das täglich Millionen Lebewesen für den Fleischkonsum hingerichtet werden, ein moralisches und ethisches Disaster. Solange die Masse der Menschheit das nicht begreift ist jedes gerde über Lebensmittelverschwendung heisse Luft. Gerade für den Fleisch und Milchkonsum werden unvorstellbar viele Resourcen verbraucht.

Bis zum meinem Tode werde ich solche Artikel lesen müssen. Ich kann euch garantieren. Es wird sich nicht viel ändern die nächsten Jahrzente. Es kann eigentlich nur schlimmer werden. Alles andere ist Ignoranz zum Quadrat

Lynxx

Auf den Philippinen lassen zwei Mädchen im Restaurant ihre Mahlzeit mit dem kaum angetasteten Hähnchen stehen und gehen eilig weg. Die Essensreste landen in einem großen Plastiksack, bei Feierabend kommt ein Mann vorbei und nimmt ihn mit. Zu Hause angekommen, freuen sich alle und sitzen gemeinsam, um die Reste zu verzehren. Das Schönste dabei: der Familienvater spricht vorher ein Dankgebet.

Gabe Hcuod

Die einen werfen Essen auf den Müll und waschen ihre Autos mit Trinkwasser, die anderen dürfen verdursten und verhungern.

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