Ibiza: Zwischen Poolparty
und Beachfeeling

Traumbuchten, idyllische Dörfer und kitschige Sonnenuntergänge: ein Streifzug durch Ibiza jenseits von Hippies, Promis und skrupellosen Politikern.

von Leben - Ibiza: Zwischen Poolparty
und Beachfeeling © Bild: Shutterstock

Ein staubiger Schotterweg, Mülltonen, ein billiger Sichtschutz aus Bambus. Dahinter eine weißgetünchte Architektenvilla mit Pool, Garten und offenem Kamin: Willkommen in der Villa "Can Mass". Willkommen in jenem Haus, das seit Freitag vergangener Woche vor allem aufgrund der offenbar zahlreich angebrachten Überwachungs-und Aufnahmegeräte weltweit in aller Munde ist. Vermieter ist ein Pharmazeut aus Mailand -und der verdient sich derzeit an dem Luxusanwesen eine goldene Nase.

Wie viel die Macher des "Ibiza-Gate"-Videos seinerzeit auf den Tisch gelegt haben, um Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in der üppig mit Videokameras ausgestatteten Villa in Flughafennähe in die Falle zu locken, ist nicht bekannt. Wer jedoch zwei Jahre später auf der nunmehr berühmten Eckcouch im Wohnzimmer Platz nehmen will, muss tief in die Tasche greifen. Drei Tage kosten derzeit auf der Plattform booking.com stolze 6.526 Euro. Dafür darf man neun Freunde, Bekannte, Verwandte oder Geschäftspartner in spe mitbringen und sich auf vier Schlafzimmer ausbreiten.

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Von hier aus sind es gut 15 Minuten mit dem Auto in jenen neu eröffneten Club, wo "We make party now"-Strache dem Vernehmen nach abgefeiert hat. Das "Hï Ibiza" in Playa d'en Bos bietet neben Theater und Club drei Open-Air-Bereiche, private Tipi-Zelte für VIPs und eine DJ-Kabine im Unisex-WC. Der Eintritt kostet zwischen 20 und 50 €. Die Getränkepreise liegen auf dem üblichen Ibiza-Preisniveau: ein kleines Bier kostet 12 €, 0,5 l Wasser 12 €, Cocktails 18 €. Auf halbem Weg liegt der bekannte Privilege-Club bei Sant Rafel, der als größter Club der Welt gilt. Bis zu 10.000 Leute passen in die 25 Meter hohe Halle mit den Ausmaßen eines Flugzeughangars. Besonders spektakulär sind die "Opening Partys" zu Saisonbeginn Ende Mai. Wer Paris Hilton als DJane oder eine der legendären Schaumpartys erleben will, muss im Promi-Club Amnesia vorbeischauen.

60 Strände zum Abhängen

Feiern und tanzen bis zum Morgengrauen -dafür ist die Insel im Mittelmeer bekannt. Doch wer nur nach Ibiza kommt, um abzutanzen (oder fragwürdige Deals einzuleiten), verpasst etwas. Traumhafte Strände zum Beispiel. Der mit zwei Kilometern längste Strand der Insel ist der Strand von Playa d'en Bossa und bietet einen wunderschönen Blick auf die Altstadt von Ibiza. Inselkenner raten zu einem Abstecher in den Norden der winzigen Baleareninsel. Wer vom Süden kommt, fährt eine Dreiviertelstunde vorbei an Hügellandschafen mit dösenden Schafen, Feigen-und Zitronenbäumen, Olivenhainen und Trockensteinmauern. Im Hintergrund erhebt sich die Bergkette Es Amunts. 60 Strände gibt es auf Ibiza. Als der schönste gilt für Ibizenker (so heißen die Einwohner Ibizas) die Cala d'en Serra, eine versteckte Bucht, die von schroffen Felsen und Pinienwäldern eingerahmt ist. Das Auto wird am besten oben entlang der Straße geparkt, runter geht es 15 Minuten zu Fuß, wo glasklares, türkis schimmerndes Wasser -und ein uriger Chiringuito - warten.

Zum Sonnenuntergang (Ibiza bietet dem Vernehmen nach die schönsten Sonnenuntergänge der Welt) geht es an den Strand von Benirrás, wo die Sonne neben dem Felsen Can Bernat, den die Einheimischen ehrfurchtsvoll "Finger Gottes" nennen, im Meer versinkt. Die Cala Benirrás ist auch bekannt für kitschige Open-Air- Hochzeiten auf den Felsen rund um die Bucht -traumhafter Meerblick inklusive. Sonntags treffen sich hier seit Jahrzehnten Hippies, um den Sonnenuntergang mit Trommeln und Bongos musikalisch zu begleiten. Dann wird es chillig, aber auch ziemlich voll.

Playa de Ses Illetes, Formentera
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Apropos Traumstrand: Zum schönsten Strand der Balearen wird Jahr für Jahr der weiße Endlosstrand Playa de ses Illetes auf Formentera gekürt. Erreichbar luxuriös mit einer Yacht, oder für Normalsterbliche mit einer Fähre, die regelmäßig zwischen Ibiza und Formentera verkehrt. Die Fahrt mit dem Aquabus dauert 40 bis 50 Minuten. Die Tickets kosten ab 19,99 Euro.

Zwischen dem Süden Ibizas und dem Norden Formenteras erstreckt sich auch die größte zusammenhängende Seegraswiese im Mittelmeer. Der Naturpark Ses Salines gehört zum Unesco-Welterbe. Inmitten der Salzfelder liegt das winzige Dorf Sant Francesc, das eigens für die Arbeiter der Salinen im 18. Jahrhundert errichtet wurde. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf die Salzwasserlagune. Unbedingt einen Fotostopp zum Sonnenuntergang einlegen!

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Traumpool und enge Gassen

Steile, enge Gassen, ein Labyrinth aus verschachtelten, weißgetünchten Häusern und viele Treppen warten in der Inselhauptstadt Eivissa, so der Name für Ibiza-Stadt. Unten im Hafen ziehen Taxiboote, Fähren und Yachten ihre Spuren durch das Wasser; oben in der historischen Altstadt, die zum Welterbe der Unesco gehört, können die Besucher den Blick über das Gassengewirr der Altstadt schweifen lassen.

Hungrig geworden? Es lohnt sich - trotz der derzeit sehr durchwachsenen Bewertungen auf Tripadvisor -ein Abstecher in das Lokal Ca n'Alfredo, das etwa eine Viertelstunde Fußmarsch vom ehemaligen Kloster Santo Domingo, dem heutigen Rathaus zu finden ist. Hier gibt es Sobrasada und Paella -und das beste Pa amb Oli der Welt, zumindest nach Meinung der Juroren der ersten "Pa amb Oli"-Weltmeisterschaft, die Anfang März erstmals auf Mallorca stattfand. Die traditionelle Brotmahlzeit wird im Lokal Ca n'Alfredo mit getrocknetem Fisch von Formentera, Aubergine, gegrilltem Paprika, gekochtem Ei und Knoblauch belegt.

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Das schönste Luxushotel der Insel befindet sich im Nordwesten, im Ferienort San Miguel. Besonderes Kennzeichen der Fünf-Sterne-Residenz Hacienda Na Xamena mit seinen 77 Zimmern und Suiten inmitten eines Naturschutzgebietes: ein Pool in Form von hängenden Wasserbecken direkt über der Steilküste. Die Becken sind mit Meerwasser gefüllt, auf mehreren Ebenen angeordnet und durch Wasserfälle miteinander verbunden. So viel Luxus kostet -nämlich rund 500 Euro pro Nacht.

Der höchste Berg der Insel ist übrigens der 475 Meter hohe Sa Talaia. Das kann man wissen, muss man aber nicht. Viel wichtiger ist es vielmehr, die Ausstattungsmerkmale der gebuchten Unterkunft genau zu studieren. Vorsicht, Kamera!

Der Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 21/2019) erschienen!