Landesparteisekretär Michael Kreißl tritt zurück

Berufliche Veränderung aus "privaten Gründen" "Kein Zusammenhang mit Spitzelaffäre"

Landesparteisekretär Michael Kreißl tritt zurück

Ein Abschied aus der Politik sei das aber noch nicht ganz. Denn der Ex-Polizist Kreißl wird zumindest FP-Obmann in Floridsdorf bleiben und der Landespartei weiter als Berater zur Verfügung stehen.

Formal wird der Rückzug beim Landesparteitag der Wiener FPÖ am 14. April vollzogen. Kreißl - er ist seit Anfang 2000 als Parteisekretär im Amt - wollte die Hintergründe für sein Ausscheiden nicht nennen und machte auch noch keine konkreten Angaben über seine weiteren Pläne. Er gab lediglich Preis, dass er in Zukunft einer selbstständigen Beschäftigung nachgehen werde.

Die so genannte Spitzelaffäre, in der ihm eine maßgebliche Rolle zugeschrieben wurde, sei kein Grund für seinen Entschluss: "Wenn es so wäre, dann hätte ich ja schon früher zurücktreten müssen." Die Angelegenheit sei besonders zur Zeit der Wien-Wahl vor einem Jahr forciert worden. Kreißl: "Inzwischen ist das ja eingeschlafen." Es sei ihm nicht bekannt, ob es schon eine Anklage gegen ihn gebe. Der scheidende FP-Parteisekretär hat laut eigenen Angaben jedenfalls "vollstes Vertrauen" in die Justiz. Schuld sei er sich keiner bewusst: "Ich sehe dem ganzen sehr gelassen entgegen.

Der scheidende FP-Landespolitiker zog gegenüber der APA eine Bilanz seiner politischen Laufbahn: "Ich habe im Bereich des Sicherheitswesens, als Sicherheitssprecher, relativ viel zuwege gebracht und weitere Anschläge auf die Sicherheit in Wien verhindern können. Und es ist mir parteiintern gelungen, die Strukturen modern aufzubauen, so dass die Kommunikation noch besser funktioniert. Das ist von den Funktionären, so glaube ich, honoriert worden."

Der FP-Landesparteisekretär ist wiederholt als vehementer Kritiker der geplanten Polizeireform zu Wort gemeldet. Nun, so glaube er, setze in dieser Sache langsam ein Umdenken auf Bundesebene ein. "Auch die teilweise Sinnlosigkeit dieser Reform wird erkannt", zeigte sich Kreißl überzeugt. Er betonte, dass er der Partei weiter als Berater in dieser Angelegenheit zur Verfügung stehen wolle.

Michael Kreißl wurde am 13. November 1958 in Wien geboren. Im Jahr 1978 trat er in den Sicherheitswachedienst ein. Für die FPÖ war er ab 1991 als Bezirksrat und später auch als Bezirksobmann in Wien-Floridsdorf tätig. Im Jahr 1992 wurde Kreißl Personalvertreter im Fachausschuss Sicherheitswache. 1994 übernahm er den Vorsitz in der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger und Freiheitlicher (AUF). Seit 1996 war Kreißl Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderats der Stadt Wien.

"Aus meiner Sicht ist der Rückzug ein bedauerlicher Schritt. Ich habe gehofft, dass er ihn nicht tun wird. Michael Kreißl hat in den vergangenen zwei Jahren viel Arbeit geleistet", streute FP-Parteichef Hilmar Kabas seinem Mitstreiter Rosen. Laut Kabas wird nun "in aller Ruhe" überlegt, wer Kreißls Nachfolger wird - bzw. ob es die Funktion eines Parteisekretärs weiter geben wird.