Landbauer geht
medial auf Tauchstation

In Bedrängnis geratener FPÖ-Spitzenkandidat sagt Skikurs für Kinder am Semmering ab

Der wegen der NS-Liedgut-Affäre seiner Burschenschaft Germania in Bedrängnis geratene FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer ist den Medien im Wahlkampffinale zur Landtagswahl in Niederösterreich offenbar aus dem Weg gegangen. Die Freiheitlichen haben den letzten offiziellen Wahlkampftermin mit Landbauer am Freitag kurzfristig abgesagt.

von
NÖ-Wahl - Landbauer geht
medial auf Tauchstation

Medien wurden mit dem Hinweis auf einen möglichen Ersatztermin zunächst stundenlang hingehalten, danach ging Landbauer überhaupt medial auf Tauchstation und besuchte stattdessen ein Seniorenheim in Wiener Neustadt. Für Freitagabend stand noch ein Ballbesuch auf dem Programm: freilich nicht der Akademikerball der rechten Burschenschafter in der Wiener Hofburg, dem Landbauer lieber fern blieb, sondern der Burgball der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.

Skikurs für Kinder abgesagt

Ursprünglich wollte der frühere Skilehrer am Freitagnachmittag einen Gratis-Skikurs für Kinder am Semmering veranstalten und bei alpinen Rechts- und Linksschwüngen darauf aufmerksam machen, dass sich viele Familien das Skifahren nicht mehr leisten können und wegen teurer Skipässe immer weniger Kinder in den Genuss des Wintersports kommen. Freitagvormittag kam dann das Storno. Mit den Turbulenzen der vergangenen Tage soll die Absage aber nichts zu tun haben, versicherte man in der FPÖ.

Landbauer ist seit dieser Woche mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Grund dafür ist ein Liederbuch von Landbauers Verbindung "Germania zu Wiener Neustadt", in dem antisemitisches und rassistisches Gedankengut verbreitet wurde. In Anspielung auf die Vergasung von sechs Millionen Juden unter der Nazi-Diktatur während des Zweiten Weltkriegs hieß es dort unter anderem: "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million".

Landbauer distanziert sich von NS-Liedgut

Die FPÖ und Landbauer distanzierten sich zwar vom NS-Liedgut, warben danach aber mit dem Slogan "Jetzt erst recht" für die Wahl des Spitzenkandidaten. Seine Mitgliedschaft in der Germania legte Landbauer vorerst einmal zurück. Bei einem Wahlkampfabschlusstreffen mit freiheitlichen Funktionären in der niederösterreichischen FPÖ-Zentrale in St. Pölten gab es am Donnerstag auch noch einmal Rückendeckung von FPÖ-Bundeschef Heinz-Christian Strache. Landbauer habe sich nichts zuschulden kommen lassen, in der FPÖ habe Antisemitismus keinen Platz, wiederholte Strache.

Der Spitzenkandidat selbst wollte zum NS-Liedgut seiner Burschenschaft schon da nicht mehr viel sagen, sondern widmete sich lieber den Wahlkampfthemen der FPÖ. Landbauers Wahlziel für den Sonntag ist zumindest eine Verdoppelung der FPÖ-Stimmen, was angesichts des niedrigen Ausgangsniveaus zu schaffen sein sollte. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren kamen die Freiheitlichen auf 8,2 Prozent. Laut Landbauer sei auch noch Platz 2 vor der SPÖ möglich. Ob sich die Germania-Affäre am Sonntag auf das blaue Wahlergebnis auswirken, werden letztlich die Wähler entscheiden.

Laut FPÖ keine Ermittlungen gegen Landbauer


Die Staatsanwaltschaft selbst machte keine Angaben zu den Identitäten der vier Personen. Landbauer war mehrere Jahre stellvertretender Vorsitzender der "Germania zu Wiener Neustadt" und ist seit dieser Woche wegen des NS-verherrlichenden Gedankenguts in den Liederbüchern der Burschenschaft mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert.

Ermittlungsverfahren gegen vier Täter eingeleitet

Indes hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt nach einem Zwischenbericht des Landesamtes Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Niederösterreich gegen vier bekannte Personen, die für die Zusammenstellung und Illustration der sichergestellten Liederbücher der "Pennalen Burschenschaft Germania Wiener Neustadt" verantwortlich zeichneten, Ermittlungen eingeleitet.

Ermittelt wird wegen des Verdachts nach § 3g Verbotsgesetz. Schon heute am späten Nachmittag sollen die ersten Einvernahmen stattfinden. Über die Ergebnisse dieser wird die Staatsanwaltschaft freilich keine Angaben machen. Es wurde auch nicht mitgeteilt, wer die vier Personen sind.

Landbauer befinde sich jedenfalls nicht unter jenen vier Personen, gegen die von Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt im Zusammenhang mit antisemitischen und rassistischen Liederbüchern der Burschenschaft Germania Ermittlungen eingeleitet worden sind. "Wir können das absolut ausschließen", erklärte ein Sprecher Landbauers.

Der Inhalt des im Zuge der Hausdurchsuchung gewonnenen Beweismaterials müsse im Detail noch ausgewertet werden. Eine erste Sichtung der sichergestellten Bücher zeige, dass Passagen der Liedtexte teilweise geschwärzt worden waren. Die näheren Umstände der Schwärzung der Textzeilen seien derzeit Gegenstand der Ermittlungen, so die Staatsanwaltschaft.

Kommentare