Kurz und Kickl
werben mit gleichen Slogans

FPÖ erzürnt über "schamloses Kopieren" des einstigen Partners

Nach eineinhalb Jahren „heile Welt“ zwischen den ehemaligen Koalitionspartnern FPÖ und ÖVP geht es nun Richtung Schlammschlacht. Die neuen Plakate der ÖVP erzürnen den einstigen Partner. Und tatsächlich: Kurz und Kickl werben mit denselben Slogans.

von
Neue ÖVP-Plakate - Kurz und Kickl
werben mit gleichen Slogans

„Einer, der unsere Sprache spricht“, scheint laut Wahlkampfmessage-Macher sowohl für Kurz als auch für Kickl zuzutreffen. Denn beide verwenden diesen Sager in ihren Botschaften. Dies erzürnt die FPÖ, die in einer Aussendung schrieb: „Nachdem Sebastian Kurz im letzten Wahlkampf und auch jetzt wieder die FPÖ-Themen kopiert hat, nehmen seine Werber nun sogar deutliche Anleihen bei FPÖ-Slogans“, so FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker über neuen Plakate der ÖVP.

"Kickl entwickelte Slogans schon 1999 für Haider"

Wer hatte es zuerst? Die FPÖ meint dazu: Bereits 1999 habe Herbert Kickl für Jörg Haider eine Nationalrats-Wahlkampagne mit Slogans wie „Einer, dessen Wort zählt“, „Einer, der zuhören kann“ oder „Einer, dessen Handschlag gilt“ entwickelt. "Auch später griff die FPÖ auf ähnliche Slogans zurück – etwa mit HC Strache in der Wiener Kampagne 2015 mit „Der Einzige, der unsere Sprache spricht“ oder der „Der Einzige für unsere Werte und Kultur“. Für den aktuellen Wahlkampf hat die FPÖ darauf mit einer Social-Media-Kampagne aufgesetzt, deren Slogans zum Beispiel lauten „Einer, der unsere Sprache spricht“ (Herbert Kickl) oder „Einer, der unsere Werte noch lebt“ (Norbert Hofer).“

"Schamloses Kopieren"

Auch inhaltlich packe Kurz mit dem Kampf gegen den politischen Islam und einem weitreichendem Kopftuchverbot „wie schon 2017 freiheitliche Themen aus“, empört sich die FPÖ, „noch dazu solche, deren Umsetzung in der türkis-blauen Regierung am schwarzen Widerstand gescheitert ist. Jetzt geht man mit den Plakatslogans noch einen Schritt weiter“, so Hafenecker, der sich überdies fragt, was eigentlich eine Werbeagentur für das schamlose Kopieren verrechnet.

»Offensichtlich haben einige in der Freiheitlichen Partei geglaubt, sie sind ganz schlau und machen ein Foto und kommunizieren den Spruch [Nehammer, ÖVP]«

ÖVP: FPÖ wollte Spruch übernehmen

ÖVP-Generalsekretär Nehammer wies die Ähnlichkeit zurück und konterte mit einer Gegenoffensive: "Es gibt eine Großdruckerei im Raum Wien, die die Plakatsujets druckt", so Nehammer. "Offensichtlich haben einige in der Freiheitlichen Partei geglaubt, sie sind ganz schlau und machen ein Foto und kommunizieren den Spruch", führte er seinen Verdacht weiter aus, um anzumerken: "Eines ist unmöglich: Den gleichen Spruch zu haben und den noch auf das Plakat zu bringen." Das gehe sich von der Zeit her einfach nicht aus, erklärte Nehammer. Für ihn der logische Schluss: "Hier dürfte es einfach so gewesen sein, dass man das Plakat von uns gesehen hat - und offensichtlich hat der Spruch so gut gefallen, dass die FPÖ ihn jetzt auch übernehmen wollte."

Die Wahl auf News.at: Chats mit den Kandidaten zur NR-Wahl - Stellen Sie Ihre Frage!

Kurz in "Szenen aus dem echten Leben"

Die ÖVP präsentierte heute ihre erste Plakatwelle, wo auch dieser Slogan zu lesen ist. Prinzipiell steht dabei natürlich ÖVP-Chef Kurz im Zentrum, der in Situationen "aus dem echten Leben" gezeigt werden soll, wie ÖVP-Generalsekretär Nehammer bie der Präsentation sagte. Er versprach zudem einen "kurzen, aber intensiven Wahlkampf" der Volkspartei und betonte wieder einmal, den "Weg der Veränderung" weiterverfolgen zu wollen.

Nehammer berichtete von den ersten Stationen der Österreich-Tour der Volkspartei und des Ex-Kanzlers. Die Stimmung sei gut, den Türkisen wurde von der Bevölkerung laut seinen Angaben "sehr viel Rückhalt signalisiert". Der Tenor bei den Veranstaltungen sei eindeutig, sagte er. "Die Menschen prägt ein ganz starkes Motiv, wenn sie mit ihm (Kurz, Anm.) sprechen", sagte Nehammer und berichtete weiter: "Die Leute wollen ihren Kanzler, sie wollen Sebastian Kurz zurück."

Das will sich die ÖVP nun zunutze machen und spinnt den Personenkult um Sebastian Kurz auch auf den Wahlplakaten weiter. "Einer, der am Boden bleibt" steht da etwa auf einem Plakat, das Kurz mit einem kleinen Kind auf dem Rücken zeigt. Weiters dargestellt wird Kurz als "einer, der unsere Sprache spricht" - im Hintergrund ist er mit Anhängern bei einer seiner Wanderungen zu sehen. Als "einer, der auf unsere Werte schaut" sitzt Kurz mit älteren Menschen beim Heurigen. Dieses Sujet spiele unter anderem auf den Kampf gegen den politischen Islam an, nannte Nehammer ein inhaltliches Begehren der ÖVP.

Als "einer, der in Europa Stärke zeigt", geht Kurz auf einem der vier Plakate beinahe im Blitzlichtgewitter unter. Auf jedem der Sujets, die ab sofort etwa 2.000 Mal in ganz Österreich affichiert werden sollen, ist zu lesen: "Das ist mein Kanzler."

Laut Nehammer wurden für die Plakate keine Fotoshootings gemacht, die Szenen seien alle "aus dem echten Leben" von Sebastian Kurz. Eine zweite Plakatwelle werde es im Lauf des Wahlkampfs auch noch geben, dazu wollte Nehammer aber noch nichts verraten. Die Wahlkampfkostengrenze solle auf jeden Fall eingehalten werden, versprach der Generalsekretär.