Nun ist Giesing lang im Geschäft, und ich erinnere mich gut, wie man ihn über die Jahrzehnte eingeschätzt hat: als tadellosen, nicht übermäßig inspirierten Handwerker. Ich bin nicht sicher, ob sich am Status viel geändert hat. Geändert hat sich das Prestige des Handwerks: Dass sich einer überhaupt bereit und, vor allem, in der Lage findet, einer Geschichte zu folgen und die Schauspieler entsprechend einzuweisen, ist schon ein überregional beachtetes Atout. Fast zwei Jahrzehnte lang wurden bis zum Erbrechen Stücke dekonstruiert und Textflächen behämmert, und zusehends reichte die Bastelanleitung. Jetzt setzt mit Macht die Gegenbewegung ein, aber eine Generation kennt die Grundbegriffe nicht mehr. So geht das, wenn sich Kunst dem Terror des Trends unterwirft.