Ein, aber nicht
das Problem

Heinz Sichrovsky über den Rücktritt Ulrike Lunaceks und seine Wünsche, die Nachfolge betreffend.

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Ulrike Lunacek war ein, aber nicht das Problem. Das Problem war der sinnwidrige Quotenzwang der Grünen, der einen hoch qualifizierten und dringend benötigten Staatssekretär vom Finanzministerium fernhielt, um die objektiv unbefähigte Europapolitikerin Ulrike Lunacek ins von niemandem benötigte Amt der Kunst-Staatssekretärin zu heben. Kunstminister ist der grüne Vizekanzler Kogler, und wie das ist, wenn der sachkundige Finanzminister zwei Amateure von der anderen Fraktion auflaufen lässt: Das mussten die verzweifelnden Kunstschaffenden während der vergangenen beiden Monate zur Kenntnis nehmen. Und worüber noch nicht einmal gemutmaßt wird: wer denn, sollten die großen Bühnen wenigstens im Herbst wieder aufsperren, die gigantischen Ausfälle aus der monatelangen Sperre und der erwartbaren reduzierten Sitzplatzanzahl begleichen wird.

Nun soll in Kürze Ulrike Lunaceks Nachfolgerin bekannt werden. Es muss eine Frau sein, und es wird angeblich nicht Eva Blimlimger, die hoch qualifizierte ehemalige Rektorin der Kunst-Universität. Ob ich das bedauern oder begrüßen soll, weiß ich noch nicht: Der Kunstbegriff der von mir geschätzten grünen Kultursprecherin ist nicht der meine, eher im Gegenteil. Denn die Grünen lehnen Eliten ab, und mein Kunstbegriff ist elitär. Nicht hinsichtlich des selbstüberschätzenden Hochkulturpublikums, sondern hinsichtlich der Qualitätsbegriffe: Kunst ist radikal undemokratisch, sie ist den Höchstbegabten – man kann sagen: den Genialen – vorbehalten, und die gehorchen keinen Korrektheits- und Quotendiktaten.

Wen ich mir nun wünschen würde? Es kann ruhig ein Staatssekretär bleiben. Der erstklassige, leidenschaftliche Kulturpolitiker Franz Morak, dem die eigene Klientel die Zugehörigkeit zum Kabinett Schüssel nicht verzieh, ist ein treffliches Argument. Marie Ringler war im Gespräch, die smarte und kompetente frühere Kultursprecherin der Wiener Grünen. Angeblich wollte sie nicht. Da fiele mir vordringlich Van der Bellens Kabinettsdirektorin Andrea Ecker ein. Sie war die exzellente Kunst-Sektionschefin unter Claudia Schmied und hatte sich als Mitarbeiterin des großen Kunstministers Rudolf Scholten in die Materie eingearbeitet. Dass ihr das Teilstück des Fahrradstreifens beim Theater an der Wien oder die Etablierung eines Lehrstuhls für Genderfragen wichtiger wäre als die Philharmoniker oder das Burgtheater, ist folglich auszuschließen.

Aber das ist nur ein Wunsch, wobei ich einräumen muss, dass der Wunsch nach dem Rücktritt Ulrike Lunaceks schon Wirklichkeit wurde. Wenn ich mir allerdings vergegenwärtige, dass die Personalie noch diverse(n) grüne(n) Gremien passieren muss, will ich nicht ausschließen, dass wir uns demnächst nach der Staatssekretärin Lunacek verzehren werden.