"Kronprinzessin" ist am Ziel angekommen:
Eva Glawischnig folgt als Bundessprecherin

Sechseinhalb Jahre Van der Bellens Stellvertreterin Bestätigung durch Bundeskongess muss erfolgen

"Kronprinzessin" ist am Ziel angekommen:
Eva Glawischnig folgt als Bundessprecherin

"Ja, das glaube ich schon" - Einen Tag vor der Designierung Glawischnig zur Bundessprecherin hatte sie im ORF noch etwas zögerlich Antwort auf die Frage gegeben, ob sie das Können zur Parteiführung mitbringe. Beweisen kann sie es jetzt: Die Grüne "Kronprinzessin" übernimmt die Partei in einer schwierigen Phase. Während es unter Van der Bellen in den vergangenen Jahren kontinuierlich - wenn auch langsam - bergauf gegangen ist, verloren die Grünen bei der Nationalratswahl vergangenen Sonntag zum ersten Mal Stimmen unter dem langjährigen Parteichef. Man rutschte vom dritten auf den fünften Platz ab, das Ziel von 15 Prozent wurde klar verfehlt.

Band-Keyboarderin
Ins Rampenlicht hat es die gebürtige Kärntnerin Glawischnig schon früh gezogen: Schon mit 18 Jahren war sie als Keyboarderin der "Gerald Gaugeler Band" mit dem Song "Gelati" in den Top 10 der Austro-Hitparade. Schon damals sei sie "sehr intelligent und selbstbewusst" gewesen, erzählte Gaugeler vor Jahren in einem Zeitungs-Interview - das "Ökologisch-Politische" sei allerdings erst später gekommen.

Erste politische Sporen verdiente sich Glawischnig nach ihrem Jus-Studium in den 90er Jahren im Einsatz gegen die sogenannte "Ennsnahe Trasse" in der Steiermark. Aus der gemeinsamen Zeit bei der Umweltorganisation "Global 2000" stammt auch die langjährige Freundschaft mit der Wiener Umweltstadträtin Uli Sima von der SPÖ. Glawischnigs Start in die Parteipolitik über die Wiener Grünen begann dagegen mit einem Fehlstart: Bei den Landtagswahlen 1996 verfehlte sie den Einzug in den Landtag und arbeitete ohne Mandat als Umweltsprecherin der Wiener Grünen.

"Wunderschön, aber eine Marxistin"
Drei Jahre später schaffte Glawischnig als Spitzenkandidatin der Wiener Grünen den Sprung in den Nationalrat. Dort konnte sie sich als Umweltsprecherin rasch etablieren und rückte 2002 zur stellvertretenden Parteichefin auf. Im selben Jahr dann ein Rückschlag für die ehrgeizige Kärntnerin: Bei den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP war sie schon als Umweltministerin einer schwarz-grünen Regierung gehandelt worden. Doch die Gespräche scheiterten. Und während ÖVP-Nationalratspräsident Andreas Khol seine Verhandlungspartnerin als "wunderschön, aber eine Marxistin" bezeichnete, hatte Glawischnig, die sich bei einer Verhandlungsrunde mit Kreuz um den Hals präsentierte, bei den Medien damit den Ruf einer "Bürgerlichen" weg.

Zwei Jahre später dann der bisher größte politische Erfolg Glawischnigs: Bei der Kärntner Landtagswahl 2004 konnte sie den letzten weißen Fleck von der Landkarte ihrer Partei tilgen und führte die Grünen in ihrem Heimatbundesland dank eines intensiven Wahlkampfeinsatzes (gemeinsam mit Spitzenkandidat Rolf Holub) erstmals zum Einzug ins Landesparlament - und das trotz des damals noch äußerst minderheitenfeindlichen Kärntner Wahlrechts. Seither sind die Grünen in allen neun Landtagen vertreten. Nach der Nationalratswahl im Oktober 2006 folgte dann ein weiterer Karriere-Höhepunkt: Glawischnig zog als erste Grün-Politikerin ins Nationalratspräsidium ein.

Nähe zur Society
Kritik und Häme brachte Glawischnig ihre Nähe zu den Society-Seiten des Landes ein: Ihre Hochzeit mit dem TV-Moderator Volker Piesczek im Jahr 2005 wurde ebenso öffentlichkeitswirksam vermarktet, wie ihre anschließende Schwangerschaft. Hochglanz-Fotos der Grünen Frontrau schmückten die Titelseiten: Im bauchfreien Hochzeitsgewand, mit nach unten gerutschtem Träger beim Blutspenden und auch zuletzt noch mit kurzem Rock auf einem Sofa posierend.

Bei der teils puritanischen Grünen Basis kam das nicht immer gut an, auch unter Klubkollegen sorgten derartige Auftritte mitunter für Kopfschütteln. Immer wieder drohte Glawischnig Medien mit Klage - etwa als die "Krone" ein zu freizügiges Foto wieder von ihrer Titelseite entfernen musste und das Nachrichtenmagazin "Format" daraufhin höhnisch textete: "Der Einblick, den Grünen-Model Glawischnig bot, war wohl zu tief."

Wirklich geschadet haben dürften Glawischnigs Ausflüge in die Seitenblicke-Gesellschaft der Grünen Frontfrau allerdings nicht, sie wurde stets als Favoritin für die Nachfolge Van der Bellens gehandelt und sollte es jetzt wohl auch geschafft haben.

Ihr Engagement für die Grünen wurde der begeisterten Hobbyläuferin Glawischnig übrigens nicht gerade in die Wiege gelegt: Geboren wurde sie am 28. Februar 1969 in Seeboden, einer freiheitlichen Hochburg im orangen Kernland Kärnten. Die Schulbank drückte sie unter anderem mit dem heutigen FP-Generalsekretär Herbert Kickl.
(apa/red)