Eine Frage der Quote

von Renate Kromp © Bild: Ian Ehm/News

Aus dem schönen Niederösterreich erreicht uns die Nachricht, es wurde ein neuer Mann für das Amt eines Landesrates gesucht und gefunden. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, denn Männer sind in den Landesregierungen quer durch Österreich noch immer das gewohnte Bild. Hätte nicht in diesem Fall, unmittelbar nach Johanna Mikl-Leitners Designation als Landeshauptfrau, eine Frau als Favoritin für den frei werdenden Regierungssitz gegolten. Und würden nicht besorgte Sympathisanten der ÖVP in Niederösterreich als einen Grund für diese personelle Entscheidung nennen, dass in diesem Fall zu viele Frauen in der schwarzen Regierungsfraktion gesessen wären. Vier nämlich. Aber nur zwei Männer. Ganz klar: Da musste noch ein Mann her.

Johanna Mikl-Leitner würde so eine Job Description natürlich nie offiziell machen. Immerhin wird sie im März Chefin der Landes-ÖVP und im April die erste Landeshauptfrau Niederösterreichs, und da steht man über kleinlichen Quotendebatten. Die Halbe-Halbe-Quote, die es in diesem Regierungsteam gibt, muss man in vielen anderen Gremien sowieso erst einmal finden.

Seit der offenherzigen (Regierungs-)Erklärung von Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer, man habe halt entweder die Frauen oder die Bauern verärgern müssen - und daher nur Männer in der schwarzen Regierungsfraktion -, weiß man: Verständnis erntet man für solche Winkelzüge heutzutage eher nicht mehr. Sogar Pühringer kam dieses Gruppenbild ohne Dame dann doch irgendwie unvollständig vor. Er versprach: Wenn er geht, kommt eine Frau. Das passiert jetzt. Es wird wohl Menschen geben, die da gleich wieder über die Quotenfrau lästern. Denn Frauenquoten abzulehnen, zieht sich durch einflussreiche Kreise: Die Industriellenvereinigung etwa kritisierte zuletzt die von der Regierung angekündigte Einführung einer 30-Prozent-Quote für mehr Aufsichtsrätinnen in der Privatwirtschaft.

Ein Quotenmann in Niederösterreich würde zu einem Gedankenspiel verleiten: Würde man bei ihm diese Fragen stellen?
Ist er überhaupt qualifiziert?
Hat er sein Amt womöglich nur bekommen, weil er ein Mann ist?
Wie vereinbart er seine zeitraubende Tätigkeit mit seiner Familie?
Entrüsten sich die vielen selbstbewussten jungen Männer, die auf ebenso interessante Jobs hoffen, lautstark darüber, dass so ein Quotenmann heutzutage doch total unnötig ist?
Weil die Forderung nach einer verpflichtenden Männerquote ohnedies nur eine Kampfparole einiger weniger Männerrechtler ist, die das Lebensgefühl der Jungen halt nicht verstehen?
All das hört man bei Männern nicht. Sie mussten ja auch noch nie um ihren gerechten Platz kämpfen.

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