So werden Festspiele zum Ereignis

Susanne Zobl über "Cavalleria Rusticana" und "Pagliacci" mit Jonas Kaufmann

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Cavalleria rusticana Premiere © Bild: Andreas J. Hirsch

Eines ist klar: für das Ereignishafte sorgten der Dirigent und der Tenor, Christian Thielemann am Pult der Dresdner Staatskapelle und Welttenor Jonas Kaufmann. Wie Thielemann Mascagnis „Cavalleria Rusticana" in sublimen, transparent-schimmernden Klangfarben leuchten lässt, führte zu einer verlängerten Sternstunde. Und wie er mit kontrollierter Ekstase aus Leoncavallos „Bajazzo“ einen musikalischen Psycho-Thriller generiert, ist kaum zu übertreffen. Wer will ihn da noch auf sein Kernrepertoire Wagner und Strauss begrenzen?

Cavalleria rusticana Premiere
© Andreas J. Hirsch

Jonas Kaufmann in Höchstverfassung

Und Jonas Kaufmann. Sein Wagnis ist alles andere als ein geringes. Er debütierte als Turridu in „Cavalleria“ und als „Canio“ im „Bajazzo“. Stimmlich in Höchstverfassung bringt er auch darstellerisch alles mit, wenn er als verfolgter Liebhaber Turridu vom Leben Abschied nimmt. Und wie er sich dann zum virilen Eifersuchtsmörder Canio bei Leoncavallo wandelt, mit baritonalem Tenor das „Ridi, pagliacci“ in kontrolliertem Rasen bringt, ist nicht zu übertreffen.

Cavalleria rusticana Premiere
© Andreas J. Hirsch

Der Rest der beiden Ensembles, Ambrogio Maestri als souveräner Alfio ausgenommen, logiert eher im Bereich des Mediokren. Liudmyla Monastryska beschränkt sich auf die Darstellung der Schreckschraube. Von Annalisa Stroppa (Lola) kann man stimmlich und darstellerisch Gutes berichten.

Kluge Verbindung der Verismo-Einakter

Beim „Bajazzo“ erfreuen Maria Agresta (Nedda), Alession Arduini (Silvio). Dimitri Platanias (Tonio) wirkt souverän, aber sparsam im Ausdruck, solide, Tansel Akzeybek (Beppe). Philipp Stölzl (Regie und Bühne) hat die Verismo-Einakter klug verbunden. Ein schwarzer Rahmen umfasst Guckkästen auf zwei Ebenen. Die werden je nach Bedarf geschlossen und geöffnet.

Cavalleria rusticana Premiere
© Andreas J. Hirsch

Sein Konzept, Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ als Mafia-Drama zu zeigen ist ein Clou. Ein Atout sind die per Live-Kamera eingespielten Großaufnahmen der Sänger. Das wirkt wie aus einem Film von Vittorio de Sica mit expressionistischen Elementen. Tenor und Chor lässt Stölzl auf der Bühne in Leoncavallos Werk einmarschieren und wechseln. Die Bühne, eine Art Jahrmarkt, prangt in dunklen Farben, gespielt wird wie im ersten Teil auf zwei Ebenen. Die Live-Projektion einzelner Szenen erzeugt eine zusätzliche Dimension. Das wirkt.

Kommentare

wenn man so eine kritik liest, dann ist es mir völlig klar, dass sich die angebliche hochkultur am zeitgeist vorbei entwickelt. hat der kritiker überhaupt ohren. es gab unzählige stellen die nicht zusammen waren. die beiden stücke sind absolute belcanto-stücke. jetzt frag ich mich was ist belcankto: offen gesagt, es gibt kein belcanto ohne glanz, wo ist glanz in der stimme bei kaufmann.

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