Nur wegen der Sänger

Camille Saint-Saens’ „Samson et Dalila“ an der Wiener Staatsoper

von Kritik - Nur wegen der Sänger © Bild: WIENER STAATSOPER GMBH / MICHAEL PÖHN

Weshalb manche Werke der Opernliteratur nicht allzu oft auf den Spielplänen zu finden sind, exemplifizierte sich an Camille Saint-Saens’ „Samson et Dalila“. Stehen aber zwei Hauptdarsteller wie Elina Garanca und Roberto Alagna zur Verfügung, nimmt man das musikalische Stückwerk gern in Kauf. Um das Paar gruppierte Alexandra Liedtke ihre Inszenierung. Das war klug, denn sie vermied damit mögliche Fallen, die sich bei einem Werk, das in Gaza spielt und vom Kampf zwischen den versklavten Hebräern und den Philistern im 12. Jahrhundert vor Christus erzählt, stellen könnten. Keine platten Aktualisierungen, sondern totale Reduktion war ihr Konzept. Dalila soll das Geheimnis der Stärke des hebräischen Helden entdecken, ihn schwächen und ihr Volk rächen. Dafür muss ein Treffen her, am besten im Badezimmer, vor gut gefüllter Wanne. Doch mehr als gepritschelt, wird nicht, und das auch nur, um Passionen abzukühlen. Bei Saint-Saens bleibt vieles offen und daher auch bei Liedtke: sind Samson und Dalila einander tatsächlich in Liebe zugetan? Was führt sie zueinander: gegenseitige Anziehungskraft, die Erkenntnis, dass weder ein Mit- noch ein Ohne-Einander möglich ist, dass deshalb das Verderben vorzuziehen ist? Einerlei. Liedtke macht daraus ein Kammerspiel der Gefühle, denn sie setzt auf die Musik und dort finden sich die Antworten nicht, stattdessen aber Möglichkeiten, die Stimmkräfte unter Beweis zu stellen. Und davon machten Elina Garanca und Roberto Alagna ausreichend Gebrauch. Zwischen diesen beiden Sängern wird das ganze Drama verhandelt. Garancas prächtiger, dunkler Mezzo ist ein Ereignis und macht das Wesen dieser Frau spürbar. Alagna ist ein phänomenaler Singschauspieler, der seinen prachtvollen Tenor mit Ausdruck ertönen lässt. Carlos Alavarez verkörpert den Oberpriester Dago mit Non-Chalance und stimmlich eindrucksvoll. Der Chor der Wiener Staatsoper zeigte einmal mehr, dass er eine der Stärken des Hauses ist. Marco Armiliato überzeugte als vorzüglicher Kapellmeister.