Krieg der Worte im Ski-Lager

Krieg der Worte im Ski-Lager

Und plötzlich hatte die Skiweltmeisterschaft in Åre ihren großen Skandal -zumindest für das bis dahin nicht gerade von Goldmedaillen verwöhnte österreichische Herrenteam. Sogar bei der Präsentation der fünf ÖSV-Starter im Riesentorlauf in der kleinen Bäckerei Brunkulla gleich neben den Apartments der Athleten gab’s an diesem Montagabend nur ein einziges Thema. Und zwei US-Journalisten schüttelten verständnislos den Kopf: „Assinger, immer nur Assinger. Wer ist das überhaupt? Und wann wird eigentlich auch über Sport geredet?“

Verbaler Infight. Während Hermann Maier ein ums andere Mal geduldig Fragen zum Thema Nummer eins beantwortete, stets mit Lächeln um die Lippen und der gewohnten Portion Skilehrerschmäh, ging Herren-Cheftrainer Toni Giger abseits der Szene mit ein paar angeblich besonders kritischen Journalisten in den verbalen Infight. Ungerecht sei das alles. Und überhaupt: Wer mit dem stärksten Skiteam der Welt nach einer Niederlage derart ins Gericht gehe, habe in Zukunft alle Rechte auf einen guten Draht verwirkt.

Stein des Anstoßes: eine kritische Analyse der Leistungen der rot-weiß-roten Abfahrer von NEWS-Kommentator Armin Assinger im ORF-WM-Studio am Sonntagnachmittag. Vor allem der „Herminator“, als 13. zweitbester Österreicher, fühlte sich auf den Schlips getreten und formulierte noch am Sonntagabend einen „Newsletter“ an seine Fans, in dem er Assinger praktisch jede Kompetenz als Skikommentator absprach. Als sich Maiers Konter herumgesprochen hatte, kollabierte seine Homepage hm1.com. So viele Zugriffe hatte es nicht einmal unmittelbar nach seinem schweren Motorradunfall im August 2001 gegeben: Tausende Internet-User wollten gleichzeitig die „Kuhhaut-Volte“ des „Herminators“ gegen seine Kritiker lesen, allein in der Nacht von Montag auf Dienstag gab’s über 500 Postings in Maiers Gästebuch.

Wüste Beschimpfungen. Homepage-Betreiber Ernst Lackner hatte noch versucht, die Maier-Seite mit der von Armin Assinger (assinger.at) zu verlinken, musste dann aber ein „Notprogramm“ fahren, bei dem nur noch der Newsletter des „Herminators“ im weltweiten Netz zu finden war. Inzwischen geht’s auch so auf Assingers Seite rund. Wüste Beschimpfungen und zustimmendes Schulterklopfen lösen sich seit Montag in seinem Gästebuch ab. Über 100 Seiten stark sind dort inzwischen die Meinungen der österreichischen Skifans zur „Causa prima“.

Und während ganz Österreich bei Assinger um das Zünden der nächsten Eskalationsstufe bettelte, formulierte der NEWS-Kommentator seine WM-Kolumne wie immer sachlich, kompetent und ohne Untergriffe: „Ich habe meine Meinung zu den Leistungen unserer Abfahrer formuliert. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“
Also höchste Zeit, sich mit den wahren Problemen des ÖSV-Herrenteams zu beschäftigen, die bei dieser WM in Åre auch durch ein „goldenes Finish“ nicht mehr wegzudiskutieren sind. Denn die „goldene Generation“ rund um Hermann Maier steht im „Abendrot der Karriere“ (Assinger). Fritz Strobl, Abfahrtsolympiasieger von 2002, hatte nach eigenen Angaben schon im Verlauf des Winters „Motivationsprobleme“, bis ihn seine Frau nach Wengen vor die Alternative stellte: entweder noch einmal mit voller Kraft durchstarten oder gleich aufhören. Silber im Super-G, Strobls erste WM-Medaille überhaupt, war der Lohn. Dass der 34-jährige Kärntner noch eine Saison anhängt, ist eher unwahrscheinlich.

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