Kopfmensch non grata: Herwig Haidinger hatte im Innenministerium wenig Freunde

Zu intellektuell und zu wenig kompromissbereit

Kopfmensch non grata: Herwig Haidinger hatte im Innenministerium wenig Freunde

Bei genauerem Draufschauen auf den Fall ist er trotz seines markigen Zitats, dass er abgelöst worden sei, weil er sich nicht korrumpieren ließ, der Kopfmensch geblieben, als der er immer erschienen ist. Schon bei dem Interview mit der APA in der Vorwoche kam nicht der Eindruck auf, dass hier jemand spricht, der im Affekt handelt. Der Verdacht lag nahe, der BK-Chef hat etwas in der Hand. Ein Eindruck, der sich im Innenausschuss des Nationalrats am Dienstag verstärkte. Ob das wirklich Substanz hat, was Haidinger vorlegte, müssen nun das Büro für Interne Angelegenheiten (BIA) und die Justizbehörden klären.

Wie sein Nachfolger Franz Lang machte sich auch Herwig Haidinger zunächst in seiner Heimat einen Namen. Als Leiter der staatspolizeilichen Abteilung der Sicherheitsdirektion für Oberösterreich - heute wäre das das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung - war der 53-Jährige federführend an schweren Schlägen gegen die rechtsextreme Szene in dem Bundesland beteiligt.

Strasser holte Haidinger nach Wien
Der erste schwarze Innenminister Ernst Strasser holte das ÖAAB-Mitglied Haidinger 2000 nach Wien. Als Leiter der Kriminalpolizei sollte er das Bundeskriminalamt konzipieren und aufbauen, was er auch tat. 2002 wurde er dessen erster Leiter, mit einem Vertrag für fünf Jahre. Freunde hat er sich davor und während seiner Amtszeit kaum gemacht.

Warum das so ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Insider beschreiben ihn als ausgesprochen kompliziert von seiner Persönlichkeitsstruktur. Mit dem Verständnis Haidingers dürfte sich nicht nur Journalisten, sondern auch Kollegen des BK-Chefs schwer getan haben. Er sei ein Intellektueller gewesen, lauten nettere Kommentare.

Doch es gibt auch die weniger netten. Pedantisch, der Arbeiten von Mitarbeitern gern ausgebessert und diesen auch in den Rücken gefallen sein soll, heißt es über den ehemaligen Spitzenkriminalisten. Laut soll Haidinger aber kaum einmal geworden sein, nur eine sarkastische Ader wird ihm nachgesagt. Klar ist auch: Nicht wenige im Bundeskriminalamt wollten König an Stelle des Königs werden. Das ist mit der Nachbesetzung des Postens durch Franz Lang zumindest für die nächsten fünf Jahre obsolet.

Sperrig gegenüber Vorgesetzten
Im Umgang mit seinen Vorgesetzten soll sich Haidinger ausgesprochen sperrig verhalten haben. Kompromissbereitschaft war für ihn offenbar ein Fremdwort. Und das dürfte ihm letztendlich auch das Genick gebrochen haben. Bereits im Herbst 2005, lange vor dem Ausbrechen der Causa BAWAG, wurde ihm das erste Mal mit der Nicht-Verlängerung seines Vertrags bedroht, wenn die ÖVP das Innenministerium behalte, sagt er selbst.

Anliegen, Wünsche und mündliche Weisungen aus den Ministerbüros soll es dabei nicht nur in den spektakulären Fällen BAWAG und Natascha Kampusch gegeben haben. Der Grüne Abgeordnete Peter Pilz sprach am Dienstag unter anderem auch davon, dass Haidinger den Verkehrsunfall eines Kabinettsmitglieds aus dem Innenressort hätte bügeln sollen. Auch das verweigerte der BK-Chef. Ebenso wie den Posten eines Sicherheitsattaches in Washington, der ihm deutlich mehr Geld eingebracht hätte und der ihm für sein Schweigen geboten wurde. Forschungsaufgaben in der Sicherheitsakademie statt diplomatischer Karriere heißt es nun.

Womit viele nicht gerechnet hatten: Dass Haidinger wirklich mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit geht. Und das wird im Ministerium auch breit kritisiert. Viele Jahre schwieg Haidinger, jetzt nach seiner Nicht-Verlängerung als Direktor des Bundeskriminalamts packt er aus.

(apa/red)