Zuckerberg statt Trump

von / Gerfried Sperl © Bild: News

Die Wahl des aberwitzigen Donald Trump zum US-Präsidenten (mit drei Millionen Stimmen weniger als Hillary Clinton) hat bewiesen, dass man zumindest für vier Jahre die amerikanische Demokratie kaufen kann. Sein Vermögen beträgt nach eigenen Angaben zehn Milliarden Dollar, in den Wahlkampf dürfte er drei Milliarden investiert haben. Zum Vergleich: Frank Stronach wollte sich ebenfalls in die Politik einkaufen. Sein Vermögen betrug ungefähr 1,8 Milliarden Dollar, seine Ausgaben im österreichischen Wahlkampf 2013 beliefen sich auf ca. 315 Millionen Euro. Trump gewann die USA, Stronach verlor. In beiden Fällen gibt es Spenden, in Österreich kommen staatliche Förderungen noch dazu. Faktum aber ist: Ob klein oder ganz groß -Milliardäre können sich Wahlkampagnen leisten, ohne sich im Fall einer Niederlage zu ruinieren.

Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass auch andere Milliardäre politischen Geschmack verspüren. Zum Beispiel Mark Zuckerberg. Der Facebook-Gründer besitzt zwar nur 28 Prozent der Aktien des Riesenunternehmens, aber 54 Prozent der Stimmrechte. Er hat das Sagen. An der Börse ist der Social-Media-Gigant rund 450 Milliarden Dollar wert. Zuckerbergs persönliches Vermögen wird auf 90 Milliarden geschätzt. Da könnte er schon einmal 10 Milliarden für einen guten Zweck abzweigen und beispielsweise im Jahre 2020 für die Demokratische Partei den Republikaner Trump bekämpfen. Der sammelt nämlich für die Wiederwahl bereits Geld. Amerikanische Medien spekulieren bereits offen über eine Kandidatur Zuckerbergs.

Warum würde sich Zuckerberg, der etwa gleich alt ist wie Sebastian Kurz, um eine Nominierung durch die Demokraten bemühen? 1. Im Silicon Valley hat man im Wahlkampf 2016 besonders stark Hillary Clinton unterstützt. 2. Die Internet-Unternehmen sind Verfechter des Klimaschutzes, Trump ist bekanntlich dagegen. 3. Zuckerberg hat nach dem Vorbild von Bill Gates eine Stiftung gegründet, deren Gelder in die Bekämpfung von Volkskrankheiten fließen. Gates finanziert bekanntlich die Erforschung und Realisierung neuer Impfmethoden - vor allem in Afrika.

Die Schattenseite: Selbst Milliardäre mit einer sozialen Ader sind keine Heiligen. Sie haben die Werbemittel, sich öffentlich als Halbgötter darstellen zu lassen. Aber die Gier nach der Macht verwandelt selbst gute Menschen nicht selten in autoritäre Figuren. Allmachtsdenken ergreift sie. Und die Möglichkeiten, die ihnen von den eigenen Firmen geboten werden, sind enorm. Besonders Facebook verfügt über enorme Einblicke in das Nutzerverhalten und damit über Vorlieben und Verhalten von Abermillionen Menschen. Gar nicht zu reden von Jeff Bezos' Macht über die Amazon- Daten.

Das alles ist unbezahlbares Rohmaterial, das einem Mark Zuckerberg (oder/und anderen) die Tür zu Wahlkampagnen in ihrem Sinn eröffnet. Da hat dann die Demokratie, wie wir sie kennen (wollen), keine Chance mehr.

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