Trumps gefährlicher
Größenwahn

Trumps Welt, jenseits von Wahrheit und Fakten, baut auf das westliche Denkgefüge, auf abendländische Mythen und das westliche Menschenbild.

von Gerfried Sperl © Bild: News

Donald Trumps Sprache ist selbst in der Kürze seiner Twitter-Botschaften verräterisch. Jüngstes Beispiel: Wenn Nordkoreas Kim Jong-un Trumps Bedingungen erfülle, dürfe er weiterregieren. Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass er sich als Weltherrscher versteht und die einzelnen Staats-und Regierungschefs sich bei ihm eine Lizenz zur Machtausübung holen müssen. Auch die Besuche von Emmanuel Macron und Angela Merkel im Weißen Haus waren von dieser Auffassung geprägt. Dem französischen Staatspräsidenten griff er ans Revers, und auf die deutsche Kanzlerin sah er herab wie auf ein Dienstmädchen. Hoppla -hätte zumindest der Franzose sagen müssen. Ein mittlerer Skandal wäre die Folge gewesen. Na und? Man darf ihm nicht alles durchgehen lassen.

Der Slogan "We make America great again" wird von Trump auch durch seine Körpersprache materialisiert. Man könnte das als Vorstufe zum Größenwahn interpretieren, aber die Sanktionsdrohungen gegen die EU-Staaten, der Bruch des Atomabkommens mit dem Iran, der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen und die Hire-and-Fire-Aktionen im eigenen Regierungsstab sind Zeichen dafür, dass er es ernst meint.

Trump ist derart von sich besessen, dass er in eineinhalb Jahren Regierungszeit fast alle internationalen Verträge, die unter seinem Vorgänger Barack Obama geschlossen wurden, zerreißt -und damit eine Haltung dokumentiert, die der ehemalige CIA-Direktor Michael Hayden in einem "Spiegel"-Gespräch folgendermaßen beschrieben hat: "Er betrachtet Immigranten als Bedrohung und Verbündete als Last. Den Freihandel, ein Grundelement der Politik seiner Vorgänger, bekämpft er." Und, fügt Hayden hinzu, er beurteile Mitarbeiter nicht nach deren Loyalität zu Verfassung und Gesetzen, sondern danach, ob sie Jasager sind oder nicht.

Dazu kommt, dass Trump beratungsresistent ist. Jede Entscheidung wird offenbar seinem Willen untergeordnet, die USA wieder zur Weltmacht Nummer eins, vor allem in der Wirtschaft, Industrie und Militärwesen zu machen. Wer differenziert denkt, ist ein Schwächling. Wer seine Feindbilder nicht teilt, ist ein Sicherheitsrisiko. Deshalb habe er, so mehrere Beobachter (unter ihnen auch Hayden und der geschasste Sicherheitsberater McMaster), gegen den Rat aller Geheimdienste den Atomdeal verworfen.

Trumps Welt, jenseits von Wahrheit und Fakten, baut auf das westliche Denkgefüge, auf abendländische Mythen und das westliche Menschenbild. Die nahöstlich-muslimische Welt ist da nicht fundamental verschieden. Was dem Möchtegern-Diktator zum Verhängnis werden könnte, ist eine Konfrontation mit China. Die Pekinger Machthaber würden ihn ausrutschen lassen, weil er das chinesische Wesen nicht lesen kann und nicht lesen will. Einseitige Memos lässt er dem Vernehmen nach auf halbseitig eindampfen.

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