Kickl als Humanist ist ein "Fake"

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Kontrapunkt - Kickl als Humanist ist ein "Fake"

Norbert Hofer, der Minister-Kollege von Herbert Kickl, hat den Chef des Innen- und Polizeiressorts einen „Philosophen“ genannt. Das ist korrekt, hat Kickl doch einige Semester Philosophie studiert.

Hofer nannte ihn aber auch einen „Humanisten“ – dafür gibt es an keiner Universität eine eigene Studienrichtung. Also muss man sich diesen Ruf extra verdienen, durch ein literarisches Plädoyer in Buchform zum Beispiel, oder durch gelebte Menschlichkeit. Beides trifft auf Kickl nicht zu, ist als Bezeichnung also ein „Fake“, also eine Vortäuschung falscher Tatsachen.

Kickl hat Anfang der 2000er Jahre bereits als Redenschreiber für Jörg Haider internationale Aufregung provoziert. Von ihm stammt jene Attacke auf den damaligen französischen Staatspräsidenten, die den persönlichen Zorn von Chaques Chirac auf die ÖVP/FPÖ-Regierung und damit die berüchtigten Sanktionen gegen Österreich ausgelöst haben soll. Haider nannte Chirac einen „Westentaschen-Napoleon“ .

Später erfand Kickl den Spruch „Wiener Blut – zuviel Fremdes tut niemand gut“. Wieder später den Plakatslogan „Daham statt Islam“ und jetzt die Formulierung, Asylsuchende „konzentriert“ in Versorgungszentren unterzubringen.

»Was drin ist, kommt auch schneller heraus«

Im Blick auf Kickls rechtspopulistischen Werdegang wird man ihm und seinen Verteidigern die Ausrede, es handle sich um einen „Versprecher“, nicht abnehmen. Viel eher hat er ganz bewusst eine Wendung gewählt, die die Ähnlichkeit mit den „Konzentrationslagern“ nicht verhehlt. Zumindest aber gilt die Vermutung: Was drin ist, kommt auch schneller heraus.

Wiens Heurige sind voller Philosophen, die Cafés voller Literaten, die Wirtshäuser voller Kabarettisten. Aber Humanisten? Sie sitzen eher in der Hofburg als in der Herrengasse.

Kickl hat jedenfalls wieder einen „Fake“-Treffer gelandet. Der für die Regierung und für ihn selbst ein Eigentor ist.

Gerfried Sperl
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