Literaturnobelpreis für Peter Handke:
"Welch ein Triumph über Niedertracht!"

News Kultur-Chef Heinz Sichrovsky über den Literaturnobelpreis für Peter Handke - "Schöner kann es nicht sein"

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Welch eine Nachricht! Welch ein Triumph über Niedertracht, Selbstgerechtigkeit und Hirndumpfheit einer Branche, die den österreichischen Weltschriftsteller Peter Handke in den Neunzigerjahren aus der Gemeinschaft der Gutmeinenden ausgeschlossen hatte, weil er im Serbien-Konflikt nicht auf Nato-Linie lag! Dabei hatte er nie ein Kriegsverbrechen gerechtfertigt, nur etwas Differenzierung gefordert, weil es in einem Krieg nur selten einen einzigen Täter gibt. Aber die Nato in den Schädeln war stärker, und damals hat sich das Feuilleton so gründlich abgemeldet wie später nur noch, als Elfriede Jelinek ausgezeichnet wurde. In der Zeit des Sturms durfte ich ihn erstmals in seinem Haus bei Paris besuchen. Er hatte den Kontakt zur Branche abgebrochen, aber bei uns wollte er sagen, was er zu sagen hatte, und das ging um die Welt.

»Schöner kann es nicht sein«

Ich habe in meinen schon ausgedehnten Berufsjahren mit großen Autoren sprechen dürfen: Jean Genet war dabei, Max Frisch, Günter Grass und Friedrich Dürrenmatt. Aber Elfriede Jelinek, der ich auch freundschaftlich verbunden bin, und Peter Handke, mit dem mich eine lange Zeit des Vertrauens verbindet: von denen weiß ich gewiss, dass sie bleiben werden. Ein Satz Peter Handke – und stünde er auf einem Zettel an der Gartentür seines Hauses in Chaville bei Paris und vertröstete den Besucher, weil der Hauseigner gerade beim Pilzesuchen ist –, und man weiß, wer da spricht.

Schöner kann es nicht sein: dass die österreichische Realität als die einer Kulturnation, die auf dieses Privileg wieder und wieder vergisst, von einer neuen, großartigen, unkontamierten Akademie in Schweden wiederhergestellt wird. Zwei der größten österreichischen Autoren seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben jene Nobelpreise errungen, die das Land in großer Zahl hätte, wären nicht so viele Mediziner und Naturwissenschafter vom Nazi-Terror in die USA vertrieben worden.

Eine Nachricht wie die vom Nobelpreis für Peter Handke relativiert alles, weil sie für die Ewigkeit ist.

Heinz Sichrovsky
© NEWS News Kultur-Chef Heinz Sichrovsky

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