Streit um Ströck

Bäcker und Gewerkschaft uneinig um KV-Einordnung – Unternehmen gesteht Fehler ein

Konflikte bei der Firma Ströck: Die Gewerkschaft will alle Beschäftigten im Großbäcker-KV sehen. Der Gastro-KV dürfe hingegen nicht zur Anwendung kommen. Zudem hätte eine Mitarbeiterbefragung zahlreiche Missstände zutage gefördert. Ströck selbst räumt Fehler ein und will manches ändern. In anderen Bereichen bleibt die Firma aber unnachgiebig.

von Michael Ströck und GPA-Poyer schütteln Hände © Bild: APA/GEORG HOCHMUTH

Bei der Bäckerei Ströck liegt nach Gewerkschaftsangaben einiges im Argen. Schon länger gibt es Streit, welcher Kollektivvertrag für die rund 1.800 Beschäftigten zur Anwendung kommen muss. Eine aktuelle Mitarbeiterbefragung der Gewerkschaft birgt nun neuen Zündstoff: Ströck habe keinen Betriebsrat, zahle Vor- und Nacharbeiten sowie Zuschläge nicht ordnungsgemäß und teile Dienste zu kurzfristig ein. Vielfach gebe es keine ordentlichen Dienstzettel, Mitarbeiter könnten kaum Pausen machen oder ihre Urlaube nehmen, wann sie wollen. Rund 600 Verkäuferinnen würden zudem nach dem Gastro-KV bezahlt, was nach Ansicht der Gewerkschaft nicht zulässig ist.

"Der Gastro-Bereich ist nicht Hauptzweck bei Ströck, sondern der Verkauf von Bäckereiwaren", sagte GPA-Vizechef Karl Proyer am Montag bei einem Pressegespräch. Um sonntags aufsperren zu können, hatte sich auch die Drogeriekette dayli auf eine Gastronomiekonzession berufen. Eine entsprechende Gesetzesänderung in der Gewerbeordnung untersagt dayli nun den Verkauf am Sonntag. Künftig ist der sonntägliche Warenverkauf mit Gastgewerbekonzession nur dann erlaubt, wenn der „Charakter des Betriebes als Gastgewerbe“ auch tatsächlich gegeben ist. Das sieht die Gewerkschaft bei Ströck nicht gegeben. Die Gastrokonzession sei "reines Lohndumping", die Beschäftigten gehörten in den Großbäcker-KV.

Nachgeben bei KV-Einordnung

"Am Gastro-KV wird nicht gerüttelt", sagte der bei der Gewerkschafts-Pressekonferenz anwesende Bäckersohn Michael Ströck. Dessen Einführung sei 2008 mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer akkordiert gewesen. Dem KV-Streit auf anderer Front werde man sich fügen: Ströck beschäftigt derzeit den Großteil der Mitarbeiter nach dem Gewerbe-Kollektivvertrag. Aufgrund der Größe, die das Unternehmen inzwischen erreicht hat, gehörten die Beschäftigten aber in den Großbäcker-KV, findet die Gewerkschaft. In Österreich gebe es nur eine Handvoll Bäcker, die mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen, Ströck zähle dazu.

"Wir suchen uns nicht aus, in welchem Kollektivvertrag wir sind. Wir wurden in den Gewerbe-KV eingegliedert und das passt auch für unsere Produktionsweise. Derzeit läuft ein Schlichtungsverfahren im Wirtschaftsministerium zur KV-Einstufung, dem werden wir uns fügen", so Michael Ströck.

Vorwurf „betriebsratsfeindliches“ Klima

Ströck räumte heute Fehler ein: "Die Vorwürfe machen uns sehr betroffen. Aber wir haben reagiert, diese und nächste Woche veranstalten wir Schulungen für alle Filialleiter", sagte Personalchefin Eva Planötscher-Stroh eine Stunde vor Beginn der Gewerkschafts-Pressekonferenz bei einer eigens veranstalteten Pressekonferenz der Firma Stöck. Den Vorwurf, dass es keine Dienstzettel oder Dienstverträge gebe, wies sie zurück.

Gegen einen Betriebsrat habe man nichts, sagte Michael Ströck. Bis jetzt hätten die Mitarbeiter noch nie einen gewollt, meinte er. "Es wundert mich nicht, dass wir keine Betriebsräte haben, wir sind ja täglich alle im Betrieb und für unsere Mitarbeiter ansprechbar. Laut Gewerkschaft ist das Klima bei Ströck "betriebsratsfeindlich", viele hätten Angst vor negativen Konsequenzen.

Neue Mitarbeiter gesucht

Neben Ströck hat die Gewerkschaft auch andere Bäckereien im Visier, etwa die Bäckerei Mann, die ihre 800 Mitarbeiter ebenfalls nach dem Gewerbe-KV statt dem Großbäcker-KV zahlt. Auch hier habe man eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht. Genauer hinschauen will die Gewerkschaft zudem bei Fischer Brot, Resch & Frisch oder beim Kuchen Peter. Von den "Großen" zahlten einzig Ölz und Ankerbrot nach dem aus Gewerkschaftssicht richtigen Kollektivvertrag. "Anker hatte immer schon den Industrie-KV, die Personalkosten bei Ölz liegen um 15 bis 25 Prozent unter unseren", wiegelte Michael Ströck ab. "Wir produzieren noch immer gleich wie vor 40 Jahren, nur Mal 100", so Ströck.

Ströck erwirtschaftete 2012 über 100 Mio. Euro Umsatz. Heuer will die Firma 70 bis 80 neue Mitarbeiter aufnehmen, da der Bäcker den Gastrobereich ausbauen möchte. "Unsere Kunden erwarten von einer Bäckerei nicht nur Brot und Gebäck. Kaffee und warme Speisen werden immer stärker nachgefragt", so Irene Ströck am Montag vor Journalisten.

Kommentare

Oliver-Berg

Die beiden Großbäckereien die am wenigsten verdienen und öfters schon Sanierungsfälle waren sind Anker & Ölz. Die zahlen den Großbäcker-KV. Ob die wohl deswegen Sanierungsfälle waren. Die Gewerkschaft hat ja schon die AUA kaputt gemacht. Jetzt sind halt die Großbäcker dran.

Nach dem Überprüfung der Fa.Ströck sollte die Gewerkschaft auch die Firma des Societylöwen MANN unter die Lupe nehmen!!!

Nach der Überprüfung der Fa.Ströck sollte sich die Gewerkschaft auch den Betrieb des Societymensch MANN näher ansehen.
Auch dort scheint es ähnliches zu geben.

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