Ermittelt wird gegen rund 40 Gäste des Lokals, unter denen sich laut den Suchtgiftfahndern (Gruppe Markl) ein Kabarettist und "weitere aus dem Radio bekannte Stimmen" sowie Ärzte befinden. Sie sollen Kokain konsumiert und in eher wenigen Fällen auch weitergegeben haben. Die Verkaufsschiene lief über den 41-jährigen früheren Kickboxer und den Lokalinhaber, die zu Halloween unmittelbar nach der Übergabe von Suchtgift festgenommen wurden.
Fast gleichzeitig wurden der "Geschäftspartner" des 41-Jährigen, ein 60-jähriger auf großem Fuß, offiziell aber von Notstandshilfe lebender Frühpensionist, und ein Veranstaltungstechniker geschnappt, und zwar ebenfalls nach einer Übergabe. Als weiteres mutmaßliches Mitglied der Dealergruppe wurde ein Wiener ausgeforscht, der im Bezirk Mistelbach unweit der Grenze zu Tschechien eine Cannabis-Plantage betrieb, wegen Drogendelikten polizeibekannt ist und noch eine offene Haftstrafe von sieben Monaten abzusitzen hat.
Die Ermittlungen sind zumindest indirekt durch jene in der Causa Fendrich ausgelöst worden. "Wir haben in der Folge zahlreiche Hinweise bekommen", sagte ein Kriminalbeamter. Ein Teil der Kundschaft jenes Innenstadt-Lokals, das früher Treffpunkt von Kokain-Konsumenten war, war in die Döblinger Gaststätte übersiedelt.
Hausdurchsuchungen
Bei Hausdurchsuchungen und in Schließfächern wurden rund ein halbes Kilo Kokain und 1,6 Kilo Cannabispflanzen sichergestellt sowie Xylokain, eine Chemikalie, mit der sich Kokainpulver zu Steinchen formen lässt. Damit täuschten die Dealer eine höhere Qualität des Suchtmittels vor und verkauften es entsprechend teurer. Darüber hinaus fanden die Ermittler neben 50.000 Euro Bargeld eine Pumpgun, fünf Faustfeuerwaffen, Totschläger, Springmesser und verbotene Waffen. "In jüngster Zeit ist es schon gang und gäbe, dass bei Drogendealern einsatzbereite Schusswaffen sichergestellt werden", sagte ein Kriminalist.
Der 41-jährige mutmaßliche Haupttäter brachte seine Drogen aber nicht allein in dem Lokal in Döbling an den Mann: Laut Ermittlern fand der Mann in mehreren Restaurants seine Kunden. "Es war bekannt, dass der 41-Jährige immer Briefchen bei sich hatte, und da stellten sich die Interessenten halt überall ein, wo der Mann auftauchte. Das waren Restaurants genauso wie Heurigenlokale jenseits der Donau", sagte ein Kriminalist.
Welche Mengen an Drogen die fünf mutmaßlichen Dealer insgesamt verkauft haben, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. "Wir vermuten, dass es einen Bunker gibt, den wir noch nicht gefunden haben."
(apa/red)