König ohne Tamtam
und Allüren: Felipe VI. wird 50

Ein besonnener und pflichtbewusster Mann schlüpfte 2014 in die Monarchenrolle

Sein ganzes Leben lang ist der Mann mit dem sperrigen Namen Felipe Juan Pablo Alfonso de Todos los Santos de Borbon y Grecia auf eine große Aufgabe gedrillt worden: Als Felipe VI. König von Spanien zu werden. Im Sommer 2014 war es soweit - der damals 46-Jährige bestieg als jüngster Monarch Europas den Thron.

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Spanien - König ohne Tamtam
und Allüren: Felipe VI. wird 50

Er bringe "die Reife, die Vorbereitung und das nötige Verantwortungsbewusstsein" für das Amt mit, sagte sein skandalgebeutelter Vater Juan Carlos, als er überraschend seine Abdankung verkündete. Am Dienstag, dem 30. Jänner, feiert der hochgewachsene Regent seinen 50. Geburtstag.

Felipe führte die Monarchie in stillere Fahrwasser

In den vergangenen dreieinhalb Jahren ist das spanische Königshaus nach den unruhigen letzten Juan-Carlos-Zeiten - die unter anderem von einer umstrittenen Elefantenjagd in Botswana geprägt waren - in stillere Fahrwasser gekommen. Mit Felipe ist ein besonnener und pflichtbewusster Mann in die Monarchenrolle geschlüpft, der das Land ohne großes Tamtam und bisher ohne Allüren, Marotten und Eklats führt. Gleichzeitig fehlen ihm die Jovialität und die Volksnähe seines Vorgängers.

Nur bei wenigen Dingen hat er sich quer gestellt: So etwa, als er am 22. Mai 2004 gegen den Widerstand seiner Eltern die schon einmal geschiedene Journalistin Letizia Ortiz Rocasolano heiratete, eine moderne Bürgerliche, die nach Auffassung des Vaters nicht recht ins steife Protokoll passen wollte. Weil sie bei ihrer ersten Ehe nur standesamtlich geheiratet hatte, stimmte die katholische Kirche einer Hochzeit mit Felipe in der Almudena-Kathedrale zu.

Mit der zierlichen, modebewussten Letizia hat der König zwei Kinder: Die 2005 geborene Kronprinzessin Leonor und die 2007 zur Welt gekommene Infantin Sofia. Das Paar demonstriert Bescheidenheit: So kürzte Felipe sein Gehalt im Zuge der Wirtschaftskrise kurzerhand um 20 Prozent - das kam bei den Untertanen gut an. Überhaupt hat das Königshaus, vor allem dank Letizia, einen modernen und weltoffenen Anstrich bekommen.

Auch in puncto Fußball schlägt der König quer: Er ist erklärter Anhänger des spanischen Erstligisten Atletico Madrid, der als "Arbeiterklub" gilt. Alle anderen Royals feuern traditionell Rekordmeister Real Madrid an - die "Königlichen", wie der Vereinsname bereits besagt.

Erster spanischer Regent mit akademischem Abschluss

1968 als drittes Kind von Juan Carlos und Königin Sofia geboren, besucht Felipe die Schule in Madrid und im kanadischen Toronto. Anschließend wird er an Militärakademien ausgebildet und studiert Rechtswissenschaften in der spanischen Hauptstadt. 1995 macht er seinen Master in Internationalen Beziehungen an der Georgetown University in Washington. Er ist damit der erste spanische Regent mit akademischem Abschluss.

Ein Tag aus seiner Jugend ist unterdessen in die Geschichte eingegangen: Es ist die Nacht auf den 23. Februar 1981, Vater Juan Carlos muss die junge Demokratie gegen Putschisten aus den Reihen des Militärs verteidigen. Der 13-jährige Felipe wird aufgefordert, seinen Vater in dessen Arbeitszimmer bei der Krisenbewältigung zu beobachten und dort die ganze Nacht auszuharren. Schließlich hält der König eine viel beachtete Fernsehansprache, die die Putschisten zur Aufgabe bewegt.

Juan Carlos erklärte die Erziehungsmaßnahme später so: "Er sollte sehen, wie ich mein Amt ausübe, wenn alles infrage gestellt ist." Am nächsten Morgen wird der übermüdete Felipe ganz normal in die Schule geschickt.

Strenge Erziehung bereitet Felipe auf Krise vor

Vermutlich haben diese Erfahrungen ihn tatsächlich geprägt und auch auf die Krise vorbereitet, in der Spanien sich derzeit wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen der Region Katalonien befindet. Dennoch: Kritiker monieren, dass er dabei zuletzt eine historische Chance verpasst hat - und damit den zahlreichen Monarchie-Gegnern in seiner Heimat in die Hände spielt.

Zuletzt musste er Kritik einstecken

Oktober 2017: Nach einem von der Justiz verbotenen und von Polizeigewalt überschatteten Abspaltungsreferendum in Katalonien wendet sich Felipe im Fernsehen an sein Volk. Aber statt besonnen eine Vermittlerrolle zu übernehmen und Zuversicht zu demonstrieren, ergreift das Staatsoberhaupt klar Partei. Felipe spricht von "unverantwortlichem Verhalten" und zeigt weder Mitgefühl noch Verständnis für die zahlreichen Unterstützer des Separatismus. Der Schuss geht nach hinten los. "Wir hatten mehr erwartet, eine offene Tür für Dialog und Konsens", lautet der Tenor auch bei Oppositionsparteien in Madrid. Ein "König für alle" war Felipe in dieser Nacht jedenfalls nicht.

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