Regner: "Provokation
mit europäischer Dimension"

Die Teilnahme des russischen Präsidenten Wladimir Putin an der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) ist von der SPÖ-Delegationsleiterin im Europaparlament, Evelyn Regner, scharf kritisiert worden.

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Das sei "eine Provokation mit europäischer Dimension", kommentierte die Europaabgeordnete am Freitag die Einladung.

"Außenministerin Kneissl, die sich in Diplomatie üben sollte, inszeniert ihre eigene Hochzeit, um Putin zu hofieren. Vom Brückenbauer-Image verabschiedet man sich komplett", meinte Regner. Es sei beschämend, welches Bild die österreichische Regierung während des Ratsvorsitzes an die EU-Partner ausschicke.

Ukrainischer Minister ätzt über Wiener Außenamt

Nach Kritik aus dem ukrainischen Parlament hat sich mit Außenminister Pawlo Klimkin auch ein Regierungsmitglied aus Kiew zum Besuch zu Wort gemeldet.

"Ich kommentiere das Gesellschaftsleben gewöhnlich nicht. Aber wenn sich das österreichische Außenministerium schon gezwungen sieht, sich angesichts eines 'privaten' Besuchs zu rechtfertigen und zu versichern, dass der außenpolitischen Kurs unverändert bleibt, dann ist das schon eine interessante neue Form, die ein trauriges Lächeln hervorruft", schrieb Klimkin in seiner etwas kryptisch formulierten Wortmeldung.

Karas versteht Logik hinter Putin-Einladung nicht

Auch der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas sieht Putins Teilnahme an Kneissls Hochzeit kritisch. "Mir ist die Logik und die Absicht, ein so persönliches Fest auf diese Art und Weise politisch zu inszenieren und missbrauchbar zu machen, verschlossen", sagte er der "Tiroler Tageszeitung" (Freitagsausgabe).

»Mir ist die Logik und die Absicht, ein so persönliches Fest auf diese Art und Weise politisch zu inszenieren, verschlossen«

"Für mich bleibt eine Hochzeit ein zutiefst persönliches und privates Ereignis mit den engsten Freunden, sodass ich beiden alles Gute wünsche", erklärte Karas weiter. Zuvor hatten der Grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon, Russland-Experte Gerhard Mangott sowie die Liste Pilz die Einladung des russischen Präsidenten scharf kritisiert.

Putin bringt Don-Kosaken mit

Der russische Präsident Wladimir Putin dürfte Außenministerin Karin Kneissl zur Eheschließung einen musikalischen Gruß überbringen. Zehn Don-Kosaken werden mit Putin zur Hochzeitsfeier der Ministerin mitreisen und dort singen, hieß es am Freitag aus gut informierten Kreisen.

Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) sagte unterdessen der deutschen "Bild"-Zeitung (Freitagausgabe) laut dpa, die Visite des Präsidenten sei ein "merkwürdiger Vorgang, der sowohl innen- und außen- als auch gesellschaftspolitisch nicht in das Konzept des Landes" passe.

Polizei verhängt Platzverbot

Die Polizei hat für die Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) ein sicherheitsbehördliches Platzverbot erlassen. Dadurch hat nur ein im Vorhinein bestimmter Personenkreis Zugang zum Gasthaus und zum Parkplatz. Öffentliche Straßen sind vom Verbot nicht betroffen, hieß es am Freitag in einer Aussendung.

Die Polizei wolle Beeinträchtigungen für Anrainer und andere Gäste der Weinstraße möglichst gering halten, dennoch sei "im gesamten südsteirischen Raum mit kurzfristigen Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen". Neben dem Platzverbot wird auch ein Flugverbot - insbesondere für Drohnen - über dem Veranstaltungsort in Gamlitz verhängt.

Lob vonseiten der FPÖ

Heimo Lepuschitz, Leiter der FPÖ-Regierungskommunikation, applaudierte der Außenministerin hingegen auf Twitter wegen der Einladung. "Österreich als Brückenbauer in bester Tradition Bruno Kreiskys", kommentierte er den Besuch. "Bravo @Karin_Kneissl."

Nach massiver Kritik aus der Ukraine betonte das Außenministerium am Donnerstag, dass Putins Teilnahme nichts an der außenpolitischen Positionierung Österreichs ändere. Die Visite gilt nach Angaben des Außenministeriums als Arbeitsbesuch.

Ein Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der zu den Hochzeitsgästen Kneissls zählt, ist wahrscheinlich. Seinen eigentlichen österreichischen Amtskollegen, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, wird Putin nicht treffen.

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