Knalleffekt im laufenden AvW-Prozess: Hans Linz im Gerichtssaal festgenommen

Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr Linz war langjähriger Vorstand der AvW-Invest

Eine unerwartete Entwicklung hat der Prozess gegen den langjährigen AvW-Invest-Vorstand und Ex-Präsidenten des DSV-Leoben, Hans Linz, im Landesgericht Leoben genommen. Bei der Befragung gestand der 47-Jährige, weitere Personen geschädigt zu haben. Außerdem soll er laut Staatsanwaltschaft über einen "Fluchtfonds" verfügen. Die Anklagebehörde hatte daher die Festnahme Linz' beantragt.

Knalleffekt im laufenden AvW-Prozess: Hans Linz im Gerichtssaal festgenommen

Der Angeklagte wurde am heutigen Donnerstag nach der Mittagspause im Gerichtssaal in U-Haft genommen. Das Gericht begründete die Festnahme mit Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr. Außerdem hat Staatsanwalt Thomas Liensberger die Anklage auf eine Schadenssumme von zumindest 35 Mio. Euro ausgedehnt. Linz wird betrügerische Krida und schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen.

Eigentlich hätte Masseverwalter Erwin Bajc am Donnerstagvormittag gehört werden sollen, doch da sich die Befragung des Angeklagten hinzog, musste Linz auch am zweiten Verhandlungstag noch Fragen des Gerichts beantworten. Dabei kam heraus, dass es weitere geschädigte Anleger geben soll, die mehrere Mio. Euro an Forderungen bisher nicht geltend gemacht haben dürften. Mit ihnen soll sich Linz noch in den Monaten vor der Verhandlung getroffen haben.

Richterin Sabine Anzenberger konnte kaum glauben, dass Opfer mit Ansprüchen in Millionenhöhe sich nicht als Privatbeteiligte angeschlossen haben. "Sie haben jene Kunden mit den hohen Summen noch in den vergangenen Wochen besucht und die haben sich nicht dem Prozess angeschlossen. Was läuft da im Hintergrund? Entweder war das Schwarzgeld oder Sie versprechen den Kunden noch etwas," so das Gericht. Daraufhin beantragte die Staatsanwaltschaft die Festnahme, die Untersuchungshaft und eine Ausdehnung der Anklage um weitere zumindest fünf Mio. Euro.

Geld von Republik
Davor hatte Linz noch gemeint, dass er den Kunden, mit denen er "selbstverständlich noch in Kontakt" sei, gesagt habe: "Wenn wir von der AvW kein Geld mehr bekommen, wäre noch der Weg zur Republik möglich, weil die Aufsichtsorgane versagt haben." Anzenberger zeigte sich fassungslos: "Sie wollen Geld von der Republik, dafür, dass Sie wie ein Kaiser gelebt haben?"

Angesichts der überraschenden Wendung ist der Verhandlungsplan durcheinandergeraten: Masseverwalter Bajc und der bereits seit Ende Jänner inhaftierte AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach werden am Donnerstag wahrscheinlich doch nicht als Zeugen aussagen.

(apa/red)