Svindal ist Schnellster

Abfahrtstraining: Nebelbänke und schlechte Bodensicht - Topathleten wollten Absage

Schlechte Bodensicht und vor allem immer wieder durchziehende dichte Nebelbänke nehmen dem ersten Training der Abfahrer auf der Kitzbüheler Streif die Aussagekraft. Schnellster war am Dienstag der norwegische Skirennläufer Aksel Lund Svindal, mit Hannes Reichelt folgte der beste Österreicher auf Platz zwei (+0,25 Sek.). Das Gros der Topathleten hatte sich in der Früh für eine Absage des Trainings ausgesprochen, um die aufgeweichte Piste zu schonen, fand aber kein Gehör. Unterdessen hat es ein erstes Kitz-Opfer gegeben. Skirennläufer Andrej Jerman ist am Dienstag schwer gestürzt.

von
Kitzbühel 2013 - Svindal ist Schnellster

Der Slowene hat sich im Training eine Gehirnerschütterung zugezogen.

Grantige Gesichter sah man derweil im Zielraum viele. Äußerst wütend war der Steirer Klaus Kröll, der bei der Haubergkante voll in eine Nebelbank gesprungen war. "Ich habe nichts mehr gesehen, habe nicht einmal mehr gewusst, wo ich lande. Ich hätte abgewunken gehört. Das war komplett unverantwortlich. Ich habe das Richtige getan und bin stehen geblieben, sonst hätte ich mich im Netz gefunden. Vollwahnsinn", machte Kröll seinem Ärger Luft.

Nur eine Besichtigungsfahrt
Mehr als eine Besichtigungsfahrt sei es nicht gewesen, meinte der Titelverteidiger im Disziplinweltcup. "Es war okay. Wenn es jetzt kälter wird, wird es im Rennen von den Bedingungen her sowieso komplett anders. Mit dem von heute hat das dann nichts mehr zu tun." Die Befürchtung, dass die entstandenen Löcher gefrieren und die Athleten ein zweites "Sotschi" erleben, sind groß. Seit der äußert rumpeligen Olympiageneralprobe im Februar 2012 in Krasnaja Poljana klagen viele Läufer über Knieprobleme. Die Liste führen Beat Feuz, Ivica Kostelic, Bode Miller und Romed Baumann an.

"Wenn die Löcher frieren, wird es ähnlich wie in Sotschi werden", befürchtete deshalb auch Romed Baumann (+2,85). "Ich bin normal durchgefahren, vom letzten Anschlag fehlt noch viel. Bei mir war der Nebel dicht, ich bin froh, dass ich gesund herunten bin." So sah es auch Reichelt, der wie Kröll und Co. eine Trainingsabsage gewünscht hatte. "Sonst wird das hier Sotschi." Der an FIS-Renndirektor Günter Hujara von Athletensprecher Erik Guay herangetragenen Bitte wurde nicht entsprochen, die Jury entschloss sich zur Austragung.

"Die Oberfläche ist vom Neuschnee aufgeweicht, gesehen hat man auch nicht viel. Und meine Fahrt war Käse", sagte Georg Streitberger (1,95), bei dem "immer noch der Wurm drinnen" ist. "Der Schnee hat nicht viel hergegeben, die Sicht war auch nicht prickelnd. Zäh wie immer", meinte Joachim Puchner (2,46). "Hoffe, die Piste entwickelt sich noch." Auch Florian Scheiber störte sich am "Grieß" auf der Oberfläche.

Auf der an sich hart präparierten Piste hatte der Neuschnee der vergangenen Nacht die Oberfläche aufgeweicht, stellenweise brachen Stücke raus. Die nun löchrige Piste wieder in eine Topzustand zu bringen, wird eine Herausforderung für die Organisatoren. Es stehen auf der Streif noch zwei Trainings, die Spezialabfahrt und der Super-G auf dem Programm.

Athleten forderten Absage
Schon vor dem Training hatte der Weltverband FIS einen Wunsch seiner wichtigsten Athleten ignoriert. Diese wollten nämlich das Training absagen, um die Piste zu schonen. Aber die Funktionäre stellten sich über die Sportler. "Ein komplett unnötiges Training. Wir vernichten die Piste", schimpfte etwa Klaus Kröll. Zuvor schickten die Top-Läufer ihren Athletensprecher Erik Guay zu Renndirektor Günther Hujara, wo der Kanadier abblitzte.

Er habe zur Antwort bekommen, dass die Jury an der Austragung festhalte, weil die Organisatoren versicherten, dass sie die Piste wieder herrichten können. "Ich traue den Kitzbühelern auch viel zu, aber er braucht ja nicht in der Nacht am Berg stehen und die Löcher auf der Piste ausfüllen", ärgerte sich auch Hannes Reichelt darüber, dass Hujara und Co. die Bitte unerhört verhallen ließen.

Bitteres Kröll-Fazit
Weltcup-Titelverteidiger Klaus Kröll zog jedenfalls ein verbittertes Fazit: "Ich habe mir gedacht, ist eh alles für die Fisch. Der Athletensprecher ist eine Augenauswischerei. Der wurde nur gemacht, dass eine Ruhe gegeben wird." Meistens werde eh eine gute Arbeit gemacht, sagte Kröll. Aber wenn die Läufer einmal was anzumerken haben, dann wollen sie auch gehört werden.

Kommentare