Rock in Vienna: Kiss mit Mega-Show

Feuer, Kracher und Blut - Simmons: "We love Osterreich. Das Brot, Mädchen, alles"

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Musikfestival - Rock in Vienna: Kiss mit Mega-Show

"We love Osterreich", sagte Gene Simmons, Bassist, Sänger und Gruselmonster unter den geschminkten Rockern, vor dem Auftritt. "Wir lieben die Geschichte, Gulaschsuppe, Palatschinken und Wiener Schnitzel. Holsteinschnitzel! Das Brot, die Mädchen, alles", versicherte der 65-Jährige, der Kiss 1973 mit Paul Stanley in New York gegründet hatte, auf Deutsch. Wenig später brannte er mit seinen Kollegen ein Greatest-Hits-Feuerwerk ab - angesichts der Dauerpyro-Effekte darf man dieses ausgelutschte Wortspiel ausnahmsweise strapazieren.

Simmons fliegt blutbesudelt unter Bühnendecke

Vom Opener "Detroit Rock City" bis zur letzten Zugabe "Rock and Roll All Nite" dauerte es rund 90 Minuten, bei denen es viel zu hören (auch "Lick It Up" und "I Was Made For Lovin' You") und zu sehen gab. Simmons flog blutbesudelt unter die Bühnendecke, seit 13 Jahren Neo-Lead-Gitarrist Tommy Thayer ("Ich bin der Ronnie Wood von Kiss") schoss Funken aus seinem Instrument. Schlagzeuger Eric Singer hob mit den Drums ab, Simmons und Thayer schwebten am Ende auf Hebevorrichtungen über die Köpfe des Publikums und Stanley zertrümmerte sein Gitarre. Kiss eben. Aber man muss anmerken: Die Band spielte lustvoll und kompakt. Stanley, dessen Stimme nicht mehr die Qualität früherer Tage erreicht, sang besser als vor zwei Jahren am Nova Rock, und mit "Hell or Hallelujah" schaffte es wenigstens ein neuerer Song ins Programm.

Man sei permanent auf Tour, erzählte Simmons. Warum? "Wenn man ein langes Rennen läuft, wird man dabei in der Zielgeraden langsamer? Oder legt man einen Zahn zu?", fragte der Musiker rhetorisch und spielte darauf an, dass nach 42 Jahren Kiss irgendwann eine Ende naht. Auf alten Lorbeeren wolle er sich nicht ausruhen: "Wenn du als Boxer und Weltmeister in den Ring steigst, zählt nur dieser eine Kampf. Gestern ist egal, morgen auch, nur diese Nacht zählt. Unser Job ist es, jede Band vergessen zu machen, die hier in Wien aufgetreten ist."

Auf das Gewicht seines Kostüms angesprochen, rechnete Simmons - auf die Teile seiner Panzerung zeigend - auf Deutsch zusammen: "Wir haben nicht Kilos, wir haben Pounds. Und das ist elf, und noch ein elf Pounds, und mein Bass ist noch eine zwölf Pounds. Und zusammen das ist drei, zwölf, äh, 34 und noch 20 hier", klopfte er sich auf die Brustplatte und stapfte zufrieden auf seinen Plateausohlen davon.

Limp Bizkit zweiter Abräumer des Tages

Der zweite Abräumer am letzten Tag hieß Limp Bizkit. Die Nu-Metal-Überlebenden waren auf dem Festival als Anheizer genau richtig: Riffs, Raps, prollige Texte und eine gestandene Portion Härte kamen bestens an. Über den Bierdunst fegten ein mittlerweile vollbärtiger Fred Durst und seine Mannen mit eigenen Songs ("My Generation") und Coverversionen von Nine Inch Nails ("Closer") bis zu George Michael, dessen "Faith" als Hauruck-Haudrauf-Mitgröl-Metalsong erschallte. Limp Bizkit mischten sämtliche Klischees schamlos zusammen und kamen damit durch.

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