Kirchenaustritte um
14,9 Prozent gestiegen

Missbrauchsfälle und Causa Schwarz als mögliche Ursachen

Die Zahl der Kirchenaustritte ist im vergangenen Jahr um 14,9 Prozent gestiegen. Gab es Ende 2018 noch 5,05 Millionen Katholiken in Österreich, waren es 2019 nur mehr 4,98 Millionen, berichtete "Kathpress" am Mittwoch. Das entspricht einem Rückgang von 1,35 Prozent. Als Gründe werden Missbrauchsfälle und die Vorwürfe gegen den einstigen Klagenfurter Bischof Alois Schwarz vermutet.

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Kirche - Kirchenaustritte um
14,9 Prozent gestiegen

In absoluten Zahlen traten laut vorläufigen Daten der Bischofskonferenz 67.583 Personen im vergangenen Jahr aus der römisch-katholischen Kirche aus. 2018 waren es laut amtlicher Statistik 58.807. Die Diözesen meldeten dabei unterschiedlich stark akzentuierte Entwicklungen. In einigen gab es moderate Anstiege bei den Kirchenaustrittszahlen, bei anderen waren die Anstiege deutlicher ausgeprägt, wie etwa in Kärnten.

Vergleicht man die Austritte mit jenen der Jahre zuvor, ist diesmal ein überdurchschnittlich starker Anstieg zu verzeichnen. 2018 betrug dieser 8,7 Prozent, 53.698 Menschen verließen damals die Kirche. Einen historischen Höchststand gab es 2010 mit 85.960 Austritten. Dies war zu einem Gutteil auf das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich zurückzuführen.

Anstieg in Kärnten um 63,9 Prozent

Das starke Plus bei den Kirchenaustritten ist vor allem auf eine Diözese zurückzuführen: Die Causa rund um ihren ehemaligen Bischof, Alois Schwarz, hat der Diözese Gurk-Klagenfurt offensichtlich einen Anstieg von rund 63,9 Prozent beschert. 5.815 Personen sind dort aus der Kirche ausgetreten. Den geringsten Anstieg bei den Austritten verzeichnet hingegen die Diözese Feldkirch mit 4,5 Prozent.

Abgesehen von den negativen und positiven Ausreißern bewegt sich das Plus bei den Kirchenaustritten in den Diözesen zwischen 10 und 15 Prozent. So meldete die Erzdiözese Wien, in der es aktuell rund 1,16 Mio. Katholiken gibt, 19.198 Austritte, im Jahr davor waren es 17.367. Das entspricht einem Anstieg von 10,5 Prozent. Zugleich gab es 921 Neu- und Wiedereintritte, 130 Personen widerriefen ihren Austritt.

Die Diözese Linz zählte mit Stichtag 31. Dezember 2019 insgesamt 939.667 Katholiken. 11.097 Personen traten aus der Kirche aus, das ist ein Plus von 14,2 Prozent. 484.107 Katholiken hatten mit Jahresende 2019 ihren Hauptwohnsitz in der Diözese St. Pölten, wo der ehemalige Kärntner Bischof Schwarz derzeit im Amt ist. 5.430 Katholiken traten dort aus der Kirche aus, was einem Anstieg von 12,4 Prozent entspricht.

In der Erzdiözese Salzburg wird die Gesamtzahl der Katholiken mit 460.106 angegeben. 5.405 Personen verließen 2019 die katholische Kirche, das sind 11,1 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Diözese Graz-Seckau gehörten 794.169 Personen im Jahr 2019 der katholischen Kirche an. 11.617 Personen traten aus, was einem Plus von 10,8 Prozent entspricht. Der Diözese Eisenstadt sind 189.160 Katholiken zugeordnet. 1.490 Menschen traten aus der Kirche aus, das entspricht einem Plus von 14,7 Prozent.

Relativ hoch sind die Austritte noch in der Diözese Innsbruck, wo mit aktuellem Stand 374.034 Katholiken gemeldet sind. 4.313 Personen verließen die römisch-katholische Kirche, was einem Plus von 19,3 Prozent entspricht. Am geringsten ist der Anstieg in Feldkirch mit 4,5 Prozent. 229.547 Personen gehören dort aktuell der römisch-katholischen Kirche an.