Das große Aufräumen

Der Interimschef der Diözese Gurk muss nach dem Abgang von Bischof Schwarz auch für wirtschaftliche Transparenz sorgen.

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Kirche - Das große Aufräumen © Bild: Pressestelle /Neumüller

Mit dem Wechsel von Bischof Alois Schwarz von Kärnten nach Niederösterreich zu Monatsbeginn ging es Schlag auf Schlag: Zuerst wurde Generalvikar Engelbert Guggenberger zum Administrator - sprich: Interimschef -der Diözese Gurk- Klagenfurt bestellt; dann wurden Entscheidungen von Schwarz revidiert, ein Durchleuchten des Bistums angeordnet und schließlich die enge Vertraute von Schwarz, Andrea E., beurlaubt. Diese hatte wie berichtet im zum Bistum gehörenden Stift St. Georgen als Direktorin ein höchst umstrittenes Regime geführt, dem zahlreiche Mitarbeiter zum Opfer gefallen sein sollen. Zudem gab es Berichte über etwaige Zölibatsverletzungen und Missbrauchsvertuschung in der Ära Schwarz.

Jetzt ist das große Aufräumen im Gange: Guggenberger ist gefordert, verloren gegangenes Vertrauen in die Diözesanleitung und in die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen. Er will das einerseits durch einen neuen, "klaren und entschiedenen Führungsstil" erreichen, andererseits durch die "Korrektur etwaiger Schieflagen" im Bistum. Deshalb auch die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die die wirtschaftliche und personelle Situation sowie das Arbeitsklima im bischöflichen Mensalgut durchleuchtet.

"Kontrolle außer Kraft"

"Eine erste Analyse hat ergeben, dass im Bistum das vom Kirchenrecht geforderte Kontroll-und Aufsichtsorgan de facto außer Kraft gesetzt worden war", sagt Guggenberger zu News. "Die Wiedereinsetzung dieses Kontrollgremiums war die logische Konsequenz." Die Arbeitsgruppe nehme alle Bereiche des Mensalguts "zügig, konsequent und gründlich" unter die Lupe. Guggenberger erklärt, er habe zwar "in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Bischof die Diözese geleitet, nicht aber das Bistum." Das sei "alleiniger Zuständigkeitsbereich des Bischofs".

Kritiker hatten sich zuletzt immer wieder auch an der dort fehlenden Transparenz und daran, wie mit dem Vermögen des Bistums umgegangen wurde, gestoßen. Dieses muss als Körperschaft öffentlichen Rechts keine Bilanzen legen. Mit 12.000 Hektar Landbesitz ist das Bistum der größte Grundeigentümer Kärntens; mit mehreren Hundert Millionen Euro Vermögen ist Gurk-Klagenfurt die mit Abstand reichste Diözese Österreichs.

Der Betriebsratsobmann der Finanzkammer und des Bischöflichen Ordinariats, Gabriel Stabentheiner, bezeichnet das Bistum in finanzieller Hinsicht gar als "Dunkelkammer". In den Ausbau des Stifts St. Georgen als Bildungszentrum samt Viersternehotel, Backstube, Weg der Orientierung und neuem Schwimmbad am Längsee seien Millionen investiert worden, die "mit Sicherheit nicht zu erwirtschaften" seien. Das Bistum sei "eine Art Selbstbedienungsladen" für den Bischof und seine dortige Vertraute gewesen, so Stabentheiner. Man sei gut beraten, das "Bistum transparenter zu gestalten" und auf breiter Basis nachzudenken, wie man das Vermögen auch für soziale Zwecke einsetzen könne, sagt der Betriebsratschef: "Jetzt wurde ja fast ausschließlich in die Viersternehotellerie investiert, um die Eitelkeiten der Frau E. zu befriedigen."

Der Krumpendorfer Pfarrer, Seelsorger an der Uni Klagenfurt und Mitglied der österreichischen Pfarrer-Initiative Hans-Peter Premur fordert ebenfalls mehr Transparenz ein. Im Sinne der heiligen Hemma, nach der die Stiftung des Bistums benannt ist, solle "etwas Gutes für das Land, für sozial Schwache oder auch ein Entwicklungsprojekt" gemacht werden. Es dürfe nicht um die Bereicherung der Kirche oder die Erfüllung persönlicher Interessen gehen, erklärt Premur. In Summe sieht er die Causa Schwarz als "exemplarischen Fall dafür, wie die Kirche nicht funktionieren soll".

Ausgang offen

Wie es mit der Schwarz-Vertrauten Andrea E. weitergeht, ist indes offen: Sie wurde "bis Ende August beurlaubt, um eine offene und unbelastete Gesprächsatmosphäre mit den Mitarbeitern des Mensalguts sowie eine objektive Analyse der Abläufe und Strukturen zu ermöglichen", sagt Engelbert Guggenberger. "Über die weitere Vorgangsweise wird nach Abschluss der Gespräche und der internen Prüfungen entschieden."