Kirche präsentiert Plan gegen Missbrauch:
"Stiftung Opferschutz" für Schadenersatz

Kein Bekenntnis zu selbstverpflichtender Anzeige Bislang 910 Kontakte mit Betroffenen verzeichnet

Kirche präsentiert Plan gegen Missbrauch:
"Stiftung Opferschutz" für Schadenersatz

Die Zahlungen sollten "rasch, unbürokratisch, menschlich und angemessen" erfolgen. Über die Dotierung dieser Stiftung wurden vorerst keine Angaben gemacht. Betont wurde jedoch, dass die Geldleistungen "nicht aus dem Kirchenbeitrag" finanziert würden, sondern "beim Täter oder bei einer verantwortlichen Institution eingefordert" werden sollen.

Anzeige nur "bei Gefahr im Verzug"
Eine generelle Pflicht, mutmaßliche Missbrauchstäter anzuzeigen, sieht der Maßnahmenkatalog nicht vor. Ausnahme: Bei Gefahr in Verzug, also wenn angenommen werden könne, dass "durch den mutmaßlichen Täter weitere Personen zu Schaden kommen könnten", werde "auf Initiative der Kirche der Sachverhalt zur Anzeige gebracht". Ansonsten empfehle die Ombudsstelle dem Opfer, selbst Anzeige zu erstatten, und die kirchlichen Leitungsverantwortlichen würden bei erhärtetem Verdacht den mutmaßlichen Täter "zur Selbstanzeige auffordern". Die kirchlichen Ombudsstellen sollen künftig einheitlich gestaltet und weisungsfrei sein und von "unabhängigen Fachleuten" geleitet werden.

Die Grünen sehen die Anti-Missbrauchs-Maßnahmen der Österreichischen Bischofskonferenz noch skeptisch. Ihr Justizsprecher Albert Steinhauser begrüßte zwar die Einrichtung einer Opferstiftung, vermisste aber ein Bekenntnis zu einer Selbstverpflichtung zur Anzeige.

Bislang 910 Kontakte mit Betroffenen
Die kirchlichen Ombudsstellen für Missbrauchsopfer haben seit Jänner österreichweit 910 Kontakte mit Betroffenen verzeichnet. Im Vergleich zum ersten Quartal sei die Zahl der "Kontaktnahmen" aber im Mai deutlich zurückgegangen, teile der Leiter der Wiener Ombudsstelle, Johannes Wancata, mit. Die Erzdiözese Wien ist nach wie vor Spitzenreiter, seit Jänner wurden dort 293 Meldungen verzeichnet.
(apa/red)