Diözese Gurk-Klagenfurt:
Alles auf dem Prüfstand

In der Diözese Gurk-Klagenfurt kommt nach dem Wechsel von Bischof Alois Schwarz nach St. Pölten nun alles auf den Prüfstand.

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Alles auf dem Prüfstand

Der am Montag vom Domkapitel gewählte Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger kündigte an, er wolle "verloren gegangenes Vertrauen in die Diözesanleitung" wieder herstellen. Auch Wirtschaftsprüfer werden eingesetzt, die vor allem das Bistum durchleuchten werden.

Er sehe sich als "Primus inter pares", sagte Guggenberger in einer ersten Stellungnahme nach seiner Wahl. Einheit und Kollegialität mit den übrigen Domkapitularen sei ihm ein zentrales Anliegen. In der Seelsorge wolle er den von Bischof Schwarz eingeschlagenen Weg der menschennahen Seelsorge fortsetzen. Guggenberger wird Ordinariatskanzler Jakob Ibounig zu seinem "Ständigen Vertreter" ernennen, zur Unterstützung seiner täglichen Amtsgeschäfte, wie er erklärte.

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In seiner Erklärung ging Guggenberger indirekt auch auf Medienberichte der vergangenen Tage und Wochen ein, in denen Bischof Schwarz dessen Führungsstil vorgeworfen worden war. Guggenberger: "Mit Blick auf die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es mir ein Anliegen, durch Klarheit, Entschiedenheit und Transparenz in meinem Kommunikations- und Führungsstil verloren gegangenes Vertrauen in die Diözesanleitung wieder herzustellen." Als langjähriger Seelsorger wisse er um die Bedeutung der 336 Pfarren in Kärnten, die bedeutende spirituelle, kulturelle, soziale und gesellschaftliche Kraftzentren seien. Er werde sich daher mit "aller Kraft" für deren Aufrechterhaltung einsetzen, auch im Wissen um die knapper werdenden finanziellen und personellen Ressourcen.

Als Administrator trage er auch Verantwortung für das Bistum, das sogenannte Mensalgut der heiligen Hemma (Mensalgut ist ein zweckgewidmetes Vermögen, damit ein Bischof sein Amt ausüben kann, Anm.). Stiftspfarrer Gerhard Kalidz, Ökonom des Mensalguts, wird beauftragt, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, um einen umfassenden Überblick über die wirtschaftliche und personelle Situation sowie über das Arbeitsklima im Bistum zu erhalten. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe sollen dann als Basis für weitere Entscheidungen des Domkapitels dienen. Bei dieser Überprüfung sollen dem Vernehmen nach auch externe Wirtschaftsprüfer beigezogen werden. Wie lange diese Durchleuchtung dauern wird, war vorerst offen.

Neue Kärntner Kirchenführung macht Schwarz-Entscheidungen rückgängig

Einen Tag nach seiner Wahl zum Diözesanadministrator der Diözese Gurk-Klagenfurt hat Engelbert Guggenberger mehrere Entscheidungen des früheren Bischofs Alois Schwarz rückgängig gemacht. Er hob das Statut des Bistums Gurk wegen Rechtswidrigkeit auf und stellte dem Geschäftsführer einen Beirat zur Seite. Das neue Statut war erst im Februar in Kraft getreten. Das gab die Diözese am Dienstag bekannt.

Bereits am Montag hatte Guggenberger eine wirtschaftliche Durchleuchtung des Bistums, des Mensalgutes des Bischofs, angekündigt. Nun wurde Geschäftsführer Andreas Maier durch die Installierung des Beirats unter Vorsitz von Domkapitular Gerhard Kalidz, dem Ökonom des Domkapitels, de facto entmachtet. Dem Beirat gehören neben Kalidz Dompfarrer Peter Allmaier, Vizekanzler Burkhard Kronawetter und der ehemalige langjährige Finanzkammerdirektor und Diözesanökonom Franz Lamprecht an.


Das Bistum hatte schon bisher einen sogenannten Wirtschaftsverwaltungsrat, dieser hatte aber seit Februar dieses Jahres nur noch beratende Funktion gehabt. Dieser Verwaltungsrat erhält "ab sofort die dem Kirchenrecht entsprechende Funktion eines Kontroll- und Aufsichtsorgans", wie es in der Aussendung heißt. Rückgängig gemacht wurde vom Domkapitel auch das Statut des Bistums, das laut Diözese dem kirchlichen Vermögensrecht widersprochen hatte. Die zuvor geltende Geschäftsordnung wurde wieder in Kraft gesetzt. Damit wurde eine Reihe von Entscheidungen des nach St. Pölten gewechselten Bischofs Alois Schwarz von der neuen Kirchenführung wieder aufgehoben.

Die vom Domkapitel installierte Arbeitsgruppe unter der Leitung von Stiftspfarrer Kalidz, die mit Dompfarrer Allmaier sowie externen Experten besetzt ist, nimmt ab sofort ihre Arbeit auf.

Schwarz, der am Wochenende sein Amt als Bischof in St. Pölten offiziell angetreten hat, hatte in Kärnten über lange Zeit mit Vorwürfen zu kämpfen. Darunter Misswirtschaft in der Diözese sowie ein fragwürdiger Führungsstil mit dubiosen Personalentscheidungen, wie es in Medienberichten hieß. Zudem soll Schwarz einen ehemaligen Geheimdienst-Chef engagiert haben, um Mitarbeiter bespitzeln zu lassen. Schwarz selbst wies solche Anschuldigungen stets zurück.

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