Die Schwester von
Kim Jong-un

Kim Yo-jong, die Schwester von Diktator Kim Jong-un, spielt bei Olympia eine tragende Rolle. Aber wer ist die Frau?

von Kim Yo-jong - Die Schwester von
Kim Jong-un © Bild: Patrick Semansky / POOL / AFP

Kaum bekannt in der Öffentlichkeit, schrieb Kim Yo-jong am Freitag Geschichte: Als erstes Mitglied der nordkoreanischen Kim-Dynastie seit dem Waffenstillstand im Korea-Krieg von 1953 betrat die Schwester von Machthaber Kim Jong-un südkoreanisches Territorium.

Sanft lächelnd traf die auf 30 Jahre geschätzte Frau im schwarzen Wintermantel am Flughafen von Incheon ein - als Teil einer hochrangigen nordkoreanischen Delegation, die anlässlich der Olympischen Winterspiele ins verfeindete Nachbarland reiste.

Kim Yo-jong war der Weltöffentlichkeit lange Zeit unbekannt. Erst bei der Beerdigung ihres Vaters, Machthaber Kim Jong-il 2011 trat sie prominent in Erscheinung: Im Staatsfernsehen war sie mit tränenüberströmtem, aschfahlem Gesicht hinter ihrem Bruder zu sehen. Nachdem Kim Jong-un die Nachfolge des Vaters angetreten hatte, kletterte sie rasch die Karriereleiter empor - für Frauen in Nordkorea ein seltenes Privileg.

Die Geschwister

Kim Yo-jong und Kim Jong-un sind zwei von drei Kindern aus der dritten Ehe von Kim Jong-il, ihre Mutter war die frühere Tänzerin Ko Yong-hui. Inzwischen gilt Kim Yo-jong als Kronprinzessin: Der Machthaber sieht seine jüngere Schwester, die wie er selbst in der Schweiz ausgebildet wurde, zu Höherem befähigt und weist ihr immer mehr wichtige Aufgaben zu. Mit dem Besuch in Südkorea betrat Kims Schwester, die fließend Englisch und Französisch spricht, erstmals diplomatisches Parkett.

»Sie ist eine von wenigen Menschen, die mit Machthaber Kim frei über alles sprechen können«

Ihr Einfluss auf ihren Bruder Kim soll erheblich sein: "Sie ist eine von wenigen Menschen, die mit Machthaber Kim frei über alles sprechen können", sagt Yang Moo-jin, Professor an der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul. Sie habe deutlich mehr Einfluss auf Entscheidungen als jeder andere in Nordkorea.

Im Staatsapparat ist Kim Yo-jong in wichtigen Gremien vertreten. Sie ist alternierendes Mitglied des Politbüros des mächtigen Zentralkomitees der Staatspartei und mit Propaganda-Aufgaben betraut.

Bei Olympia dreht sich alles um sie

Mit 27 Jahren wurde sie in die Oberste Volksversammlung gewählt, das nordkoreanische "Parlament". Damit stach sie ihre einst mächtige Tante Kim Kyong-hui aus, die erst mit 44 Jahren in die Volksversammlung eingezogen war. Die Tante legte eine außergewöhnliche Karriere hin und schaffte es bis zur Vier-Sterne-Generälin. Doch nachdem ihr Ehemann Jang Song-thaek 2013 wegen Verrats hingerichtet wurde, verschwand sie aus der Öffentlichkeit.

© Odd ANDERSEN / AFP Kim Yo-jong

Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf Kim Yo-jong. Die junge Frau gilt als eigentliche Chefin der nordkoreanischen Delegation in Südkorea. Formal wird die Delegation zwar vom protokollarischen nordkoreanischen Staatsoberhaupt Kim Yong-nam angeführt. "Aber Kim Yo-jong wird de facto die Delegation leiten", sagt der Politikexperte Cheong Seong-chang vom Sejong-Institut in Seoul.

Der um Entspannung bemühte südkoreanische Präsident Moon Jae-in schüttelte am Freitag den ranghohen nordkoreanischen Besuchern die Hand. Er sieht die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang als Chance zur Annäherung zwischen den koreanischen Staaten, die 1953 zwar einen Waffenstillstand schlossen, aber sich mangels Friedensvertrag bis heute im Kriegszustand befinden.

Aus Sicht von Kritikern bietet Moon den Nordkoreanern eine Plattform für Propagandazwecke. "Indem er Kim Yo-jong schickt, vollendet Kim Jong-un diesen Plan", schrieb die konservative, südkoreanische Zeitung "Chosun" in einem Kommentar.

Bei der Olympia-Eröffnungsfeier im Stadion von Pyeongchang saß Kim Jong-uns Schwester hinter Moon, US-Vizepräsident Mike Pence und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe auf der Ehrentribüne. Ihre Sitznachbarin zur Linken kam aus Deutschland: Elke Büdenbender, die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

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