Kika/Leiner: "Sparen
für den Fortbestand"

Die Betriebsräte der Möbelhäuser zeigen aber gewisses Verständnis

Der neue Eigentümer der heimischen Möbelketten Kika und Leiner - die Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko - setzt den Rotstift an: Österreichweit sollen rund 1.100 Stellen gestrichen werden - das ist mehr als ein Fünftel der Belegschaft. Die Betriebsräte der Möbelhäuser bedauern den harten Sparkurs zwar, zeigen aber gewisses Verständnis.

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Stellenabbau - Kika/Leiner: "Sparen
für den Fortbestand"

Sie betonen, dass mit der Geschäftsführung bereits ein Sozialplan verhandelt werde. Offiziell bestätigt hat das Unternehmen bisher lediglich, dass vier Standorte und zwei kleinere Logistikzentren per Jahresende geschlossen werden. Eine genaue Zahl zum Stellenabbau wurde vorerst nicht bekanntgegeben. Die betroffenen Mitarbeiter sollen heute oder am Montag beim AMS angemeldet werden.

Für Fortbestand muss gespart werden

"Es ist schlecht, was da passiert", sagte Sonja Karner, Betriebsratsvorsitzende bei Kika. Um den Fortbestand von Kika und Leiner zu sichern, müsse aber gespart werden. "Aus wirtschaftlichen Gründen sind natürlich Maßnahmen notwendig, um das gesamte Unternehmen am Markt zu halten", sagte auch Leiner-Betriebsrat Karl Vogl im Ö1-Morgenjournal.

»Aus wirtschaftlichen Gründen sind Maßnahmen notwendig, um das gesamte Unternehmen am Markt zu halten«

Die Mitarbeiter seien gestern nach Schließung der Filialen über die Sanierungspläne informiert worden. Mit der Geschäftsführung wird bereits über einen Sozialplan verhandelt, halten die Betriebsräte fest. Es gebe eine gute Gesprächsbasis, so Karner.

Bürgermeister in NÖ sprechen von "schwerem Schlag"

Nach Bekanntwerden der Sparpläne von Kika/Leiner haben die Bürgermeister von St. Pölten, Matthias Stadler (SPÖ), und Wiener Neustadt, Klaus Schneeberger (ÖVP), am Freitag in Aussendungen von einem "schweren Schlag", vor allem für die betroffenen Mitarbeiter, gesprochen. Die Leiner-Gründungsstadt St. Pölten ist laut Stadler "bei den Kündigungen einer der am stärksten betroffenen Standorte".

Betroffen seien in der niederösterreichischen Landeshauptstadt vor allem Arbeitsplätze in der Zentrale, aber auch in der Logistik und einige in den beiden Möbelhaus-Filialen. "Das ist ein sehr schwerer Schlag für die Mitarbeiter und ihre Familien, der uns zutiefst erschüttert", sagte Stadler. Er forderte die volle Unterstützung des Landes und der Bundesregierung für die betroffenen Mitarbeiter und auch für eine rasche Nachnutzung eventuell nicht mehr benötigter Infrastruktur ein.

"Sehr bedauernswert ist auch die Tatsache, dass das seit Jahrzehnten für St. Pölten prägende Unternehmen von St. Pölten aus zu einem Möbelimperium aufgestiegen ist und nun ins Wanken geraten ist", meinte Stadler. Im Jahr 1910 wurde das erste Leiner Haus in St. Pölten gegründet.

»Es hätte noch schlimmer kommen können«

"Trotz der schmerzlichen Kündigungen muss man auch sagen, dass es noch schlimmer hätte kommen können", so Stadler. Immerhin habe das Management des Kika/Leiner-Eigentümers Signa dem Stadtchef bestätigt, dass in St. Pölten das Möbelhaus Kika im Süden und das Leiner-Stammhaus im Zentrum sowie die Zentrale erhalten bleiben sollen.

Wiener Neustadt: "Wichtiger Betrieb" für City zugesperrt

In Wiener Neustadt werde mit dem Leiner-Möbelhaus in der Bahngasse eine "Institution" und ein "sehr wichtiger Betrieb" für die Innenstadt zugesperrt, meinte Bürgermeister LAbg. Klaus Schneeberger (ÖVP): "Die Schließung ist natürlich ein schwerer Schlag - vor allem für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahren oder gar Jahrzehnten hier beschäftigt waren. Für sie müssen wir alles unternehmen, um sie zu unterstützen."

Was die weitere Entwicklung des Standortes betreffe, "bin ich bereits seit 14 Tagen in Gesprächen mit der Signa-Gruppe von Rene Benko", informierte Schneeberger. Durch die Nähe zu den Kasematten, dem "Herz" der bevorstehenden NÖ Landesausstellung 2019, "muss es unser aller Bestreben sein, hier rasch zukunftsträchtige Lösungen zu finden".

Allein in Niederösterreich könnten insgesamt bis zu 500 Arbeitsplätze verloren gehen, unter anderem sollen auch in der Zentrale in St. Pölten zahlreiche Arbeitsplätze wegfallen. Neben dem Leiner-Möbelhaus in Wiener Neustadt wird auch die Kika-Filiale in Vösendorf und ein Filialaußenlager in St. Pölten mit Jahresende geschlossen.

Tiroler Möbelhandel will Mitarbeiter übernehmen

Der Tiroler Möbelhandel will die vom Jobabbau bei Kika/Leiner betroffenen Mitarbeiter "im Rahmen seiner Möglichkeiten" übernehmen. Dies kündigte der Sprecher des Möbelhandels in der Tiroler Wirtschaftskammer, Stefan Föger, am Freitag in einer Aussendung an. "Wir suchen immer gute Fachkräfte", erklärte Föger.

"Wir haben in unserem Land eine gewachsene Struktur, mit einigen regional sehr stark verankerten, inhabergeführten und qualitätsorientierten Möbelhäusern, die verlässliche Arbeitgeber sind", so Föger. Er sicherte den Betroffenen - "wo es möglich ist" - Unterstützung zu.

Die Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor Rene Benko, die Kika/Leiner vor kurzem übernommen hatte, hat massive Sparpläne angekündigt. Im Zuge der Sanierung sollen laut Medienberichten über 1.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Zudem sollen - wie das Unternehmen bestätigt - vier Filialen, unter anderem die Leiner-Filiale in Innsbruck, und zwei Logistikzentren geschlossen werden.

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