KH Nord: 95.000 Euro für
energetische Reinigung "illusorisch"

Berufsgruppen-Sprecher Lechner: "Das verdienen Energetiker meistens im Jahr nicht"

Die Aufregung um den vom Wiener KH Nord engagierten Bewusstseinsforscher, der am Grundstück „Energieflüsse gereinigt“ sowie eine „Optimierung der Bewusstseins-Struktur“ vorgenommen hat, ist groß. Die Regierung fixierte sogar eine Untersuchungskommission zu dem Auftrag, der der Stadt Wien 95.000 Euro gekostet hat. Doch was macht ein Energetiker überhaupt? Was bringt so eine „Reinigung“ und sind 95.000 Euro ein branchenüblicher Preis dafür? Der praktizierende Humanenergetiker Charly Lechner klärt auf.

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Spital-Skandal - KH Nord: 95.000 Euro für
energetische Reinigung "illusorisch"

Was macht ein Energetiker?

HumanenergetikerInnen geben Hilfestellung zur Erreichung einer körperlichen und energetischen Ausgewogenheit. Der Energetiker ist dabei ein Experte im Feinstofflichen. Diese Ebene „umfasst sämtliche Energien und Informationen, die uns umgeben bzw. durchdringen“, so die Beschreibung der Bundesberufsgruppe. Das Feinstoffliche steht dabei im Gegensatz zum Materiellen, also der „Alltagsrealität“ wie etwa der materielle Körper. In diesem feinstofflichen Bereich bringt der Energetiker seine Techniken ein, um Menschen zu unterstützen, auf dieser Ebene die Ausgewogenheit (wieder-)zuerlangen – bevor sich etwas materialisiert. Dies geschieht zum Beispiel mittels Bioresonanz, Anwendung kinesiologischer Methoden oder Cranio Sacral Balancing.

Der Unterschied zur Esoterik/Scharlatanerie

Der Energetiker ist somit ein klar definiertes Berufsbild, das dem freien Gewerbe zuzuordnen ist und dessen Interessen von der Wirtschaftskammer vertreten werden. Charly Lechner, Energetiker und Sprecher dieser Berufsgruppe möchte sich dezidiert von der Esoterik oder Scharlatanerie distanzieren: „Esoterik ist eine Glaubensfrage, bei der Informationen an ausgewählte Mitglieder weitergegeben wird. Ein Energetiker gibt keine Versprechen wie etwa eine Heilung ab, er stellt Rechnungen und bietet Dienstleistungen an. Und das an alle, die es wollen.“

»Energetiker ist ein ernst gemeinter Beruf, der es nicht verdient hat, immer wieder durch Sonderfälle wie diesen in den Dreck gezogen zu werden.«

Christoph Fasching, jener „Energetiker“, der vom KH Nord beauftragt wurde, sei dezidiert kein Energetiker, ist Lechner wichtig zu erwähnen: „Er ist kein Mitglied meiner Berufsgruppe, er hatte keinen Gewerbeschein.“ Viel Aufklärungsarbeit habe er dazu in den letzten Tagen geleistet, sagt Lechner, der sich über diese Verwechslung ärgern muss: „Energetiker ist ein ernst gemeinter Beruf, der es nicht verdient hat, immer wieder durch Sonderfälle wie diesen in den Dreck gezogen zu werden.“

Das KH Nord-Problem

Das Problem des Krankenhauses Nord sieht Charly Lechner aber ohnehin woanders. Natürlich mache es prinzipiell Sinn, bei einem Krankenhausgelände die Schwingungen zu harmonisieren, doch beim Krankenhaus Nord sieht er viel mehr ein – stark heruntergebrochen - physikalisches Problem, ein Problem des Elektromagnetismus, da das Gelände von Schienen umzingelt sei.

95.000 Euro für eine Gebäude"reinigung"?

Würde man dennoch eine energetische Harmonisierung für ein Gelände wie dieses in Auftrag geben, wäre 95.000 Euro ein üblicher Preis? Charlie Lechner bringt diese Frage fast zum Lachen. „Nein! Nein!“, ruft er laut aus und erklärt: Zwei Drittel der Humanenergetiker seien Frauen nach einem beruflichen Wiedereinstieg, viele machen es zweitberuflich und wenige können überhaupt von dem Beruf leben. 95.000 Euro seien nicht mehr als der Wunsch oder Traum jedes Energetikers und somit total „illusorisch“. Nicht einmal im Jahr würden die meisten das verdienen, so Lechner. Er könne nur sagen: „Wow! Das ist ein Patzen Geld.“

Im Video: Näheres zur Affäre ums KH Nord